Für Brasilien sind in der Nacht neue US-Importzölle in Höhe von insgesamt 50 Prozent in Kraft getreten. Die Maßnahme, die letzte Woche von US-Präsident Donald Trump unterzeichnet wurde, betrifft 35,9 Prozent der in die USA exportierten Waren, was 4 Prozent der brasilianischen Exporte entspricht. Rund 700 brasilianische Produkte sind von der Zollerhöhung ausgenommen. Kaffee, Obst und Fleisch gehören zu den Produkten, die nun mit einem Aufschlag von inbsgesamt 50 Prozent belegt werden. Ausgenommen von dieser Steuer sind Orangensaft und Orangenmark, Kraftstoffe, Mineralien, Düngemittel sowie zivile Flugzeuge, einschließlich ihrer Motoren, Teile und Komponenten, Holzzellstoff, Zellulose, Edelmetalle sowie Energie und Energieprodukte. Die größte Volkswirtschaft in Lateinamerika ist in Aufruhr, Verluste in Höhe von mehreren Milliarden US-Dollar und die Gefährdung von Hunderttausenden Arbeitsplätzen stehen im Raum. Einer aktuellen Studie zufolge wird die Erhöhung der US-Zölle das brasilianische BIP voraussichtlich um über vier Milliarden US-Dollar reduzieren.
In den Häfen lagern tausende Container mit Rind, Schwein oder Geflügel, ebenfalls mehr als 2.000 Tonnen brasilianischer Honig mit Ziel USA. Die Exporte des Lebensmittels lagen im vergangenen Monat laut dem brasilianischen Verband der Honigexporteure (Abemel) um etwa 50 % unter den Erwartungen. Die Situation beunruhigt Produzenten und Exporteure, da die USA historisch gesehen der wichtigste Abnehmer für brasilianischen Honig sind. In den letzten Jahren gingen laut Angaben des Verbandes etwa 80 % der brasilianischen Exporte in den nordamerikanischen Markt. Laut Renato Azevedo, Präsident von Abemel, sind die Auswirkungen noch größer, weil:
der größte Teil der nationalen Honigproduktion aus familiären Betrieben stammt, was das Einkommen Tausender Familien gefährdet. Schätzungen zufolge gibt es in Brasilien zwischen 200.000 und 300.000 aktive Imker;
aufgrund des Rückgangs der Verkäufe in die USA müssen neue Märkte erschlossen oder das Produkt für den Inlandsverbrauch umgeleitet werden.
Der Honig, der für die USA bestimmt war, in andere Länder zu exportieren, wird zunächst keine leichte Aufgabe sein. Denn jedes Land oder jeder Wirtschaftsblock hat seine eigenen Qualitätsanforderungen, erklärt Fábia de Mello von der brasilianischen Agrarforschungsgesellschaft Embrapa. Die Steigerung des Honigkonsums auf dem Binnenmarkt wird zumindest kurzfristig eine Herausforderung sein. „Die Brasilianer konsumieren Honig in der Regel nur, wenn sie krank sind, und betrachten ihn als Naturheilmittel”, sagt die Forscherin.
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