Die Dominikanische Republik gilt als Urlaubsparadies. Abseits der Resorts grassieren aber Korruption und wirtschaftliche Probleme. Wir haben uns die politische Lage in dem Land genauer angesehen.
Corruption Perceptions Index
Im Rahmen des jährlichen Korruptionswahrnehmungsindex (Corruption Perceptions Index, CPI) werden Länder und Gebiete nach dem von Experten wahrgenommenen Ausmaß der Korruption im öffentlichen Raum bewertet. Eingeführt wurde der CPI im Jahr 1995. Die Daten reichen bis 2012 zurück, weshalb er bis heute dafür bekannt ist, das Thema Korruption auf die internationale politische Agenda zu rufen. Im Zentrum stehen bei der Bewertung Bereiche wie illegale Geldsysteme und politische Integrität. Auch bei der Korruptionsbekämpfung, zu derer Regierungen und Organisationen eigentlich verpflichtet sind, werden die Fortschritte überwacht.
Das Globale Korruptionsbarometer ergänzt den CPI durch die Befragung von Normalbürgern überall auf der Welt. Die Umfragen sind äußert wertvoll und liefern Daten über Wahrnehmungen und Erfahrungen von zehntausenden von Menschen.
32 von 100 Punkten für die Dominikanische Republik
Im Jahr 2022 erreichte die Dominikanische Republik 32 von insgesamt 100 Punkten beim Corruption Perceptions Index. Je höher der Wert ist, desto sauberer ist das Land. Zum Vergleich: Dänemark, Finnland und Neuseeland landeten mit 88 Punkten an der Spitze und gelten entsprechend als wenig korrupt. Deutschland landete mit einem Score von 79 Punkten immerhin noch auf Platz 9. Das Schlusslicht bildete der Südsudan mit nur 11 Punkten. Auch in Syrien und Somalia schaffte man es gerade einmal auf 13 Punkte.
Aber auch die Dominikanische Republik zeigt mit ihren 32 Punkten, dass es in dem Land viel Korruption gibt. Hierzulande ist das für uns schwer vorstellbar. Obwohl es ebenfalls immer mal wieder Skandale gibt, ist Korruption in dem Ausmaß nicht alltäglich. Überdurchschnittliche Manager-Gehälter, Vetternwirtschaft oder andere Möglichkeiten, um Extras zu erhalten und Boni zu kassieren, kennen wir hierzulande auch, aber in der Dominikanischen Republik hat die Korruption eine andere Tragweite. Auch Touristen berichten immer wieder von Problemen, von Korruption im Casino-Resort bis hin zu Problemen am Flughafen. Die Polizeigewalt ist in dem Land ebenfalls ein großes Problem: Oft müssen sogenannte Schmiergelder gezahlt werden – und Einheimische bezahlen nicht selten mit ihrem Leben, wenn sie auf unbarmherzige Beamte treffen.
Ein System der Korruption und Vergünstigungen
Die Dominikanische Republik bewegt sich zwischen Umbruch und Kontinuität. Das politische System ist gezeichnet von Vorteilen für einzelne und Armut für viele – und Korruption im öffentlichen wie privaten Sektor ist an der Tagesordnung. Im Jahr 2020 kam es zu einem Regierungswechsel, der mit hohen Erwartungen einherging. Luis Abinader von der PRM steht vor großen Herausforderungen in allen Bereichen: In der Dominikanischen Republik gibt es soziale Krisen und Aufholbedarf im Gesundheits- und Wirtschaftssektor. Auch ist das Land stark vom Klimawandel betroffen, Auswirkungen sind schon jetzt spürbar. Hitzewellen, Trockenperioden, Wasserknappheit oder tropische Stürme werden in den nächsten Jahren zunehmen. Gleichzeitig schrumpft der Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
Seit 1996 ist die Dominikanische Republik ein Präsidialsystem. Das Staatsoberhaupt wird alle vier Jahre neu gewählt. Für Bürger zwischen 18 und 70 Jahren gilt eine Wahlpflicht. Auf dem Papier klingt das gut, in der Realität sind Korruption, Schmuggel und Drogenhandel ein großes Problem. Das liegt nicht zuletzt an der Nachbarinsel Haiti, mit der ein schwieriges Verhältnis besteht. Vor allem der große Wohlstandsunterschied zwischen dem wirtschaftsschwachen Haiti und der Dominikanischen Republik gehen mit großen Herausforderungen einher.
