Honduras wird die „Pille danach“ für Vergewaltigungsopfer nach mehr als einem Jahrzehnt totaler Restriktionen zulassen. Dies kündigte der Gesundheitsminister des zentralamerikanischen Landes am späten Montag (31.) Ortszeit an, obwohl ein vollständiges Abtreibungsverbot bestehen bleibt. Die streng katholische República de Honduras hat 2009 ein absolutes Verbot für die Anwendung und den Verkauf der „Pille danach“ eingeführt, hatte aber schon seit einigen Jahren angedeutet, ihre Haltung in Extremfällen aufzuweichen.
Honduras ist das einzige Land in Lateinamerika, in dem die „Pastilla del Día Después“ derzeit gänzlich verboten ist und bestraft Frauen, die abgetrieben haben, mit bis zu sechs Jahren Gefängnis – auch in Fällen von Vergewaltigung oder Inzest. „Wir werden die Pille für Vergewaltigungsopfer zugänglich machen, weil sie keine Verhütungsmethode ist“, bekräftigte Gesundheitsminister Jose Matheu am Montagabend bei einer Veranstaltung mit Frauenorganisationen. „Wir warten nun darauf, dass sie von der Regulierungsstelle freigegeben wird.“ Es bleibt unklar, wie die Gesundheitsbehörden die Vergewaltigungsvorwürfe überprüfen oder die Pille verteilen werden.
Feministische Organisationen klagen, dass der jüngste politische Entscheid nicht annähernd weit genug geht, um ungewollte Schwangerschaften zu bekämpfen, insbesondere in einem Land, das nach Angaben der Vereinten Nationen die zweithöchste Rate an Teenagerschwangerschaften in Lateinamerika aufweist. „Diese Ankündigung ist unzureichend“, so Maria Elena Mendez, Leiterin des honduranischen Zentrums für Frauenrechte. „Andere Mädchen, die schwanger werden, werden ebenfalls diskriminiert und können weder arbeiten noch studieren und geraten so in einen Kreislauf von Marginalisierung und Elend.“ Etwa 50.000 bis 80.000 Abtreibungen „auf der Straße“ finden in Honduras jedes Jahr statt, schätzten lokale Gruppen für reproduktive Rechte im Jahr 2019.
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