Brasilien: Die gewalttätigsten Städte liegen im Nordosten

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Trotz des Rückgangs der vorsätzlichen Tötungsdelikte im Jahr 2024 verzeichnete Brasilien Rekordzahlen bei Frauenmorden, Cyberkriminalität und häuslicher Gewalt (Foto: Rafa Neddermeyer/Agência Brasil)
Datum: 04. August 2025
Uhrzeit: 14:25 Uhr
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Autor: Redaktion
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Das Brasilianische Forum für öffentliche Sicherheit (FBSP) hat die 19. Ausgabe des Brasilianischen Jahrbuchs für öffentliche Sicherheit veröffentlicht und deckt dabei besorgniserregende Veränderungen in der Gewaltlandschaft des größten Landes in Südamerika auf. Trotz des Rückgangs der vorsätzlichen Tötungsdelikte im Jahr 2024 verzeichnete Brasilien Rekordzahlen bei Frauenmorden, Cyberkriminalität und häuslicher Gewalt. Der Nordosten ist erneut das Epizentrum der Gewalt mit 16 der 20 gewalttätigsten Städte des Landes, darunter mehrere im Bundesstaat Maranhão. Laut der Erhebung wurden in Brasilien im vergangenen Jahr 44.127 vorsätzliche Tötungsdelikte verzeichnet, was einem Rückgang von 5,4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auf der anderen Seite nahmen Verbrechen wie digitaler Betrug (2,2 Millionen Fälle) und Frauenmorde (1.492 Fälle, die höchste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen) sprunghaft zu. Auch die Gewalt in Wohnungen und Schulen nahm zu, mit zwei Anrufen pro Minute bei der Polizei wegen häuslicher Gewalt.

Besonders gravierend ist die Lage im Nordosten. Städte dieser Region belegen die ersten zehn Plätze der Rangliste der gewalttätigsten Städte des Landes. Maranguape (CE) führt mit einer Rate von 80 gewaltsamen Todesfällen pro 100.000 Einwohner, gefolgt von Jequié, Juazeiro und Camaçari (BA) sowie Cabo de Santo Agostinho (PE). Die Studie zeigt, dass Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden um die Kontrolle des Drogenhandels die Hauptursache für diese Eskalation der Gewalt sind.

Bahia und Maranhão im Fokus

In Bahia liegen fünf der zehn gewalttätigsten Städte, was den Bundesstaat als einen der kritischsten Brennpunkte der Kriminalität bestätigt. In Maranhão hingegen deuten die vorläufigen Daten für 2025 trotz der Herausforderungen auf eine Verbesserung der Indikatoren für tödliche Gewalt hin. Laut einer Mitteilung des Staatssekretariats für öffentliche Sicherheit (SSP-MA) gab es im ersten Halbjahr einen Rückgang von 6 % bei den vorsätzlichen tödlichen Gewaltverbrechen (CVLI). Die Mitteilung der SSP-MA hebt auch deutliche Rückgänge bei bestimmten Indikatoren hervor: Raubmorde gingen um 20 % zurück, Morde um 6 % und im Juni gab es einen Rückgang von 24 % bei CVLIs im Vergleich zum gleichen Monat des Jahres 2024. In São Luís gingen die vorsätzlichen Tötungsdelikte um 6 % zurück, und die Frauenmorde auf der Insel São Luís gingen um 42 % zurück.

Weitere Höhepunkte des Jahrbuchs:

In Brasilien wird alle 15 Sekunden ein Betrug begangen. Die Zahl der Betrugsfälle stieg innerhalb eines Jahres um 7,8 % und verzeichnet seit 2018 einen Anstieg von über 400 %;

Die Zahl der Sexualdelikte stieg 2024 auf 87.545 Fälle, was einem Opfer alle 6 Minuten entspricht;

Jede fünfte dringende Schutzmaßnahme wurde im letzten Jahr nicht eingehalten;

Diebstähle und Raubüberfälle auf Mobiltelefone gingen um 12,6 % zurück, aber mehr als 917.000 Geräte wurden entwendet;

Nur 8 % der gestohlenen Mobiltelefone wurden von der Polizei wiedergefunden;

Die öffentlichen Investitionen in Sicherheit beliefen sich 2024 auf 153 Milliarden Real, was einem Anstieg von 6,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Kommunen führten die Investitionen mit einem Anstieg von 60 % seit 2021 an;

Die Waffenproduktion in Brasilien ging zwischen 2021 und 2024 um 92,3 % zurück

Die Gefängnispopulation stieg 2024 um 6 % auf 909.594 Personen. Der Mangel an Haftplätzen im Strafvollzugssystem beträgt mehr als 237.000

Bundesstaaten wie Rio Grande do Norte (RN) und Santa Catarina (SC) führen die Liste der Unterrichtsausfälle aufgrund von Gewalt in der Umgebung von Schulen an

Digitale Kriminalität und Mobbing

Der Jahresbericht warnt auch vor der Zunahme von Straftaten im digitalen Bereich. Fälle von Mobbing und Cybermobbing haben zugenommen, wobei 47 % der Opfer der ersten Gruppe Kinder ab 10 Jahren sind. Cybermobbing betrifft hingegen vor allem Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren (58 %). Angesichts dieser Situation bekräftigt der Bericht die Notwendigkeit öffentlicher Maßnahmen, die nicht nur die Polizei stärken, sondern auch präventiv wirken, insbesondere in den besonders gefährdeten Gebieten wie dem Nordosten, wo die Kriminalität in sozialen und strukturellen Problemen verwurzelt ist.

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