Kriminelle Banden haben den Direktor der Nationalen Polizeiakademie von Haiti in Port-au-Prince ermordet. Wie die haitianischen Behörden am Freitag (25.) mitteilten, wurde Rigaud Harington vor einem Polizeischulungszentrum in einem von Gangs kontrollierten Viertel der Hauptstadt erschossen. Ein Video, das in den sozialen Medien kursiert, zeigt Rigauds blutüberströmten Körper am Boden liegend. Stunden später bestätigte der Polizeisprecher Garry Desrosiers die Tötung: Harington sei in einem Dienstfahrzeug mehrfach von Kugeln getroffen worden, kurz bevor er die Akademie betreten wollte. Nach der Tat flüchteten die Angreifer mit dem Polizeiauto, in dem das Opfer unterwegs war. Harington Rigaud kam in einem von dem Bandenführer Vitelhomme Innocent kontrollierten Gebiet ums Leben. Innocent wurde vom US-Außenministerium wegen seiner Beteiligung an der Entführung von 16 amerikanischen Missionaren im Oktober 2021 zur Fahndung ausgeschrieben. Die US-Behörden bieten bis zu 1 Million US-Dollar für sachdienliche Hinweise, die zum Aufenthaltsort des Verbrechers führen.
Die Ermordung von Harington erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem sich die Sicherheitslage in Haiti durch Bandenkriege, bewaffnete Angriffe, Entführungen, Raubüberfälle und Vergewaltigungen so stark wie nie zuvor verschlechtert. Das Nachbarland der Dominikanischen Republik befindet sich seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen, sicherheitspolitischen und politischen Krise und die Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Jahr 2021 verschärfte die gewalttätige Situation. Seit Juni 2021 mussten etwa 100.000 Menschen aus ihren Häusern fliehen, um der Gewalt bewaffneter Banden zu entkommen, so die UN in einer Erklärung. Zwischen Januar und September 2022 wurden laut einem UN-Bericht 17 Beamte im Dienst getötet (15 im gleichen Zeitraum 2021) und sechzehn wurden während der Ermittlungen suspendiert.
Das Verhältnis von Polizeibeamten zu 1.000 Einwohnern liegt in Haiti bei 1,06 und damit unter dem internationalen Standard von 2,2 pro 1.000 Einwohner, wobei im September dieses Jahres insgesamt mehr als 14.100 Beamte registriert waren, darunter 1.567 Frauen. Die Anfang Oktober von der haitianischen Regierung geäußerte Bitte um „internationale Hilfe“ zur Lösung der Sicherheitskrise blieb bisher ohne Wirkung.
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