Chile hat am Dienstag (1.) einen neuen nationalen Temperaturrekord verzeichnet: 38,9°C in den Anden, mitten im Winter. Selbst in der kältesten Jahreszeit ist das Land mit einer beispiellosen Hitzewelle konfrontiert, die die bereits im August beobachteten Höchstwerte noch übertrifft. Der chilenische Wetterdienst hat für die Regionen Antofagasta, Atacama und Coquimbo im Norden Chiles eine Warnung vor einem „Hochtemperaturereignis“ herausgegeben, das bis Freitag (4.) andauert. Dieses Ereignis wird durch eine warme Luftmasse verursacht, die das Innere Südamerikas bedeckt. Laut MetSul wird nicht nur im Norden Chiles, sondern auch in anderen Regionen wie Zentral- und Nordargentinien, Uruguay und Paraguay ein Temperaturanstieg erwartet.
Klimakrise und El Niño
Die weltweit verzeichneten Hitzewellen sind auf eine Kombination von Faktoren zurückzuführen. Wissenschaftler sagen, dass sie ohne die Verbrennung fossiler Brennstoffe kaum aufgetreten wären. Ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wären diese Ereignisse extrem selten und in Gebieten wie Südeuropa, wo ebenfalls Rekordtemperaturen verzeichnet wurden, praktisch unmöglich. Ein weiterer Faktor ist El Niño, ein Wetterereignis, das die Temperaturen erhöht und die Strenge des Winters verringert. Es verändert den Feuchtigkeitstransport und erschwert das Eindringen von Kaltfronten auf den Kontinent. In Brasilien waren die hohen Temperaturen im Süden zu spüren, wo in Porto Xavier, einer Gemeinde in Rio Grande do Sul, ein Höchstwert von 30,9°C gemessen wurde. Da in den kommenden Tagen warme Luft aus Argentinien nach Norden und Nordosten strömt, wird die Hitze in diesem Bundesstaat voraussichtlich noch zunehmen.
El Niño und Temperaturrekorde
El Niño setzte sich im Juni offiziell durch, nachdem fast drei Jahre lang La Niña herrschte, die eine intensivere und unzeitgemäße Kälte verursachte. Das Ereignis war erwartet worden, und man hatte prognostiziert, dass es sich zu einem Super-El Niño entwickeln würde, der eine Erwärmung von mehr als 2,5 °C verursachen würde. In einer Erklärung wies die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) darauf hin, dass der Juli wahrscheinlich der wärmste Monat in der gesamten historischen Messreihe werden würde. Dieses Phänomen ist auch einer der Faktoren, die die Vorhersage von Rekordtemperaturen in den nächsten vier Jahren beeinflussen könnten. Nach Angaben der WMO besteht eine 66%ige Wahrscheinlichkeit, dass die durchschnittliche jährliche Erwärmung zwischen 2023 und 2027 mehr als 1,5°C betragen wird.
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