Neue Station der Tour in Lateinamerika: Ecuador: ein Land, das in Sachen Brauereiprodukte viel zu erzählen hat. Eine der Besonderheiten des südlichen Teils des amerikanischen Kontinents, die ihn einzigartig macht, ist zweifellos die große Artenvielfalt, die sich auch in der Bierherstellung widerspiegelt. Dies gilt auch für Ecuador, dessen Territorium sich in vier klimatisch sehr unterschiedliche Gebiete gliedert: den Amazonasdschungel, das Andenhochland, die Pazifikküste und die Galapagosinseln. Die ecuadorianische Braukunst hat, wie die vieler Nachbarländer, ihren Ursprung in der spanischen Besatzung, die fast drei Jahrhunderte andauerte: von 1526, als eine Expedition unter der Führung von Francisco Pizarro das Gebiet eroberte, über das die spanische Krone herrschen sollte, bis zum 24. Mai 1822, dem Tag, an dem Ecuador nach der siegreichen Schlacht von Pichincha seine Unabhängigkeit erlangte. Die spanischen Kolonialherren unterwarfen die indigene Bevölkerung nicht nur gewaltsam und beuteten ihre Arbeitskraft aus, sondern zwangen ihr auch die katholische Religion auf, und genau mit diesem Aspekt ist die erste indigene Bierherstellung in diesem Land verbunden.
In der Hauptstadt Quito, deren historisches Zentrum die bedeutendste und reichste Sammlung kolonialer Kunst in Amerika beherbergt und von der UNESCO 1978 zum Weltkulturerbe erklärt, steht das ab 1537 errichtete Franziskanerkloster, das als „Escorial der Neuen Welt“ bezeichnet wird. Im Jahr 1566 wurde in dem religiösen Gebäude eine handwerkliche Brauerei eingerichtet, aus der eine der wenigen Klosterbrauereien in Übersee hervorging. Sie war bis Anfang 1900 in Betrieb und produzierte bis zu 2.000 Liter pro Monat. Der Tod des letzten Mönchs (Pascual Lucero), der sich dieser Kunst widmete und das Rezept und die Geheimnisse des „Franziskaner-Biers“ bewahrte und mündlich an andere Mönche des Klosters weitergegeben hatte, führte zur Schließung des Betriebs. Wenige Jahre zuvor wurde in der Küstenstadt Guayaquil die heute wichtigste und auf dem heimischen Markt führende Brauerei des Landes gegründet: 1887 nahm die spätere „Cerveceria Nacional“ ihren Betrieb auf. Das Aushängeschild des Hauses ist seit jeher das Pilsener, das auch von den einheimischen Verbrauchern am meisten geschätzt wird, die im Allgemeinen, auch aus klimatischen Gründen, Biere mit einem niedrigen Alkoholgehalt (in diesem Fall 4 %) bevorzugen. Zu den besonderen Merkmalen dieses Produkts gehören die intensive goldgelbe Farbe, mit der es präsentiert wird und das Aroma, in dem die Noten des verwendeten Hopfens hervorstechen.
Die Ecuadorianer haben, wie alle lateinamerikanischen Einwohner im Allgemeinen, eine große Vorliebe für Bierprodukte (etwa 60 % des inländischen Alkoholkonsums entfallen auf dieses Getränk). Dies ist einer der Gründe, warum in den letzten Jahren die Zahl der im Land tätigen Handwerksbrauereien erheblich zugenommen hat: Die „Craft-Bier-Revolution“, von der wir bereits mehrfach gesprochen haben, ist auch in Ecuador angekommen.
DIE BRAUEREIEN UND IHRE REFERENZEN
Eine der ersten Mikrobrauereien, die ihre Pforten öffnete, war „Bandido Brewing“, die in einem Kolonialgebäude aus dem Jahr 1850 (das auch eine Kapelle beherbergt) im historischen Zentrum von Quito untergebracht ist. Sie wurde 2013 von zwei US-amerikanischen Freunden gegründet und nutzt die biologische Vielfalt der Region. Neben klassisch amerikanisch inspirierten Pale Ales bietet sie Biere mit Guayusa (einer für den Amazonas-Regenwald typischen Pflanze), Schokolade und Kürbis an, die mit den Gerichten der benachbarten Brauerei kombiniert werden können, darunter auch hausgemachte Pizza. Ein weiteres Beispiel für die Herstellung von Bier mit lokalen Gewürzen und Früchten kommt von „Shaman Cerveza Artesanal“. Das 2014 gegründete Unternehmen bietet zwar Biere an, die auf klassischen europäischen Stilen basieren, stellt das Getränk aber auch mit lokalen Produkten wie Brombeeren, Schokolade, Maracuja (Passionsfrucht), Zitrone und Tamarinde her. Es gibt auch handwerkliche Brauereien, die in den letzten zehn Jahren eröffnet wurden und sich ausschließlich auf europäische Traditionen stützen: Dies ist der Fall beim „Cherusker“, der den Namen eines alten germanischen Stammes trägt, bei dem es üblich war, während eines schamanischen Rituals Bier aus einem Geweih zu trinken. Hier wird das Getränk ausschließlich mit aus Deutschland importiertem Malz und Hopfen hergestellt.
Nicht unerwähnt bleiben darf schließlich „Abysmo“, das 2014 von Braumeister Nelson Calle gegründet wurde und europäisch geprägte Biere anbietet. Die Einzigartigkeit dieser Brauerei liegt in ihrem Namen: Er bezieht sich auf eine Episode in der griechischen Mythologie, in der der Gott der Unterwelt Hades für jeden der olympischen Götter ein anderes reinigendes Getränk zubereitete. Aus diesem Grund trägt jedes Bier den Namen eines dieser Götter (Zeus, Apollo, Aphrodite, Poseidon und andere) und wird in einem anderen Bierstil gebraut.
Um dem Thema gerecht zu werden, zeigt das Logo der Brauerei den Zerberus, eines der Ungeheuer, die den Eingang zu den Abgründen bewachen, über die der Gott Hades herrschte. Ecuador, das im Jahr 2020 einen Anstieg der Bierproduktion um 2 % und einen jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von durchschnittlich 150 Litern verzeichnete, ist ein weiterer, sehr interessanter Beleg dafür, wie sich die Kunst und Kultur des Bierbrauens in allen Teilen der Welt ausbreitet.
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