Wirtschaftsstärker als andere Länder in der Karibik
Vergleicht man die Dominikanische Republik mit anderen Staaten Lateinamerikas und der Karibik, zeigt sich ein stärkeres Wirtschaftswachstum. Die Arbeitslöhne jedoch sind niedrig, weshalb sich die Dominikanische Republik zu einem Produktionsland entwickelt hat. Der Dienstleistungssektor ist eine wichtige Einnahmequelle, aber auch die Landwirtschaft ist ein Steckenpferd: Von Kokos bis Kaffee, Zucker, Bananen und Tabak. Auch Rohstoffe wie Zink, Gold und Silber findet man in dem Land. Lederartikel und Schuhe gewannen als wichtige Waren in den letzten Jahren ebenfalls an Bedeutung.
Zahlreiche Menschenrechtsverletzungen
Amnesty International kritisiert die Dominikanische Republik regelmäßig scharf für diverse Menschenrechtsverletzungen, auch im Bereich der Polizei. Dazu gehören willkürliche Verhaftungen und Mordandrohungen, wenn nicht gehorcht wird. Auch gibt es Fälle, in denen Polizisten auf Mitglieder von Gangs schießen und diesen anschließend Waffen in die Hand drücken, um es aussehen zu lassen, als hätten sie selbst zuerst geschossen.
Das jedoch sind nur ein paar Beispiele von vielen. Amnesty International wirft dem Land und Polizeiapparat rechtswidrige Tötungen, Folter und andere Formen der Misshandlung vor. In den letzten Jahren gab es unzählige Gewaltverbrechen, auf welches die Polizei unprofessionell reagierte – und die Zahl der Gewaltverbrechen sogar in die Höhe trieb.
Richtig anerkennen möchte man das Problem öffentlich nicht. Bürger sind sich der Korruption schmerzlich bewusst. Per Gesetz fehlt jedoch die Anerkennung, dass die Dominikanische Republik für Menschenrechtsverletzungen durch die Polizei verantwortlich ist. Das ist auch in der Praxis deutlich zu spüren.
Amnesty International fordert Reformprozesse, mithilfe derer man die Polizei endlich zu einer vertrauensvollen und effektiven Institution machen könne. Dazu gehört, dass man Menschenrechtsverletzungen künftig direkt untersuchen und ahnen müsse – und zwar unparteiisch und gründlich. Die Polizei ist in der Dominikanischen Republik ein zentraler Pfeiler der Korruption und ein bekanntes Problem.
Reise- und Sicherheitshinweise für Touristen
Trotz der hohen Kriminalitätsrate ist die Dominikanische Republik ein beliebtes Reiseziel. Touristen halten sich gern in Anlagen auf und vermeiden das Getümmel. Weit verbreitet ist der Besitz von Schuss- und anderen Waffen. Wer sich für eine Reise entscheidet, sollte sich der Gewaltbereitschaft und Korruption bewusst sein und Vorsicht walten lassen. Raubüberfälle auf offener Straße oder in Unterkünften sind keine Seltenheit. Auch Missbrauch von Kreditkarten kommt häufig vor.
Wer über den Kauf einer Immobilie in der Dominikanischen Republik nachdenkt, sollte sich auch hier der weit verbreiteten Korruption bewusst sein. Empfohlen wird, mit vertrauenswürdigen Anwälten zu arbeiten, um keinem Betrüger auf den Leim zu gehen.
Lage bleibt angespannt
Trotz des Regierungswechsels steht die Dominikanische Republik, die hierzulande für ihre Traumstände bekannt ist, vor großen Herausforderungen in jedem Bereich. Das Gesundheitssystem krankt, die Löhne sind niedrig und auch mit Inflationen hat man immer wieder zu kämpfen. Dazu gesellt sich Korruption in jedem Bereich des öffentlichen und privaten Lebens, allen voran der Polizeigewalt. Das bestätigt auch der Korruptionswahrnehmungsindex von 2022, bei dem das Land auf Platz 123 landete.
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