Beliebte Kartenspiele in Lateinamerika

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Kartenspiele wurden zwar meist in Europa erfunden, sind jedoch auch in Lateinamerika äusserst beliebt (Foto: Pxhere/CC0)
Datum: 07. September 2024
Uhrzeit: 13:13 Uhr
Ressorts: Leserberichte
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Kartenspiele sind ein wesentlicher Teil der lateinamerikanischen Freizeit. Menschen, ob jung oder alt, legen Wert auf ein fröhliches Miteinander, was natürlich mit einem lockeren Spieleabend bestens realisiert werden kann. Die folgenden vier Beispiele gehören zu den beliebtesten Kartenspielen des Kontinents.

Canasta

Canasta ist eine uruguayische Erfindung. Entwickelt wurde es 1939 von zwei Bridge-Spielern, die sich ein alternatives Kartenspiel zu Bridge und Rommé wünschten. Nach ihrer Meinung war Bridge zu zeitraubend, während Rommé zu zufallsbedingt war. Canasta wurde erst in ganz Lateinamerika bekannt, dann eroberte es die ganze Welt. Die Vereinheitlichung des Neulings in der globalen Spielkultur erfolgte 1949–1951 in New York. Seit diesem Zeitpunkt wird Canasta mit zwei Standard-Decks und vier Jokern gespielt. Die Zahl der Spieler am Tisch kann zwei oder vier betragen. Bei zwei Spielern werden 15, bei vier Spielern 11 Handkarten ausgeteilt. Das Ziel des Spiels ist es, innerhalb einer Runde durch Bildung von Kartenkombinationen alle Handkarten abzulegen. Der Sieger eines Spiels wird hingegen über die maximal erreichte Punktzahl bestimmt, die am Ende jeder Runde gemäß den Regeln neu berechnet wird.

Poker

Die Urform des Pokers heißt Poque und stammt aus Europa. Im 19. Jahrhundert landete Poque in Nordamerika infolge der Zuwanderung aus den europäischen Ländern. Über die Dampfschiffe des Mississippi wurde das Spiel im ganzen Kontinent verteilt und vollzog langsam seine Wandlung zum modernen Pokerspiel, das innerhalb weniger Jahrzehnte auf der ganzen Welt bekannt wurde. Der Siegeszug eines Amateurspielers bei der Weltmeisterschaft nach einer Online-Qualifikation löste 2003 einen weltweiten Pokerboom aus. Auch Südamerika wurde vom Poker-Fieber gepackt. Vor allem in Buenos Aires entstand eine neue Szene, die heute zu den aktivsten auf dem lateinamerikanischen Raum zählt. Meist wird Texas Hold´em bevorzugt. Dieser wird auf die folgende Weise gespielt: Zuerst gibt der Dealer den Spielern aus einem Standard-Deck zwei Handkarten aus. Anschließend legt er drei Tischkarten auf. Dann folgen zwei weitere Runden, in denen der Dealer jeweils eine weitere Tischkarte offenlegt. Nun müssen die Spieler mit Hilfe der Hand- und Tischkarten die beste Blattrangfolge kombinieren.

Rocambor

Ombre hat seinen Ursprung in Spanien und ist eines der ältesten Kartenspiele Europas. Die ersten historischen Nachweise über das Spiel stammen bereits aus dem 16. Jahrhundert. Da Ombre die Idee des Reizens auf viele andere europäische Spiele übermittelte, hat es auch einen großen Stellenwert in der Geschichte des Kartenspiels. In den ehemaligen spanischen Kolonien ist das Kartenspiel als Rocambor bekannt. Gespielt wird es mit drei Personen und einem spanischen Kartensatz aus vierzig Karten. Nicht mit dabei sind die Achter, Neuner und Zehner. Die Spieler bekommen neun Karten ausgeteilt. Um den Hauptspieler zu ernennen, wird um den höchsten Stich gereizt. Der Gewinner der Reizrunde tritt in der Spielphase gegen die restlichen Spieler an. Sein Ziel ist es, sein Gebot aus der Reizrunde in der Spielphase zu erreichen.

Truco

Natürlich darf Truco in dieser Liste nicht fehlen. Das lateinamerikanische Kartenspiel ist sogar Nationalspiel in Argentinien und Uruguay. Die genauen Ursprünge von Truco sind nicht bekannt. Doch es wird angenommen, dass es in der Gegend um Valencia entstanden ist. Während der Kolonialzeit eroberte es auch den südamerikanischen Kontinent. Turco wird ebenfalls mit einem spanischen Kartensatz gespielt. Die Zahl der Teilnehmer kann zwischen zwei, vier und sechs variieren. Zuerst bekommen alle Spieler drei Karten ausgeteilt. Danach werden nach der Reihenfolge die Handkarten ausgespielt. Gewinner der Runde ist die Person, die in der Mehrzahl der Durchgänge die höchste Karte ausgespielt hat. Während der Runden dürfen Spieler aussteigen, den Einsatz erhöhen oder bluffen.

Die vier Beispiele verdeutlichen, dass die lateinamerikanischen Kartenspielkultur einen europäischen Ursprung hat. Viele der kontinental bekannten Kartenspiele stammen tatsächlich aus Europa oder wurden von europäischen Siedlern erfunden. Doch das Zocken mit den Karten hat sich in die lateinamerikanische Spielkultur eingebettet. Es wird durch alle Generationen hinweg gerne als Freizeitbeschäftigung praktiziert. Wer an einem Spieltisch eingeladen wird, sollte als Europäer die nette Geste nicht ablehnen. Denn obwohl sich die Kartenspiele ähneln, ist die Spielaktivität selbst aufgrund des Temperaments der Einheimischen eine Erfahrung für sich. Es macht jede Menge Spaß, schafft neue Images über die lateinamerikanischen Einwohner und Alltagsgewohnheiten.

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