Vertreter von Volkswagen do Brasil haben in einer Anhörung zu möglicher Sklavenarbeit auf einer Amazonas-Farm eines Tochterunternehmens den Verhandlungstisch verlassen. Nach Angaben des Arbeitsministeriums (MPT) „zog sich Volkswagen do Brasil am Mittwoch (29.03.) vom Verhandlungstisch für ein Abkommen zur Entschädigung der Opfer von Sklavenarbeit auf der Farm Vale do Rio Cristalino (Volkswagen Farm) in Pará während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) zurück“. In der Mitteilung des MPT heißt es weiter, das Unternehmen habe „kein Interesse daran, eine Vereinbarung mit der Agentur zu unterzeichnen“. Die Vereinbarung, auf die sich Volkswagen beruft, sieht die Zahlung von 165 Millionen Reais Entschädigung an 14 bereits identifizierte Arbeiter vor, die Opfer des Sklavereiregimes waren, an andere, die noch nicht ausfindig gemacht werden konnten, sowie an die Familien der während dieser Zeit ermordeten Arbeiter (1 US-Dollar entspricht 5,10 Reais). „Das MPT bedauert die Haltung von Volkswagen, die im Widerspruch zu seinem Bekenntnis zum Land und zu den Menschenrechten steht, da es sich um eine sehr schwere Verletzung handelt, die über 10 Jahre lang unter direkter Beteiligung des Unternehmens stattgefunden hat“, erklärte das Gremiun und wird „alle gerichtlichen und außergerichtlichen Maßnahmen ergreifen, die für eine wirksame Wiedergutmachung der von dem Unternehmen verursachten Schäden erforderlich sind“.
Aussagen versklavter Landarbeiter, die im Dezember 2021 veröffentlicht wurden, zeigen unmenschliche Situationen, Gewalt, Mord und schwere Menschenrechtsverletzungen. Die Landarbeiter waren unmenschlichen und erniedrigenden Arbeitssituationen und Sklaverei ausgesetzt. Sie wurden daran gehindert, den Ort zu verlassen, ohne ihre Schulden zu bezahlen. Alles wurde von bewaffneten Männern überwacht. Den Berichten der Opfer zufolge kam es zu Folterungen und Morden. In den 1970er und 1980er Jahren wurden sie in den Bundesstaaten Maranhão, Goiás, Mato Grosso und Pará angeworben und zur Farm Vale do Rio Cristalino gebracht, die zur Tochtergesellschaft von Volkswagen do Brasil, der Companhia Vale do Rio Cristalino (CVRC), in der Stadt Santana do Araguaia im Süden von Pará gehörte. Sie waren gezwungen, an Orten ohne jegliche Struktur zu wohnen.
So wurde die Farm in den 1970er und 1980er Jahren, während der Zeit der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985), zu einem der größten Rinderzuchtbetriebe im Norden Brasiliens. Volkswagen erhielt vom Regime Steuervergünstigungen, um das Land mit einer Fläche von rund 140.000 Hektar – etwa 1.400 km² – zu erwerben, was der Fläche der Stadt São Paulo mit 1.500 km² oder mehr als dem Dreifachen des Gebiets von Curitiba (432 km²) entspricht. Das Unternehmen war stolz auf sein Vorhaben. Eine 1971 in Zeitungen veröffentlichte Anzeige zeigte das Bild eines Ochsen unter dem Satz „Volkswagen produziert im Amazonasgebiet“. Die Anzeige trug das Logo der Oberaufsichtsbehörde für die Entwicklung des Amazonasgebiets (Sudam), der Bank des Amazonasgebiets S/A (Basa) und des Innenministeriums, Bundesorgane unter dem Kommando des Militärs, die das Unternehmen subventionierten.
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