Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) hat davor gewarnt, dass die Menschen in Honduras einem „kriegsähnlichen Ausmaß an Gewalt“ ausgesetzt sind. Während eines Besuchs in dem zentralamerikanischen Land sprach der Leiter der Organisation, Jan Egeland, mit Menschen, deren Leid sich auf dem Niveau eines bewaffneten Konflikts befand. Nach seinen Worten werden ganze Gemeinden von Banden gewaltsam vertrieben. Er forderte die Regierungen in aller Welt auf, die Krise nicht zu vernachlässigen. Egeland klagte, dass die Zahl der Morde in Honduras – wie auch in den Nachbarländern Guatemala und El Salvador – derjenigen in bewaffneten Konflikten gleichkomme und Tausende von Menschen zu Flüchtlingen mache. Vor allem Frauen werden dort häufig Opfer von sexueller Gewalt und Femiziden, wobei im Durchschnitt alle 28 Stunden eine Frau ermordet wird. Auch Kinder sind vor Bandengewalt nicht gefeit. Egeland erzählte der BBC, er habe eine Schule in der Stadt La Lima besucht, deren Schülerzahl in den letzten fünf Jahren von 5.000 auf 1.200 gesunken sei.
„Es gibt eine katastrophale Schulabbrecherquote. Die Schüler wandern entweder in den Norden [in die USA] ab oder haben zu viel Angst, die Schule zu besuchen und bleiben zu Hause, aus Angst, von bewaffneten Banden rekrutiert zu werden.“ Viele Schüler könnten es sich nicht leisten, am Unterricht teilzunehmen, weil ihre Familien darauf angewiesen seien, dass sie Geld für Lebensmittel verdienten. Honduras leidet seit langem unter der weit verbreiteten Bandenkriminalität, aber viele Menschen haben auch mit den Folgen zweier Hurrikane zu kämpfen, die das Land im November 2020 heimsuchten. Nach Angaben des NRC sind allein in Honduras 3,2 Mio. Menschen auf Hilfe angewiesen, von denen viele sowohl Schutz als auch Nahrungsmittelhilfe benötigen. Egeland lobte die honduranische Regierung für die Einführung eines Gesetzes zur Unterstützung von Binnenflüchtlingen, warnte jedoch, dass dieses Gesetz „finanzielle und diplomatische Unterstützung von außen“ benötige, um wirksam umgesetzt zu werden.
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