Im südamerikanischen Land Ecuador ist am Mittwoch (9.) um 18.45 Uhr Ortszeit Präsidentschaftskandidat Fernando Villavicencio ermordet worden. Der Kandidat und ehemalige Abgeordnete befand sich auf einer politischen Kundgebung im nördlichen Zentrum der Hauptstadt Quito. Laut Videos und Zeugenaussagen wurde Villavicencio von angeheuerten Attentätern angegriffen, die mehrere Schüsse auf ihn abfeuerten. Ecuadors Präsident Guillermo Lasso bestätigte, dass der Kandidat ermordet wurde: „Zu seinem Gedenken und für seinen Kampf versichere ich Ihnen, dass dieses Verbrechen nicht ungestraft bleiben wird“, schrieb er. Außerdem erklärte Lasso, er sei „empört und bestürzt“. Der Präsident betonte, er habe eine Dringlichkeitssitzung des Staatssicherheitsrates einberufen, um die Geschehnisse zu bewerten. Zum Abschluss seiner Twitter-Botschaft versicherte er: „Das organisierte Verbrechen ist zu weit gegangen, aber das volle Gewicht des Gesetzes wird auf sie fallen“. Auch Personen, die Villavicencio nahe standen, wie der Journalist und Freund Christian Zurita, veröffentlichten die Nachricht von seinem Tod: „Sie haben meinen Freund getötet“, schrieb er.
Die Regierung gab bekannt, dass die für den 10. August 2023 geplanten Aktivitäten zum Gedenken an den ersten Schrei der Unabhängigkeit „Primer Grito de la Independencia“ aufgrund des Attentats ausgesetzt wurden: Der Ermittlungsleiter der ecuadorianischen Polizei, Alain Luna, bezeichnete die Ermordung des „Candidato Anticorreísta“ als einen terroristischen Akt. Er berichtete auch, dass am Ort der Kundgebung, bei der Villavicencio anwesend war, Sprengstoffzünder hinterlassen wurden. Villavicencio war verheiratet und hinterlässt fünf Kinder. Er hatte sich als besonders kritische Stimme gegen Korruption hervorgetan – insbesondere was die Regierung des ehemaligen und inzwischen nach Belgien geflüchteten Präsidenten Rafael Correa zwischen 2007 und 2017 betraf. Er reichte zahlreiche gerichtliche Klagen gegen hochrangige Mitglieder der Regierung von Correa ein.
Während seiner zweijährigen Amtszeit als Kongressabgeordneter widmete sich Villavicencio (59 Jahre) mehreren Korruptionsfällen, die während der Amtszeit von Rafael Correa auftraten, der ihn während seiner Regierung verfolgte, bis Villavicencio bei einer indigenen Gemeinschaft im Dschungel Zuflucht suchen musste. Villavicencio wurde von der Regierung Correa verfolgt. Seine Ermittlungen führten zur Verurteilung des ehemaligen Präsidenten Rafael Correa und anderer Führer seiner Partei. Am 19. Mai kündigte die von der ehemaligen Ministerin María Paula Romo angeführte Bewegung Construye 25 ihre Unterstützung für die Kandidatur Villavicencios an. Bevor Villavicencio in die Politik ging, war er als Enthüllungsjournalist tätig. Seine Veröffentlichungen über den Fall Arroz Verde, wie er das Korruptionssystem nannte, das Bestechungsgelder zur Finanzierung der inzwischen aufgelösten Partei Alianza País beinhaltete, waren entscheidend für die Einleitung der gerichtlichen Ermittlungen, die zur Verurteilung einiger führender Persönlichkeiten der Correa-Regierung führten, darunter der ehemalige Präsident Rafael Correa, sein Vizepräsident und andere Beamte.
Die Nachricht vom Mord hat das Land erschüttert. Villavicencio und sein Team hatten während des Wahlkampfes Drohungen erhalten. Diese Drohungen standen in Verbindung mit der Bande Los Choneros und ihrem Anführer alias Fito, wie sein Wahlkampfteam und Villavicencio gegenüber mehreren lokalen Medien erklärten. Auch er war in der Vergangenheit Opfer von Angriffen geworden, weshalb er als Abgeordneter von der Polizei geschützt wurde. Laut Videoaufnahmen von Zeugen wurden auch Polizeibeamte, die auf den Angriff reagierten, verletzt. Weniger als einen Tag vor seiner Ermordung postete Villavicencio auf seinem Instagram-Account ein Video. Darin erwähnte er Luisa González, Kandidatin der Bewegung Revolución Ciudadana, die dem ehemaligen Präsidenten Rafael Correa nahe steht: „Hier bin ich Luisa González…. Mir wurde gesagt, ich solle eine (kugelsichere) Weste tragen. Hier bin ich (mit einem) verschwitzten Hemd…. Du bist meine kugelsichere Weste“. In seinem letzten Interview kündigte Villavicencio an, dass er neue Beweise zur Korruption in der Regierung von Rafael Correa vorlegen werde.
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