Brasilien: Abgestürztes Voepass-Flugzeug war „chaotischen“ Wetterbedingungen ausgesetzt – Update

Vorläufige Informationen über die Wetterbedingungen zum Zeitpunkt des Absturzes des Voepass-Flugzeugs am vergangenen Freitag (9.) in Vinhedo, im Landesinneren von São Paulo, zeigen, dass das Flugzeug mit einem Frontsystem von Turbulenzen konfrontiert war, das durch Cirrocumulus-Wolken gebildet wurde, die durch hohe Luftfeuchtigkeit und atmosphärischen Druck entstehen. Unter diesen Bedingungen ist das Wasser bei Temperaturen von -45ºC bis -60ºC (unter dem Gefrierpunkt) „superfrostet“. Der Meteorologe Humberto Barbosa vom Labor für Satellitenbildverarbeitung und -analyse (Lapis) beschrieb die Wetterbedingungen in der Region als „chaotisch“. Im Zustand des Supergefrierens, bei dem das Wasser flüssig bleibt, aber aufgrund der extrem niedrigen Temperaturen sehr kalt ist, haftete es möglicherweise stärker am Flugzeug und wurde zu Eis.

Laut Barbosa könnte dies die Aerodynamik des Flugzeugs beeinträchtigt haben. Mit anderen Worten: Das Flugzeug traf in der oberen Atmosphäre auf viel Feuchtigkeit, die sich aufgrund der atmosphärischen Bedingungen in Eis verwandelte. Die sogenannte „Wolke“ in der Atmosphäre, der durch das Vorhandensein von Aerosolen verursacht wurde, könnte auch dazu geführt haben, dass das Wasser noch kälter und flüssiger wurde, was das Flugzeug schwerer gemacht haben könnte, da dieses Wasser zu Eis wurde. Der Zeitpunkt des Fluges im kritischen Abschnitt liegt kurz vor dem Beginn des Abwärtsfluges, der um 13:25 Uhr Ortszeit mit dem Aufprall auf den Boden und dem Tod der vier Besatzungsmitglieder und 58 Passagiere endete.

52 Leichen identifiziert

Das gerichtsmedizinische Institut (IML) in São Paulo teilte am Mittwochmorgen mit, dass 52 Leichen aus dem Wrack der in Vinhedo im Landesinneren abgestürzten Maschine der Voepass Linhas Aéreas identifiziert werden konnten. Bislang wurden 27 Leichen an die Angehörigen übergeben. Insgesamt arbeiten mehr als 40 Ärzte, Teams der forensischen Odontologie, Anthropologie und Radiologie an der Identifizierung der Opfer. Die meisten der Opfer stammten aus Paraná. Das Flugzeug verließ am Freitag Cascavel (PR) in Richtung Guarulhos (SP). Unter den Opfern befanden sich drei Passagiere aus Venezuela und eine Frau mit portugiesischer Staatsangehörigkeit.

Update, 15. August 2024

Der Stimmenrekorder im Cockpit des am vergangenen Freitag (9.) in Vinhedo (SP) abgestürzten ATR-72-Flugzeugs zeichnete Gespräche des Co-Piloten über das „Hochfahren“ des Flugzeugs Minuten vor dem Absturz sowie Schreie im Flugzeug auf. Die fast zweistündigen Aufzeichnungen wurden vom Datenauslese- und Analyselabor des Zentrums für Unfalluntersuchung und -prävention (Cenipa) angefertigt, das der Luftwaffe angegliedert ist. Nach Angaben der Ermittler deutet die vorläufige Analyse der Daten darauf hin, dass die ATR 72-500 plötzlich an Höhe verlor. Die Analyse des Cockpit-Tons allein kann keine eindeutige Absturzursache aufzeigen.

Die Auswertung des Stimmen auf der Blackbox zeigt, dass der Copilot Humberto de Campos Alencar e Silva, als er merkte, dass das Flugzeug an Auftrieb verlor, fragte, was los sei. Er sagte, es sei notwendig, „Kraft/Schub zu geben“ – ein Versuch, das Flugzeug zu stabilisieren und einen Absturz zu verhindern. Leider war dies nicht möglich und die Maschine flog „acht bis zehn Minuten lang durch eine starke Eisformation“ – eine Wetterbedingung, die das Herstellerhandbuch als „Notfall“ einstuft und die das Flugzeug einer Gefahr aussetzt. Das ATR-Handbuch warnt davor, dass „starke Vereisung darauf hindeutet, dass die Ansammlungsrate so schnell ist, dass Eisschutzsysteme die Ansammlung nicht beseitigen können.“ Außerdem wird darauf hingewiesen: „Die Besatzung muss diesen Zustand sofort beenden“. Zwischen der Feststellung des Höhenverlusts und dem Aufprall des Flugzeugs auf den Boden verging etwa eine Minute. Während dieser Zeit, so die Ermittler, zeichnet die Tonaufnahme auf, dass die Besatzung versuchte zu reagieren. Die Aufnahme endet mit Schreien und dem Aufprall des Flugzeugs auf dem Boden.

Ursache wird noch untersucht

Bei der ATR 72-500 befinden sich die Propeller auf der Oberseite des Rumpfes, ganz in der Nähe des Cockpits. Dies verursachte nach Ansicht der Ermittler viel Lärm und erschwerte die Entzifferung der aufgezeichneten Dialoge. Dennoch konnte Cenipa in einer vorläufigen Analyse keine charakteristischen Geräusche identifizieren, die die Untersuchung der Ursachen hätten leiten können: zum Beispiel der Alarm für das Vorhandensein eines Feuers, eines elektrischen Fehlers oder einer Motorpanne. Die Daten der Blackbox erlauben es nach dieser ersten Einschätzung noch nicht, die von den Experten in den letzten Tagen aufgestellte Haupthypothese zu bestätigen oder auszuschließen: dass das Flugzeug aufgrund von Eisbildung auf den Tragflächen abgestürzt ist , gefolgt von einem Stabilitätsverlust („Stall“, im Fachjargon).

Die Bestätigung der Unfallursache wird von der Analyse weiterer Aufzeichnungen aus den Flugschreibern – und der Kombination all dieser Informationen – abhängen. Der vorläufige Bericht über den Fall soll in 30 Tagen fertig sein. In diesem Zeitraum hoffen die Ermittler, den „Kontext“ der Tragödie zu entschlüsseln, der bisher als nebulös galt.

Update, 6. September 2024

Das Zentrum für die Untersuchung und Vorbeugung von Luftfahrtunfällen (Cenipa) erklärte, dass die Piloten des Voepass-Flugzeugs gleich zu Beginn des Fluges ein Problem mit dem Vereisungsschutzsystem bemerkten. Brigadegeneral Moreno, Leiter von Cenipa, sagt, dass die Aussagen der Besatzung über Fehler in diesem System „nicht unbedingt bedeuten, dass das System versagt hat“. Die Untersuchung muss diesen Punkt noch vertiefen, um zu verstehen, ob ein Versagen vorlag. Der Copilot hatte vor dem Absturz „viel Eis“ am Flugzeug gemeldet.