Brasilien ist auf dem Weg, sich zu einem Referenzland für die Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) in Südamerika zu entwickeln und soll in den kommenden Jahren 75 % der Produktionskapazität der Region ausmachen. Dies geht aus der jüngsten Veröffentlichung der Reihe „CNT Energia no Transporte” hervor, die von der Nationalen Transportkonföderation (CNT) herausgegeben wurde. Die Studie enthält eine detaillierte Übersicht über die Produktion und die Herausforderungen von SAF, einer Alternative zu herkömmlichem Flugkerosin, das aus erneuerbaren Quellen wie Pflanzenölen, organischen Abfällen und Biomasse hergestellt wird. Der nachhaltige Kraftstoff kann die Treibhausgasemissionen während seines Lebenszyklus um bis zu 80 % reduzieren, je nach Rohstoff und Herstellungsverfahren.
Globales Szenario und die Chance für Brasilien
Derzeit gibt es weltweit 146 SAF-Industrieanlagen mit einer Gesamtkapazität von 19 Millionen Tonnen pro Jahr, die sich hauptsächlich auf Nordamerika, Asien und Europa konzentrieren. In Südamerika befinden sich sieben Projekte in der Entwicklung, davon vier in Brasilien, zwei in Uruguay und eines in Kolumbien. Die brasilianischen Anlagen, die zwischen 2026 und 2029 in Betrieb gehen sollen, werden voraussichtlich 900.000 Tonnen pro Jahr produzieren, was 75 % der Kapazität der Region entspricht. Laut dem Präsidenten des Verkehrssystems, Vander Costa, „verfügt Brasilien über einzigartige Voraussetzungen, um eine führende Rolle bei der Produktion nachhaltiger Kraftstoffe zu übernehmen. Mit der Vielfalt an Rohstoffen und Technologien ist es möglich, den Luftverkehrssektor zu transformieren und konkret zur Reduzierung der Emissionen im Verkehrssektor beizutragen.”
Im Jahr 2024 haben die Nationale Bank für wirtschaftliche und soziale Entwicklung (BNDES) und die Finanzierungsgesellschaft für Studien und Projekte (Finep) eine öffentliche Ausschreibung zur Unterstützung von Bioraffinerieprojekten veröffentlicht. Es gingen 76 Vorschläge mit einem potenziellen Investitionsvolumen von insgesamt 167 Milliarden Real ein, davon 43 ausschließlich auf SAF mit einem Volumen von 120 Milliarden Real. Darüber hinaus hat der Bundesstaat São Paulo in Zusammenarbeit mit der deutschen Regierung mit dem Bau der ersten SAF-Industrieanlage des Landes begonnen, die 2025 in Betrieb gehen soll und aus Abfällen der Zucker- und Energieindustrie produzieren wird. Die Veröffentlichung der CNT bekräftigt, dass SAF zwar bereits in Feldversuchen getestet wurde und seine technische und betriebliche Machbarkeit unter Beweis gestellt hat, jedoch aufgrund seiner hohen Produktionskosten und begrenzten industriellen Skalierbarkeit noch regulatorischer Fortschritte bedarf.
Verfügbare Quellen und Technologien
Das Land verfügt über einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil aufgrund seines umfangreichen Angebots an Rohstoffen und der Vielfalt der von der Nationalen Erdölagentur (ANP) zugelassenen SAF-Produktionslinien, die im Folgenden beschrieben werden:
SPK-HEFA: wird aus pflanzlichen Ölen und tierischen Fetten in Gegenwart von Wasserstoff gewonnen;
SPK-ATJ: synthetisiert aus Alkohol durch die Kombination kleinerer Moleküle zu größeren;
SPK-FT: hergestellt aus einem oder mehreren Rohstoffen, mit Wasserstoff verarbeitet und durch chemische Synthese hergestellt;
SPK/A: synthetisiert durch Variation des chemischen Prozesses unter Zugabe von aromatischen Verbindungen;
SIP: aus Zuckern unter Verwendung genetisch veränderter Mikroorganismen synthetisiert;
CHJ: unter hohen Temperaturen und hohem Druck in Gegenwart von Wasser und aromatischen Verbindungen gewonnen, hergestellt aus pflanzlichen Ölen und tierischen Fetten;
SPK-HC-HEFA: hergestellt aus biobasierten Kohlenwasserstoffen aus der Mikroalge Botryococcus braunii, pflanzlichen Ölen und tierischen Fetten unter Zugabe von Wasserstoff.
Produktion steigt, ist aber noch unzureichend
Der weltweite Markt für SAF ist von 600 Millionen Litern im Jahr 2023 auf 1,3 Milliarden Liter im Jahr 2024 gewachsen, was jedoch nur 0,3 % des weltweiten Bedarfs an Flugkerosin entspricht. Es wird erwartet, dass die weltweite Produktion bis 2025 2,7 Milliarden Liter erreichen wird, was jedoch noch weit hinter dem für eine effektive Dekarbonisierung des Sektors erforderlichen Bedarf zurückbleibt. Um die Produktionskapazität dieses Kraftstoffs zu steigern, können öffentlich-private Partnerschaften, wirtschaftliche Anreize für Produktion und Nutzung sowie kontinuierliche Forschung und Entwicklung den Ausbau des Angebots dieser Energiequelle für den Luftverkehrssektor vorantreiben.
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