Urbanes Leben erweitert den musikalischen Horizont

musik

Das Forschungsteam wertete Hörprotokolle von 2,5 Millionen Menschen aus, um das Hörverhalten in Großstädten zu analysieren Copyright: Foto: Henry Be / Unsplash
Datum: 18. Juni 2025
Uhrzeit: 15:19 Uhr
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Autor: Redaktion
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Von Paris über Berlin bis São Paulo: Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik (MPIEA) in Frankfurt am Main ist der Frage nachgegangen, wie der urbane Alltag unsere Musikauswahl prägt. Hierzu analysierten die Forscher die Hörgewohnheiten von 2,5 Millionen Menschen in Frankreich, Brasilien sowie Deutschland. Sie fanden heraus, dass die Musikauswahl von Bewohnern in Städten vielfältiger und individueller ist als die der Landbevölkerung. Die Studie wurde vor Kurzem in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. An dem Projekt waren Experten aus Deutschland, Frankreich und den Vereinigten Staaten beteiligt, darunter Forscher des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPICBS) in Leipzig, Deezer Research in Paris und der Cornell University in Ithaca, New York.

Zunächst untersuchte das Team, wie ähnlich sich die Lieder waren, die von Menschen in derselben Region gehört wurden. Die Auswertung von insgesamt 250 Millionen Hörprotokollen ergab in allen drei Ländern: Je größer die Stadt war, desto individueller war die Musikauswahl. In Großstädten teilten Menschen weniger musikalische Vorlieben mit ihren Nachbarn als in ländlicheren Regionen. Gleichzeitig erweiterte sich mit der Stadtgröße auch der persönliche „Hörradius“ – Nutzer hörten ein breiteres Spektrum von Genres und Künstlern. Der persönliche Hörradius veränderte sich zudem über die Altersspanne hinweg: In der Adoleszenz nahm die Vielfalt der gehörten Musik rasch zu, erreichte mit Ende 20 ihren Höhepunkt und nahm danach langsam wieder ab:

„Mit Anfang 20 ziehen Menschen üblicherweise von zu Hause aus, lernen an der Universität oder am Arbeitsplatz neue Kreise kennen und haben sowohl die Zeit als auch die Lust zu experimentieren“, erklärt Erstautor Harin Lee vom MPIEA. „Aber auch mit über 30 Jahren bleiben wir offen für neue Musik – wir treffen nur zunehmend eine Auswahl.“

Städte fördern Vielfalt, auch unabhängig von Demografie

Auch nach Berücksichtigung von Faktoren wie Alter, Einkommen, Erziehung und sozialen Kontakten zeigte sich, dass ein eigenständiger Effekt des Stadtlebens auf die musikalische Vielfalt bestehen bleibt. Dies deutet darauf hin, dass die urbanen Interaktionen und Erfahrungen selbst eine Rolle spielen und Entdeckungsfreude sowie Vielfalt fördern. Die Ergebnisse könnten auch kulturpolitische Implikationen haben: „Es gibt deutliche Unterschiede in der Musikauswahl zwischen ländlicheren Gebieten und Megastädten, was zum Teil auch auf den Mangel an kulturellen Ressourcen zurückzuführen sein könnte“, schließt Lee. „Daher könnten sich Investitionen in Veranstaltungsorte und Kunstausbildung außerhalb der Ballungszentren auszahlen.“

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