Umweltschutz und Biodiversität in Südamerika

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Das brasilianische Amazonasgebiet ist der größte Tropenwald der Welt und seine Artenvielfalt und Vegetation gehören zu den wichtigsten der Welt (Foto: TVBrasil)
Datum: 23. Oktober 2024
Uhrzeit: 13:02 Uhr
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Autor: Redaktion
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Wissenschaftliche Untersuchungen zum Schutz der tropischen Regen- und Trockenwälder zeigen für die letzten Jahrzehnte drei Trends auf: Seit den 1990er Jahren ist der Waldbestand um schätzungsweise 65.000 bis 95.000 Quadratmeter geschrumpft. Gleichzeitig wurden immer mehr Waldflächen unter Schutz gestellt und weltweit stetig mehr Mittel dafür bereitgestellt. Doch wie und wo werden diese Gelder ausgegeben? Fließen sie dorthin, wo die Wälder am schnellsten verschwinden oder wo es bereits Schutzgebiete gibt?

Datenanalyse legt Zusammenhang zwischen internationalen Investitionen in den Naturschutz in Südamerika und dem Zustand der tropischen Wälder offen

Diese Fragen hat die Geografin Dr. Siyu Qin am Beispiel der Wald- und Savannengebiete in Argentinien, Bolivien, Brasilien und Paraguay untersucht – Länder, in denen diese Ökosysteme unter Druck sind und stark schrumpfen. Qin, die von 2018 bis 2023 als Doktorandin am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) forschte und seither für die internationale Umweltschutzorganisation Nature Conservancy tätig ist, hat dafür Daten zu Naturschutzprojekten in diesen Regionen und zu den dafür zur Verfügung gestellten Mitteln von den wichtigsten Geber-Ländern, darunter USA, Deutschland oder Norwegen, und multilateralen Organisationen wie der Weltbank zusammengefasst. Damit entstanden die ersten länderübergreifenden Karten mit Zeitreihenanalysen zu Investitionen in den Naturschutz in Südamerika. Zudem nutzte die Forscherin satellitengestützte Daten zur Entwaldung und zu Landnutzungsänderungen sowie Daten zur Veränderung der räumlichen Ausdehnung von Schutzgebieten.

Nur wenig Geld erreicht Gebiete, wo der Wald am schnellsten verschwindet

Die Analyse der Daten zeigt, dass die Mittel nicht unbedingt dort ankommen, wo Wälder und Savannen und mit ihnen der Artenreichtum am schnellsten verschwindet. „Das Geld der Spender fließt häufig in Gebiete, in denen mehr Wald vorhanden ist und nicht dorthin, wo die Abholzung rapide voranschreitet. So kommt es, dass sich immer mehr Geld auf Regionen konzentriert, die sehr bekannt sind – so wie der Amazonas-Regenwald. Andere Gebiete wie der Cerrado, Brasiliens tropische Savanne, der Gran Chaco in Argentinien oder die Chiquitano-Trockenwälder in Bolivien werden im Vergleich dazu vernachlässigt“, sagt Siyu Qin.

Schutzgebiete mobilisieren die höchsten Investitionen

Mittel fließen zudem in der Regel in schon bestehende Schutzgebiete, die von den jeweiligen Ländern in Südamerika ausgewiesen wurden. Im Fall von Brasilien zählen dazu auch Gebiete, in denen indigene Völker siedeln. Denn Brasilien deklariert diese Gebiete als Schutzgebiete und als solche sind sie auch Bestandteil der nationalen Naturschutzstrategie. „Wir haben festgestellt, dass mehr Geld in diese Schutzgebiete geflossen ist, und dieser Trend ist in allen Regionen zu beobachten – sei es im Amazonas, Cerrado oder Chaco“, resümiert Qin. Karte der Naturschutzinvestitionen kann helfen, die Geldflüsse besser zu steuern – zum Wohl der Biodiversität und für den Klimaschutz

„Die tropischen Wälder und Savannen Südamerikas sind von herausragender Bedeutung für den Naturschutz, da sie einen Großteil der globalen Artvielfalt beherbergen und gigantische Kohlenstoffspeicher darstellen.“ erklärt Prof. Tobias Kümmerle vom Geographischen Institut an der HU, der das Dissertationsprojekt betreut hat. „Diese Gebiete effektiv zu schützen ist wichtig und die Weltgemeinschaft und viele internationale Organisation stellen hierfür auch erhebliche Mittel zur Verfügung. Bisher war aber unklar, in welchen Regionen diese Mittel am Ende ausgegeben werden.“

Um dem dramatischen Verlust der Artenvielfalt entgegenzuwirken und die Biodiversität auf der Erde zu schützen, hat sich die Weltgemeinschaft auf der Biodiversitätskonferenz 2022 darauf verständigt, 30 Prozent der Land- und der Meeresoberfläche bis 2030 unter Schutz zu stellen. Bislang stehen nur rund 17 Prozent des Landes und sieben Prozent der Meere unter Schutz. „Wenn Organisationen und Regierungen versprechen, Mittel für den Naturschutz bereitzustellen und mehr Gebiete unseres Planeten zu schützen, kann unsere Studie sie dabei unterstützen, sicherzustellen, dass die Gelder zielgerichteter verteilt werden, um einerseits die Wälder zu schützen und andererseits den Menschen zu helfen, die in und von ihnen leben“, sagt Siyu Qin.

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