In Lateinamertika geweinnt die Genbearbeitung als eine der vielversprechendsten Technologien für die Zukunft der Landwirtschaft an Bedeutung, insbesondere bei strategisch wichtigen Kulturen wie Kartoffeln. In diesem Zusammenhang nutzen Forscher weltweit Instrumente wie CRISPR (Abschnitte sich wiederholender DNA), um Sorten zu entwickeln, die widerstandsfähiger gegen Krankheiten, Schädlinge und extreme Wetterereignisse sind, was sich direkt auf die Ernährungssicherheit auswirkt. In Peru, wo die Kartoffel mit mehr als 3.500 registrierten Sorten ein nationales Symbol ist, löst der Einsatz dieser Technologie erste Debatten über ihre Vorteile und Risiken für die Biodiversität aus. Julio Miguel Vivas Bancallán, CEO der Peruanischen Saatgutvereinigung (APESemillas), befürwortet den Einsatz dieses Instruments als Strategie zur Entwicklung nährstoffreicherer Kartoffeln, die resistent gegen Kraut- und Knollenfäule sind und weniger Acrylamid enthalten, eine gesundheitsschädliche Substanz. Er betont, dass die Technologie mit der biologischen Vielfalt vereinbar ist und Verbesserungsprozesse beschleunigen kann, die sonst Jahrzehnte dauern würden.
Allerdings gibt es auch Stimmen, die erhebliche Risiken sehen. Der Agronom Jorge Montalvo Otivo, Professor an der Nationalen Universität von Huancavelica, befürchtet, dass Eingriffe in einheimische Sorten Jahrhunderte der natürlichen und kulturellen Selektion gefährden könnten. Der Bioingenieur Rodomiro Ortiz von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften warnt hingegen vor dem Risiko des Genflusses – der Übertragung veränderter Gene auf einheimische Pflanzen – und verweist auf Studien, die dieses Phänomen bei Wildarten belegen. Als Alternative nennt er die Züchtung der Sorte „Revolución”, die steril und umweltverträglich ist. Angesichts dieser Situation steht Peru vor einem Dilemma: Wie kann man die Biotechnologie vorantreiben, ohne das genetische Erbe zu gefährden? Experten fordern eine moderne, wissenschaftlich fundierte Regulierung und einen Dialog zwischen Innovation und Tradition. Angesichts des Klimawandels und des Drucks auf die Nahrungsmittelversorgung kann die Genbearbeitung ein wertvoller Verbündeter sein, sofern sie verantwortungsbewusst und unter Achtung der kulturellen und biologischen Wurzeln des Landes eingesetzt wird.
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