Tödliche Proteste nach Selbstputsch in Peru: Wahlen sollen vorgezogen werden

presi

Dina Boluarte ist nach einem gescheiterten Selbstputsch die verfassungsmäßige Präsidentin von Peru (Foto: gob)
Datum: 18. Dezember 2022
Uhrzeit: 08:41 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Am elften Tag der Proteste in Peru sind nach Angaben des Büros des Ombudsmanns mindestens zwanzig Tote bei landesweiten Zusammenstößen zu verzeichnen. Die Behörden weisen darauf hin, dass die Zahl der Todesopfer „stündlich steigt“. Die peruanische Präsidentin Dina Ercilia Boluarte Zegarra, die nach eigenen Angaben eine Übergangsregierung anführt, forderte den Kongress der Andenrepublik in einer Pressekonferenz am Samstag (17.) im Präsidentenpalast auf, einen Vorschlag für vorgezogene allgemeine Wahlen zu verabschieden. Boluarte, die frühere Vizepräsidentin Perus, übernahm Anfang des Monats die Präsidentschaft, nachdem der damalige linke Präsident Pedro Castillo in einem Selbstputsch versucht hatte, den Kongress illegal aufzulösen und verhaftet worden war. Castillo wird deshalb wegen Rebellion und Verschwörung angeklagt. Seitdem sind im ganzen Land Proteste ausgebrochen, bei denen mindestens zwanzig Menschen getötet wurden. Weitere fünf Menschen sind nach Angaben der Behörden an den indirekten Folgen der Proteste gestorben.

Boluarte konterte am Samstag die Forderung der Demonstranten nach ihrem Rücktritt mit den Worten, „dies löse das Problem nicht“ und sie habe ihren Teil dazu beigetragen, indem sie den Gesetzentwurf in den Kongress eingebracht habe. Am Freitag hatte der peruanische Kongress die vorgeschlagene Verfassungsreform zur Vorverlegung der Wahlen auf Dezember 2023 abgelehnt. Einige Mitglieder des Kongresses forderten die Legislative auf, den Vorschlag zu überdenken. Boluarte kündigte an, dass sie in den kommenden Tagen ihr Kabinett umbilden werde, nachdem am Freitag der Bildungsminister und der Kulturminister zurückgetreten waren.

Die Proteste haben das peruanische Verkehrssystem lahmgelegt, Flughäfen sind geschlossen und Autobahnen blockiert. Am Mittwoch verhängte die Regierung Boluarte den Ausnahmezustand, der der Polizei besondere Befugnisse einräumt und die Rechte der Bürger, einschließlich des Versammlungsrechts, einschränkt. Die Demonstranten haben auch die peruanischen Grenzen blockiert, so dass Touristen gestrandet sind und der Handel zum Erliegen gekommen ist. Der Chef der peruanischen Streitkräfte, Manuel Gomez, kritisierte die Demonstranten während der Pressekonferenz. „Diese bösen Menschen gehen von gewalttätigen Aktionen zu terroristischen Aktionen über“. Später am Samstag führte die Polizei in der Hauptstadt Lima eine Razzia in den Zentralen einer linken Partei und einer Bauernvereinigung durch, die im Verdacht stehen, solche „gewalttätigen“ Akteure zu schützen.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2024 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Leider kein Kommentar vorhanden!

Diese News ist älter als 14 Tage und kann nicht mehr kommentiert werden!