Der seit mindestens 100 Jahren erwartete Tunnel, der die Städte Santos und Guarujá miteinander verbinden soll, steht kurz davor, das Reißbrett zu verlassen und Realität zu werden. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva und der Gouverneur von São Paulo, Tarcísio de Freitas, gaben am Freitag (2.) die Partnerschaft für den Bau des ersten Absenktunnels in Lateinamerika bekannt. Das Projekt umfasst eine Trockenverbindung zwischen Santos und Guarujá mit einer Gesamtlänge von 1,5 km durch einen 870 Meter langen Tunnel, der unter dem Kanal hindurchführt, in dem sich Brasiliens geschäftigster Hafen befindet. Es wird drei Fahrspuren pro Richtung geben, von denen eine für die Stadtbahn angepasst werden kann, sowie einen Radweg und einen Fußgängerübergang.
Der Bau des Unterwassertunnels stellt eine große Herausforderung dar: Es werden sechs vorgefertigte Stahlbetonmodule mit einer Mindesttiefe von 21 Metern benötigt. Sie werden in einem Trockendock gebaut und mit Schwimmern zur Baustelle transportiert, wo das Kanalbett vorbereitet wird. Anschließend werden die Module eingetaucht, montiert und befestigt, um das Bauwerk fertigzustellen, ohne den Schiffsverkehr auf dem Kanal zu unterbrechen.
Nach Angaben der Regierung von São Paulo wird der Tunnel die Fahrzeit zwischen den beiden Städten um etwa 50 Minuten verkürzen, die Schnellstraße Cônego Domênico Rangoni (SP-055) entlasten und den Hafenkanal für die vorrangige Nutzung durch Fracht- und Passagierschiffe freigeben. Die gesamte Überfahrt mit dem Auto soll eineinhalb Minuten dauern. Man rechnet mit einer 70-prozentigen Verringerung der Nachfrage nach der Fähre von Ponta da Praia und einer 53-prozentigen Reduzierung der Kohlendioxidemissionen von Fahrzeugen.
Das Projekt ist Teil des Programms zur Wachstumsbeschleunigung (PAC) und wird voraussichtlich rund 5,8 Milliarden Reais kosten und aus den Haushalten der Bundesregierung und des Bundesstaates São Paulo finanziert werden. Beide Parteien werden jeweils 50 Prozent des Budgets tragen. Der Tunnel soll eine Mautgebühr haben, die genauso viel kostet wie die Fähre, die die beiden Städte verbindet – 12,30 Reais für Pkw an Wochentagen -, aber ohne Gebühren für Fußgänger.
1 US-Dollar entspricht 4,97 Reais
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