Trumponomics: Inflation, Instabilität und globale Auswirkungen

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Donald Trumps Verhältnis zu Lateinamerika ist geprägt von restriktiver Migrationspolitik, feindseligen Äußerungen und Drohungen, die die bilaterale Zusammenarbeit belastet haben (Foto: Donald J. Trump)
Datum: 02. August 2025
Uhrzeit: 13:29 Uhr
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Autor: Redaktion
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Die Rückkehr von Donald Trump ins Präsidentenamt hat eine bekannte, aber aggressivere Wirtschaftsagenda zurückgebracht – die nun sowohl die US-Wirtschaft als auch die Weltwirtschaft zu destabilisieren droht. Seit den ersten Tagen seiner Amtszeit hat seine Regierung eine explosive Mischung aus Protektionismus, fiskalischer Expansion und institutioneller Instabilität signalisiert. Obwohl noch nicht alle Maßnahmen umgesetzt wurden, hat allein schon die Ankündigung große Unsicherheit an den Märkten ausgelöst, das Vertrauen der Investoren erschüttert und die Wirtschaftsaussichten getrübt. Der Kern von Trumps wirtschaftlicher Vision basiert nach wie vor auf einer merkantilistischen Logik: der Überzeugung, dass die USA immer dann verlieren, wenn sie mehr importieren als exportieren. Auf dieser Grundlage wurden am 2. April, dem von Trump als „Liberation Day” bezeichneten Tag, neue allgemeine Zölle angekündigt, und es wurde sogar die Einführung von Zöllen in Höhe von bis zu 125 % auf chinesische Produkte und 10 % auf Produkte aus anderen Ländern ins Spiel gebracht. Brasilien wurde zuletzt direkt mit einem Zollsatz von insgesamt 50 % auf Exporte unter der ungewöhnlichen Begründung politischer Vergeltungsmaßnahmen getroffen. Obwohl nicht alle diese Maßnahmen in Kraft getreten sind, hat ihre Ankündigung bereits erhebliche Auswirkungen gezeigt.

Dieses Klima der ständigen Bedrohung und widersprüchlichen Ankündigungen hat zu Volatilität auf den globalen Märkten, Kursverlusten an den Börsen und einem Anstieg der langfristigen Zinssätze geführt. Das Hin und Her bei den Zollentscheidungen, die oft von anderen Regierungsmitgliedern widerlegt wurden, hat zu einer Instabilität geführt, die Investitionsentscheidungen lahmgelegt hat. Die Theorie der realen Optionen macht deutlich, dass Unternehmer in Zeiten hoher Unsicherheit lieber abwarten – und das bremst das Wirtschaftswachstum.

Es wird erwartet, dass die Preise schnell steigen werden

Es ist ironisch, dass eines der zentralen Wahlversprechen Trumps die Senkung der Lebenshaltungskosten war. Maßnahmen wie die Einführung von Zöllen und die Einschränkung der Einwanderung haben jedoch tendenziell den gegenteiligen Effekt. Durch die Erhöhung der Kosten für Vorleistungen und Arbeitskräfte treiben sie die Inflation in die Höhe. Auch wenn die Auswirkungen bisher noch nicht voll zum Tragen gekommen sind, wird erwartet, dass die Preise in den kommenden Monaten rapide steigen werden, da Lagerbestände aufgefüllt werden und Preiserhöhungen unvermeidlich sind. Darüber hinaus hat die Regierung kürzlich ein aggressives Fiskalpaket – den sogenannten „Big Beautiful Bill”– verabschiedet, das Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen vorsieht. Die Maßnahme ist regressiv, kommt den reichsten Bevölkerungsschichten zugute und erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die Staatsverschuldung der USA einen historischen Höchststand erreicht hat. Angesichts anhaltender Defizite wächst die Befürchtung, dass der fiskalische Kurs der USA untragbar wird. Die Reaktion der Märkte ist bereits in steigenden Langfristzinsen und einer Abwertung des Dollars zu beobachten.

Erhöhtes Risiko einer Stagflation

Das größte Risiko ist nicht nur eine Konjunkturabkühlung, sondern die gefährliche Kombination aus Inflation und Stagnation – die Stagflation. Dies könnte sogar das sogenannte „exorbitante Privileg” der USA untergraben: die historische Fähigkeit, Leistungsbilanzdefizite aufrechtzuerhalten, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Sollten die Märkte an der Zahlungsfähigkeit der USA zweifeln, könnte der Dollar einen Teil seiner Rolle als Weltreservewährung verlieren – ein Szenario, das bis vor kurzem noch unwahrscheinlich war, nun aber in Betracht gezogen wird. Erschwerend kommt hinzu, dass Trump die Unabhängigkeit der Fed angreift und droht, ihren Vorsitzenden Jay Powell zu entlassen (was er nicht tun kann), falls die Fed die Zinsen nicht unverantwortlich senkt, was die Inflation ankurbeln würde.

Die Auswirkungen auf Schwellenländer wie Brasilien, Peru oder Kolumbien sind besonders besorgniserregend. Auch wenn Brasilien, die größte Volkswirtschaft in Lateinamerika, zunächst von einer Verlagerung des Handels zwischen den USA und China profitieren könnte, sind die weltweit angespannte Finanzlage und die steigenden Kapitalkosten Faktoren, die negativ ins Gewicht fallen. Länder mit hoher Staatsverschuldung und hohem Außenfinanzierungsbedarf – wie Brasilien – leiden unter diesen Umständen tendenziell stärker. Im Falle Brasiliens hat der Real abgewertet und die Börse reagierte negativ auf die ersten Ankündigungen der Trump-Regierung, erholte sich jedoch bis zur Ankündigung der 50-prozentigen Zölle. Es besteht auch die Gefahr, dass Trumps wirtschaftliche Fehlentscheidungen als Vorwand dienen, um Steuerreformen in Brasilien zu verschieben, um die Verantwortung für eine mögliche Abschwächung der Binnenwirtschaft auf externe Faktoren abzuwälzen. Diese Haltung würde jedoch nur unsere Anfälligkeit erhöhen.

Trumps Wirtschaftsprogramm basiert auf falschen Annahmen: dass Zölle Industriearbeitsplätze zurückbringen, dass Defizite durch Wachstum bezahlt werden und dass Volatilität gleichbedeutend mit Stärke ist. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die USA gefährden ihre makroökonomische Stabilität, und Länder wie Brasilien können es sich nicht leisten, dieses neue Szenario zu ignorieren. Wenn die USA niesen, bekommt die Welt eine Grippe – und unter Trump hat diese Grippe alles, was es braucht, um sich zu einer doppelten Lungenentzündung zu entwickeln. Das Beste, was man tun kann, ist, über niedrigere Zölle zu verhandeln, die inneren Abwehrkräfte zu stärken, die Haushaltsdisziplin zu fördern und sich auf turbulentere Zeiten vorzubereiten.

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