China: Autohersteller BYD besitzt Bergbaurechte im brasilianischen Lithium Valley

Der chinesische Elektroautohersteller BYD erwarb 2023 die Schürfrechte für zwei Grundstücke in einem lithiumreichen Teil Brasiliens. Damit steigt das Unternehmen in das Bergbaugeschäft in seinem größten Markt außerhalb Chinas ein, wie aus öffentlichen Aufzeichnungen hervorgeht, die von Reuters geprüft wurden. Der Erwerb von Mineralrechten in Brasilien durch den Elektrofahrzeughersteller ist der bisher konkreteste Schritt in Richtung Abbau strategischer Mineralien in der westlichen Hemisphäre. Der zuvor nicht gemeldete Erwerb der Mineralrechte Ende 2023 wurde von der BYD-Tochtergesellschaft Exploracao Mineral do Brasil getätigt, die im Mai desselben Jahres gegründet wurde, wie aus Dokumenten hervorgeht. Die Grundstücke liegen nur eine halbtägige Autofahrt von BYDs neuem Fabrik-Projekt im Nordosten Brasiliens entfernt, in das das Unternehmen ebenfalls 2023 investieren will. Sie grenzen auch an Grundstücke des in den USA börsennotierten Bergbauunternehmens Atlas Lithium.

Die Tochtergesellschaft wurde mit einem Aktienkapital von 4 Millionen Reais (695.000 US-Dollar) gegründet und erwirtschaftete 2023 einen Gewinn von etwa 213.000 Reais aus Wechselkursschwankungen, wie aus öffentlichen Registrierungsunterlagen hervorgeht. Das Unternehmen „befindet sich in der Forschungsphase, ohne finanzielle Bewegung oder Betriebseinnahmen“, heißt es in einem Bericht von einer Aktionärsversammlung im Oktober, der Reuters vorliegt. BYD lehnte es ab, sich zu der Angelegenheit zu äußern.

BYD, das Anteile an großen chinesischen Bergbauunternehmen erworben hat, war eines von sechs Unternehmen, die im vergangenen Jahr ein Angebot für ein chilenisches Lithiumprojekt abgeben durften, und stellte Pläne für eine Lithiumkathodenfabrik im Norden Chiles vor. Jüngste Besuche von Delegationen aus den USA, Saudi-Arabien und China haben das weltweite Interesse an Brasilien als offenem Markt im geopolitischen Wettlauf um den Zugang zu strategischen Mineralien unterstrichen. Die größte Volkswirtschaft in Lateinamerika hat im Gegensatz zu seinen südamerikanischen Nachbarn eine starke staatliche Präsenz in seinem Lithiumsektor vermieden und die Exportkontrollen für das Metall im Jahr 2022 sogar gelockert. Die besten Lithiumvorkommen sind Hartgesteinvorkommen, die sich für den traditionellen Bergbau eignen, im Gegensatz zur schwierigen Lithiumgewinnung aus Salzseen in Argentinien, Bolivien und Chile.

Die Suche von BYD nach brasilianischem Lithium unterstreicht das Ausmaß seines Einsatzes für Brasilien, wo die Großinvestition des Unternehmens in einen ehemaligen Ford-Fabrikkomplex im Dezember durch Vorwürfe von Arbeitsrechtsverletzungen auf der Baustelle getrübt wurde. Im vergangenen Jahr berichtete die Financial Times, dass BYD Gespräche mit Sigma Lithium, dem größten brasilianischen Lithiumproduzenten, über einen möglichen Liefervertrag, ein Joint Venture oder eine Übernahme geführt habe.

Lithium Valley

Die Schürfrechte von BYD erstrecken sich über 852 Hektar (8,5 km²) in der Stadt Coronel Murta, die zum Jequitinhonha-Tal im Bundesstaat Minas Gerais gehört, das als brasilianisches Lithiumtal bekannt ist. Das benachbarte Atlas-Lithium-Projekt in Coronel Murta befindet sich nach einer ersten geologischen Kartierung des Gebiets in der Forschungsphase, wie das Unternehmen im Juni auf seiner Website mitteilte. Atlas-CEO Marc Fogassa sagte, er habe von der Anwesenheit von BYD durch eine dritte Partei erfahren, aber nie direkt mit dem Autohersteller darüber gesprochen. „Wenn sie in diese beiden Gebiete investiert haben, dann deshalb, weil sie das Potenzial gesehen haben, und das macht meine Gebiete natürlich wertvoller“, so Fogassa gegenüber Reuters.

Coronel Murta liegt etwa 825 km entfernt, was einer Fahrtzeit von etwa 12 Stunden entspricht, von dem Komplex an der Küste des Bundesstaates Bahia, wo BYD die Fabrik mit einer Kapazität von 150.000 Elektroautos pro Jahr entwickelt. Wie aus öffentlichen Dokumenten hervorgeht, hat BYD seit dem Erwerb der Mineralrechte Minagem Geologia e Mineracao, ein lokales Mineralforschungsunternehmen, beauftragt. Minagem gab an, dass es die Erlaubnis der BYD-Tochter einholen müsse, um über die Angelegenheit sprechen zu dürfen. Laut Rechtsanwalt Luiz Fernando Visconti von der auf den Bergbausektor spezialisierten Anwaltskanzlei Visconti Law kann es in Brasilien oft zwischen acht und 15 Jahren dauern, bis ein Bergbauprojekt, das als wirtschaftlich tragfähig eingestuft wird, in Produktion geht.