m westlichen Amazonasgebiet wird seit prähistorischer Zeit Kakao angebaut, der für seine genetische Vielfalt bekannt ist. Hier wächst das Interesse, den Anbau von ertragreichem, aber meist qualitativ minderwertigem Kakao auf einheimische Kakaosorten mit besonders feinem Geschmack umzustellen. Dies könnte den Kleinbauern höhere Preise ermöglichen, wie Forschende der Agrarökologie der Universität Göttingen und ein internationales Team in einer Studie zeigen. Zudem könnten sich diese Sorten besser an regionale Klima- und Wachstumsbedingungen anpassen und die einheimische Artenvielfalt und Ökosystemleistungen wie biologische Schädlingsbekämpfung und Bestäubung fördern. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Conservation Letters erschienen. Artenvielfalt erhalten und gleichzeitig die wirtschaftliche Lebensgrundlage der Produzenten sichern: Agroforstwirtschaften in den Tropen sind biodiversitätsfreundliche und produktive Landnutzungssysteme. Mehr als sechs Millionen Kleinbauern, die von weniger als zwei Dollar pro Tag leben, bauen hier Kakao an. Südamerika ist zwar Herkunftsgebiet, produziert aber nur 13 Prozent des auf dem Weltmarkt gehandelten Kakaos; der Großteil stammt also von Plantagen in anderen Regionen.
Allerdings ist das genetische Potenzial der wilden einheimischen Kakaopopulationen in Peru und in angrenzenden Herkunftsländern gefährdet, weil veränderte Kulturpflanzen eingeführt und Waldstandorte zerstört werden und weil es an Bemühungen fehlt, die verbleibende genetische Vielfalt zu schützen. „Dies geschieht, obwohl das hohe sozio-ökologische Potenzial vernachlässigter und wenig genutzter Pflanzensorten und -arten wohl bekannt ist“, betont der Göttinger Agrarökologe Prof. Dr. Teja Tscharntke, Erstautor der Studie. Die Erfahrungen aus der erfolgreichen Umstellung von Plantagen mit nicht einheimischen Kakaosorten auf Agroforstwirtschaft für Edel-Kakao und mit der Verjüngung durch Veredelung der Pflanzen durch Pfropfung zeigen, dass ein reibungsloser Übergang mit nur geringen und kurzen Produktivitätseinbußen möglich ist. „Dazu braucht es auch Selektionsprogramme für ertragreiche und krankheitsresistente einheimische Kakao-Genotypen mit feinem Geschmack sowie die Organisation der Kleinbauern in Kooperativen, um die hohen Schwankungen auf dem Kakao-Markt abzufedern“, ergänzt die Göttinger Agrarökologin und Zweitautorin Dr. Carolina Ocampo-Ariza.
Das internationale Team mit Forschenden aus Deutschland, Österreich und Peru betont abschließend, dass das aktuelle Interesse an der Produktion von hochwertigem einheimischem Kakao in Ländern wie Peru eine neue Herausforderung ist, die vielversprechende sozio-ökologische Perspektiven bietet.
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