In Costa Rica wurde ein Krokodilweibchen mit einem Eiernest gefunden, obwohl es keinen Kontakt zu einem Männchen seiner Art hatte. Dieses Phänomen wurde zwar schon bei anderen Tieren beobachtet, doch war dies das erste Mal bei einem Lebewesen aus der Ordnung Crocodilia, zu der auch Gaviale und Kaimane gehören. Der Fund wurde in der wissenschaftlichen Studie „Discovery of facultative parthenogenesis in a New World crocodile“ beschrieben. Darin wird bestätigt, dass dies der erste Nachweis dieser ungewöhnlichen Art der ungeschlechtlichen Fortpflanzung bei Crocodylus acutus ist. Das Spitzkrokodil, ein amerikanischer Vertreter der Familie der Echten Krokodile, lebt seit 18 Jahre im Reptilandia-Park in Puntarenas, Costa Rica und war isoliert worden, als es 2 Jahre alt war. Im Alter von 18 Jahren wurde es nun mit einem Gelege entdeckt. Nachdem sieben Eier davon künstlich bebrütet und dann geöffnet wurden, stellte sich heraus, dass sechs davon leer waren, aber eines enthielt einen voll ausgebildeten leblosen Fötus. Untersuchungen nach der Sezierung ergaben, dass das geschlüpfte Reptil weiblich war und 99 % der Gene der Mutter besaß.
Die neue wissenschaftliche Entdeckung bietet einen ersten Einblick in die Parthenogenese in der Reptilienfamilie der Crocodylia und deutet darauf hin, dass sie in Populationen mit geringer Populationsdichte, wie den amerikanischen Krokodilen, die derzeit von der IUCN als vom Aussterben bedroht eingestuft werden, häufiger vorkommen könnte. Darüber hinaus bieten die Ergebnisse der Studie neue Einblicke in mögliche Fortpflanzungsfähigkeiten von ausgestorbenen Verwandten der Krokodile, wie z. B. den Dinosauriern.
Was ist Parthenogenese?
Die Parthenogenese ist eine Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, die bei bestimmten Tierarten auftreten kann. Weibchen sind in der Lage, aus ihrem eigenen mütterlichen Genmaterial Embryonen zu entwickeln. Je nach der Fähigkeit der Eltern, sich fortzupflanzen, gibt es die obligate Parthenogenese, bei der dies der einzige Weg ist, und die fakultative Parthenogenese, bei der die Weibchen wählen können, ob sie auf sexuellem oder ungeschlechtlichem Wege Nachwuchs zeugen wollen. Diese ungewöhnliche Art der Fortpflanzung kommt meist bei wirbellosen Tieren vor, aber auch bei Vögeln, Fischen und Reptilien. Parthenogenese wurde unter anderem bei asiatischen Vipern, einigen Eidechsenarten, der europäischen Honigbiene, Rüsselkäfern, Fliegen und Moskitos beobachtet. Andererseits wurden auch einige Tiere in Gefangenschaft in wissenschaftliche Tests zur Parthenogenese einbezogen, z. B. Rhesusmakaken und Haie.
Leider kein Kommentar vorhanden!