Das indigene Volk der Fulni-ô lebt in einem Gebiet an den Ufern des Flusses Ipanema, in der Nähe der Gemeinde Águas Belas, im Hinterland des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco. Neben Tradition und Religiosität ist den Ureinwohnern die Bewahrung und Aufwertung ihrer eigenen Kultur ein besonderes Anliegen. Aus einem Workshop der Nichtregierungsorganoisation „Vídeo nas Aldeias“ entstand das Fulni-ô Filmkollektiv „Coletivo Fulni-ô de Cinema“ das in den zehn Jahren seines Bestehens mehrere Produktionen auf nationalen und internationalen Festivals präsentiert hat. Der Filmemacher Hugo Fulni-ô gehörte zu den Gründern des Kollektivs und führt bei einigen Produktionen Regie. Für den Regisseur ist das indigene Kino ein Instrument zur Wiederaufnahme der eigentlichen Erzählung. „Das indigene Kino ist eine Gegenerzählung innerhalb dieses Stereotyps, das während der Kolonialisierung geschaffen wurde. Und diese Gegenerzählung hat uns genau in diesem Sinne unterstützt. Ist das indigene Kino ein Werkzeug? Natürlich ist es das. Es ist ein Werkzeug, das wir haben. Meiner Meinung nach stärken wir damit unsere Identitäten. Wenn wir heute über den Nordosten oder sogar Pernambuco sprechen, öffnen viele indigene Völker ihre Türen für dieses technologische Werkzeug“, erklärt er. „Diese Gegenerzählung dient gerade dazu, dass die Menschen die indigenen Völker so verstehen, wie sie sind. Wir leben nicht wie unsere Vorfahren. Das tun wir nicht. Wir sind zeitgenössische indigene Völker, die ihre eigenen Geschichten erzählen“, fügt er hinzu.
Das Kollektiv ist zu einer Referenz außerhalb der Gemeinschaft und zu einer Quelle des Stolzes für alle Fulni-ô geworden. Rozzana Fulni-ô war 12 Jahre alt, als das Kollektiv gegründet wurde. Seitdem hatte sie den Traum, Regisseurin zu werden. Heute, im Alter von 24 Jahren, ist sie Filmemacherin und Co-Regisseurin mehrerer Produktionen, wie z. B. des Films Xixiá, des ersten vom Kollektiv produzierten Spielfilms. „Wir tun es, weil es uns Spaß macht, wir wollen unsere Momente festhalten, wir wollen unsere Identität stärken und bis heute ist es unser Ziel, diese Erfahrungen festzuhalten, die im Grunde die unseren sind“, sagt Rozzana und hebt hervor, dass die Produktionen des Kollektivs den Zuschauer ins Innere des Fulni-ô-Dorfes versetzen und die ethnische Kultur und die Kraft der Eingeborenen mitnehmen, wohin auch immer sie gehen. „Ich möchte den Leuten immer zeigen, dass sie sich in unseren Stamm hineinversetzen können, verstehen Sie? Um alles zu erfahren. Durch die Geschichten der Vorfahren, die unsere Ursprünge erzählen. Das ist der Weg“. Die audiovisuellen Produktionen der Eingeborenen sind eine Möglichkeit, die Stimme und die Ästhetik der Kultur jeder ethnischen Gruppe im Kino zu zeigen. Wer die Filme und die Kultur der Fulni-ô kennen lernen möchte, kann dies auf dem Kanal Coletivo Fulni-ô de Cinema tun.
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