Von der Karibik bis zum Amazonas: Kolumbiens Schritte in eine grünere Zukunft

sarg

In den letzten Jahren hat die Karibikregion eine deutliche Zunahme des Sargassums zu spüren bekommen (Foto: Twitter/ANAMAR)
Datum: 10. Juni 2025
Uhrzeit: 06:38 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Kolumbien treibt eine Welle von Umweltinitiativen voran, die sich von der Atlantikküste bis ins Herz des Amazonasgebiets erstreckt und damit seine weltweite Führungsrolle im Bereich Biodiversitätsschutz, Kreislaufwirtschaft und Klimaresilienz bekräftigt. In diesem Monat stellte das Ministerium für Umwelt und nachhaltige Entwicklung eine Reihe ehrgeiziger Maßnahmen vor, die zwar jeweils einzigartig sind, aber alle ein gemeinsames Ziel verfolgen: den Schutz der Ökosysteme und Gemeinden des Landes und gleichzeitig den Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung ebnen.

Eine plastikfreie Zukunft in Puerto Colombia

In Puerto Colombia, einer Küstenstadt im Departement Atlántico, wurde mit dem Start des Pilotprojekts „Go Circular“ ein konkreter Schritt im Kampf gegen die Plastikverschmutzung unternommen. Unter der Leitung des Umweltministeriums in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Waste2Worth und CRA Atlántico fördert die Initiative Alternativen zu Einwegkunststoffen und begleitet lokale Unternehmen – insbesondere aus den Bereichen Tourismus und Gastronomie – auf dem Weg zur Öko-Zertifizierung gemäß dem Gesetz 2232 von 2022.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Kampagne „Menos Plásticos por la Vida” (Weniger Plastik für das Leben), die die Teilnehmer daran erinnerte, dass ab Juli 2024 acht Kategorien von Einwegkunststoffen landesweit verboten sind. „Die Unterstützung der Wirtschaftssektoren bei ihrem Übergang zu nachhaltigen Modellen ist von entscheidender Bedeutung”, betonte Carlos Jairo Ramírez vom Ministerium. Dieses Pilotprojekt ist einer von mehreren nationalen Dialogen, die darauf abzielen, die Kreislaufwirtschaft zu stärken und die lebenswichtigen Meeres- und Küstenökosysteme Kolumbiens zu erhalten.

Wiederherstellung der historischen Bucht von Cartagena

Etwas weiter südlich an der Küste erneuert Cartagena sein ökologisches Erbe. Am 12. Mai kamen Behörden, Gemeinden und Institutionen zusammen, um unter der Leitung des Umweltministeriums und des interinstitutionellen Umweltausschusses den Aktionsplan 2025 zur Wiederherstellung der Buchten von Cartagena und Barbacoas zu verabschieden. Der Plan wurde in partizipativer Planung entwickelt und umfasst sieben strategische Säulen – von der Abfallwirtschaft und Küstenzonierung bis hin zu nachhaltiger Infrastruktur und Umwelterziehung. „Die Beteiligung der Bevölkerung und die Abstimmung zwischen den Institutionen sind für die ökologische Erholung von entscheidender Bedeutung“, sagte Ximena Rojas Giraldo, Direktorin für Meeres- und Küstenangelegenheiten. Mit diesem Plan bekräftigt Cartagena sein Engagement für eine langfristige Wiederherstellung, die auf Inklusion und behördenübergreifender Koordination basiert.

Vogeltouristen ohne Grenzen

Anlässlich des Weltzugvogeltags hob das Ministerium die Rolle Kolumbiens als wichtiger Zufluchtsort für mehr als 200 Zugvogelarten hervor. Diese Reisenden aus Nord-, Mittel- und Südamerika kommen erschöpft an, finden aber in den Feuchtgebieten, Wäldern, Flüssen und städtischen Grünflächen Kolumbiens Zuflucht. „Vögel brauchen keine Pässe, aber sie brauchen gesunde Lebensräume“, sagte Ministerin Lena Estrada Añokazi. Das Ministerium treibt die Nationale Strategie zum Schutz der Vögel 2030 (ENCA) voran und erstellt die erste offizielle Liste der Zugvogelarten des Landes – eine Initiative, die Bürgerwissenschaft, akademisches Fachwissen und lokales Wissen vereint. Angesichts des Rückgangs von 49 % der weltweiten Vogelarten setzt sich Kolumbien dafür ein, den Himmel für diese geflügelten Botschafter sicher zu halten.

