Erster vollständig autonomer Supermarkt Lateinamerikas eröffnet

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Die Einzelhandelslandschaft in Lateinamerika hat sich mit der Eröffnung von Muffato Go, dem ersten autonomen Supermarkt der Region, verändert (Foto: MuffatoGo)
Datum: 05. August 2025
Uhrzeit: 06:17 Uhr
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Autor: Redaktion
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In Curitiba (Hauptstadt des südbrasilianischen Bundesstaates Paraná) ermöglicht ein Geschäft der Muffato-Gruppe Kunden, Produkte mitzunehmen und ohne an der Kasse zu bezahlen, da die Abrechnung automatisch über eine App erfolgt. Die Einzelhandelslandschaft in Lateinamerika hat sich mit der Eröffnung von Muffato Go, dem ersten autonomen Supermarkt der Region, verändert. Der Laden wurde im November 2022 von der Muffato-Gruppe in Curitiba, Paraná, eröffnet und verspricht das Ende der Warteschlangen durch ein vollständig technologisches Einkaufserlebnis. Mit einer Investition von 10 Millionen Reais ermöglicht das Projekt den Kunden, einfach die gewünschten Produkte mitzunehmen und zu gehen, wobei die Abrechnung automatisch über die Kreditkarte erfolgt.

Ein revolutionäres Einkaufserlebnis

Der Kundenbesuch bei Muffato Go ist einfach und intuitiv gestaltet. Der Prozess beginnt mit dem Download der App aus dem Store. Dort registriert sich der Kunde schnell und verbindet eine Kreditkarte mit seinem Konto. Um den Laden zu betreten, generiert die App einen einzigartigen QR-Code. Dieser Code wird an Drehkreuzen am Eingang gescannt und gewährt Zugang. Im Laden kann der Kunde die gewünschten Produkte direkt aus den Regalen auswählen und in seine Tasche legen. Am Ende muss er nicht an der Kasse vorbeigehen. Er verlässt einfach den Laden. Die Abrechnung erfolgt automatisch über die registrierte Karte und die Quittung wird digital versandt. Das Geschäft ist 250 Quadratmeter groß und bietet ein Sortiment von etwa 2.000 Artikeln, das auf schnelle Einkäufe und Convenience-Produkte ausgerichtet ist. Das Projekt umfasst sogar eine Eingangshalle, in der Kunden in Ruhe die App herunterladen können, indem sie das WLAN des Geschäfts nutzen.

Die Technologie hinter der Innovation

Das „Pick-and-Go”-Erlebnis wird durch eine komplexe technologische Allianz ermöglicht. Das Herzstück des Betriebs ist die Plattform des portugiesischen Start-ups Sensei. Sie nutzt eine Kombination aus künstlicher Intelligenz (KI), Computer Vision und einem Netzwerk von Sensoren. An der Decke installierte Kameras verfolgen anonym die Bewegungen der Kunden. Sie verwenden keine Gesichtserkennung, sondern identifizieren die Verbraucher anhand ihres Weges und ihrer Kleidung. Gleichzeitig erkennen Gewichtssensoren an den Regalen, wenn ein Produkt entnommen oder zurückgelegt wird.

KI-Algorithmen verarbeiten diese Daten in Echtzeit. Sie erstellen einen „virtuellen Einkaufswagen” für jede Person im Laden. Die Zusammenführung dieser Daten gewährleistet eine genaue Abrechnung. An dem Projekt war ein ganzes Ökosystem von Partnern beteiligt, darunter Renovretail für die Systemintegration und Elgin für die elektronischen Preisetiketten.
Mehr als ein Supermarkt, ein Datenlabor Die Entscheidung der Grupo Muffato, einen autonomen Supermarkt zu eröffnen, ist ein mutiger strategischer Schritt. Das Ziel ist nicht nur, Warteschlangen zu vermeiden, sondern die Marke als Innovationsführer auf dem Markt zu positionieren. Diese Maßnahme zwingt die Konkurrenz, ihre eigenen Technologiepläne zu überdenken.

Obwohl die Bequemlichkeit für den Kunden der Hauptanziehungspunkt ist, sind die Daten das wertvollste Gut auf lange Sicht. Die Technologie bietet einen beispiellosen Einblick in das Verbraucherverhalten. Das System registriert nicht nur, was gekauft wird, sondern den gesamten Entscheidungsprozess: was in die Hand genommen, angesehen und wieder ins Regal zurückgelegt wurde. Diese Daten ermöglichen es, den Lagerbestand und die Regalpläne zu optimieren und personalisierte Werbeaktionen zu erstellen. Muffato Go fungiert als Echtzeit-Labor, um die Kaufreise der Verbraucher zu verstehen.

Mikromärkte und die Vorsicht anderer Giganten

Muffato Go ist nicht allein auf dem Gebiet der Automatisierung. Schon viel früher operierte Zaitt als 100 % autonomer Markt, hat aber kürzlich seinen Fokus verlagert und verkauft nun seine Technologie an Dritte. Unterdessen wächst eine „dritte Welle” des autonomen Einzelhandels explosionsartig: die Mikromärkte in Wohnanlagen und Büros. Unternehmen wie market4u verfügen bereits über Tausende von Geschäften und zeigen, dass Hyperconvenience, selbst mit weniger ausgefeilter Technologie, eine massive Nachfrage hat. Im Gegensatz dazu nehmen Giganten wie die Grupo Pão de Açúcar (GPA) eine vorsichtigere Haltung ein. Im Jahr 2019 testete die GPA intern ein „Scan-and-Go”-System mit ihren Mitarbeitern, ging jedoch nicht zu einer groß angelegten Einführung über, was einen eher konservativen Ansatz gegenüber Disruption zeigt.

Die Zukunft der Beschäftigung und der Verbraucherdatenschutz

Die Automatisierung im Einzelhandel löst wichtige Debatten über ihre sozialen Auswirkungen aus. Die Technologie verspricht, die Mitarbeiter von repetitiven Aufgaben wie dem Bedienen einer Kasse zu befreien. Dadurch können sie sich auf höherwertige Aufgaben wie die Kundenbetreuung und die Beratung konzentrieren. Dies erfordert jedoch erhebliche Anstrengungen zur Umschulung der Belegschaft. Ein weiterer entscheidender Punkt ist der Datenschutz. Die detaillierte Erfassung von Daten über das Verbraucherverhalten gibt Anlass zur Sorge. Um das Vertrauen zu gewährleisten, müssen Unternehmen wie Muffato die Allgemeine Datenschutzgesetzgebung (LGPD) strikt einhalten und robuste Cybersicherheitsmaßnahmen wie die Tokenisierung von Zahlungsdaten ergreifen, um die Daten ihrer Kunden zu schützen.

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