Leticia ist Gastgeber der größten Messe für grüne Wirtschaft in Lateinamerika

In einer historischen Entscheidung wird die Bioexpo 2025, Lateinamerikas größte Messe für grüne Wirtschaft, in Leticia im Herzen des Amazonasgebiets stattfinden. Vom 24. bis 26. Oktober werden über 250 Aussteller biobasierte Unternehmen und nachhaltige Innovationen präsentieren, die auf altem Wissen, gemeinschaftlicher Führung und ökologischer Verantwortung beruhen.„Dies ist mehr als eine Messe“, sagte Ministerin Estrada während ihres offiziellen Besuchs in Leticia. „Es ist eine Bewegung, die zeigt, dass Entwicklung und Natur kein Widerspruch sind, sondern Verbündete.“ Die Veranstaltung wird ein wichtiger Meilenstein vor der Teilnahme Kolumbiens an der COP30 sein und den Amazonas als globales Modell für naturbasierte Klimalösungen positionieren.

Ministerin kehrt mit Amazonas-Agenda zu ihren Wurzeln zurück

Für Ministerin Lena Estrada Añokazi war die Reise nach Leticia auch eine Heimkehr. Die gebürtige La Chorrera startete ein dreitägiges Programm mit den Schwerpunkten Regenwaldschutz, Regierungsführung und Entwicklung der Bioökonomie. Ihr Besuch umfasste strategische Treffen mit dem Amazonas-Forschungsinstitut SINCHI, bei denen Projekte zur ökologischen Wiederherstellung, zum Schutz der biologischen Vielfalt und zu nachhaltigen Innovationen vorgestellt wurden. Außerdem führte sie Gespräche mit indigenen Behörden in San Sebastián de los Lagos und bekräftigte das Engagement der Regierung für den Aufbau einer Regierungsführung mit und für die Menschen im Wald. „Dies ist der Beginn einer neuen Ära – einer Umweltführerschaft, die in der Region verwurzelt ist und von Gerechtigkeit und Inklusion geleitet wird“, erklärte die Ministerin.

Saubere Energie kommt in La Guajira voran

In La Guajira treibt Kolumbien seine Zukunft mit sauberer Energie voran. Am 6. Mai erteilte das Ministerium über die Nationale Umweltgenehmigungsbehörde (ANLA) die endgültige Genehmigung für eine Übertragungsleitung, die die Windparks Beta und Alpha an das nationale Stromnetz anschließt. Dieses Projekt, das sich über die Gemeinden Uribia, Maicao und Albania erstreckt, wird eine Schlüsselrolle bei der Diversifizierung des Energiemix des Landes mit erneuerbaren Energien spielen. „Dies ist ein Meilenstein für eine gerechte Energiewende“, betonte Minister Estrada. Das Projekt umfasst strenge Schutzmaßnahmen für Wasserressourcen und Biodiversität und schafft so ein Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Umweltschutz. Mit der Erteilung der Genehmigung 20 Tage vor Ablauf der gesetzlichen Frist hat die ANLA ihr Engagement für eine effiziente, wissenschaftlich fundierte Regulierung unter Beweis gestellt.

Umweltnotstand in Chocó: Eine Flut von Sargassum

Aber nicht alle Schlagzeilen brachten gute Nachrichten. An der Karibikküste von Chocó hat eine massive Ansammlung von 22.000 Tonnen Sargassum-Algen einen ökologischen Notstand ausgelöst, von dem über 34 Kilometer felsige Küste, 351 Hektar Seegraswiesen und wichtige Nistplätze für Schildkröten in Schutzgebieten wie Acandí betroffen sind. Das Ministerium koordiniert gemeinsam mit nationalen und lokalen Partnern, darunter DIMAR, die Marine, Codechocó und internationale Experten, Sofortmaßnahmen. In den Schutzgebieten werden manuelle Reinigungsarbeiten durchgeführt, doch das Ausmaß der Krise verdeutlicht die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und der Meeresverschmutzung. Um künftige Ereignisse dieser Größenordnung zu verhindern, ist eine multilaterale, wissenschaftlich fundierte Strategie erforderlich.

Eine Nation in Bewegung

Von der Renaturierung von Buchten und der Ansiedlung von Vögeln bis hin zum Verbot von Plastik und dem Ausbau sauberer Energien – Kolumbien beweist, dass Umweltführerschaft nicht auf die Hauptstadt oder Konferenzsäle beschränkt ist. Sie findet vor Ort statt, in den Wäldern und an den Küsten – angetrieben von den Gemeinden, der Wissenschaft und einem tiefen Respekt vor dem Leben in all seinen Formen.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2025 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Für diese News wurde noch kein Kommentar abgegeben!

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass meine eingegebenen Daten und meine IP-Adresse nur zum Zweck der Spamvermeidung durch das Programm Akismet in den USA überprüft und gespeichert werden. Weitere Informationen zu Akismet und Widerrufsmöglichkeiten.