Spektakuläre Natur in Lateinamerika: Delta do Parnaíba

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Der drittgrößte Bundesstaat des Nordostens ist Ausgangspunkt für Reisen in den Nationalpark Lençóis Maranhenses (Bettlaken von Maranhão), der einzigen Wüste Brasiliens (Foto: UnsleberHartmut)
Datum: 11. August 2025
Uhrzeit: 16:10 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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An der Grenze zwischen den Bundesstaaten Piauí und Maranhão, im Nordosten Brasiliens, erhebt sich das Delta do Parnaíba als eines der beeindruckendsten ökologischen Juwelen des Landes – ein wahres Paradies mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt. Dieses einzigartige Naturwunder ist das einzige offene Flussdelta Südamerikas, das direkt ins Meer mündet, und steht weltweit an dritter Stelle – nur übertroffen vom Nil und Mekong. Für alle, die Brasilien jenseits der bekannten Postkartenmotive erleben möchten, ist das Delta do Parnaíba ein unverzichtbares Ziel.
Gebildet vom Rio Parnaíba, der sich in fünf Hauptarme – Timonha, Igaraçu, Canárias, Caju und Melancieiras – verzweigt, bevor er den Atlantik erreicht, umfasst das Delta eine Fläche von rund 2.700 Quadratkilometern. Dieses komplexe Geflecht aus Süß- und Brackwasser bildet ein Archipel mit mehr als 70 Inseln, Stränden, Dünen, Mangroven und Wasserläufen. Das Zusammenspiel von Fluss und Meer schafft einen einzigartigen Lebensraum mit einer außergewöhnlich reichen Biodiversität.

1996 erklärte die brasilianische Bundesregierung das Delta do Parnaíba offiziell zur Área de Proteção Ambiental (APA). Ziel dieser Schutzkategorie ist es, die verbliebenen Auwälder, die Wasserressourcen sowie die reiche Flora und Fauna – darunter bedrohte Arten wie den Rotbrust-Brüllaffen (mono aullador de manos rojas) – zu bewahren. Gleichzeitig soll der Ökotourismus gefördert und Umweltbildung betrieben werden, um auch das kulturelle Erbe und die lokalen Traditionen zu erhalten. Zu den vielfältigen Ökosystemen zählen Mangroven, die die Küste schützen und als Lebensraum für Krebse und Fische dienen, ausgedehnte restinga-Flächen, überflutete Wälder und Dünen mit dichter Vegetation. Die Tierwelt ist bemerkenswert vielfältig: Neben den leuchtend roten guarás lassen sich Reiher, Kaimane, Wasserschweine (capivaras), Affen, Leguane, Gürteltiere und Füchse beobachten. Die Region ist zudem ein bedeutendes Brut- und Nahrungsgebiet für zahlreiche Arten.

Hier befindet sich auch „Tartarugas do Delta“ – ein Vorzeigeprojekt für den Schutz von Meeresschildkröten, die in der Region ihre Eier ablegen. In der Brutsaison 2025 wurden allein an den Stränden von Pedra do Sal (Parnaíba) und weiteren Küstenabschnitten mehr als 350 Nester registriert. Die beliebteste Art, das Delta do Parnaíba zu erleben, ist der Ökotourismus. Die unangefochtene Hauptattraktion sind Bootstouren, die Besucher:innen durch Kanäle und igarapés (schmale Flussarme) führen, vorbei an einer üppigen Tierwelt – ein Eintauchen in die Ruhe und Magie des Deltas.

Zu den wichtigsten Stationen gehören:

Ilha Grande de Santa Isabel – die größte Insel des Deltas und ein Lieblingsort der Einheimischen. Hier liegt der Strand Pedra do Sal, bekannt für seine markanten Granitformationen, die den Strand in einen wellenreichen Abschnitt für Surfer und einen ruhigeren Bereich zum Entspannen und für unvergessliche Sonnenuntergänge teilen.

Ilha das Canárias – die zweitgrößte Insel und eine der beliebtesten im Delta. Hier lebt eine Gemeinschaft mit vier Dörfern, die Wanderungen, Begegnungen mit den Einheimischen und Badepausen im ruhigen Flusswasser ermöglicht. Die Insel gehört zum Meeresschutzgebiet Reserva Extrativista Marinha Delta do Rio Parnaíba.

Ilha do Caju – rund 50 Kilometer von Parnaíba entfernt, vereint diese 100 Quadratkilometer große Insel sechs verschiedene Ökosysteme, darunter 18 Kilometer unberührte Strände und vier Mangroventypen. In diesem ökologischen Refugium lassen sich Füchse, Gürteltiere, Ozelots und – natürlich – ganze Schwärme der leuchtend roten guarás beobachten. Übernachten kann man hier in einer Lodge, die Transfers und geführte Ausflüge anbietet.

Porto das Barcas – das historische Eingangstor zum Delta in Parnaíba. Dieser Ort vereint Geschichte und Kultur, mit Ruinen des alten Hafens, Lagerhäusern und Zollgebäuden im neoklassizistischen Stil. Von hier starten zahlreiche Bootstouren ins Delta.

Voo dos Guarás – einer der unvergesslichsten Momente ist der Anblick, wenn Tausende guarás bei Sonnenuntergang zu ihren Inseln zurückkehren. Das leuchtende Rot ihres Gefieders vor dem Abendhimmel bleibt unauslöschlich im Gedächtnis.

Das Delta do Parnaíba ist Teil der Rota das Emoções, einer Reiseroute, die diesen einzigartigen Ort mit zwei weiteren Naturhighlights im Nordosten Brasiliens verbindet: dem Nationalpark Jericoacoara (Ceará) und dem Nationalpark Lençóis Maranhenses (Maranhão). Diese Lage ermöglicht es, in nur einer Reise mehrere faszinierende Erlebnisse zu kombinieren. Die beste Reisezeit für das Delta do Parnaíba ist von Juli bis Dezember während der Trockenzeit – dann herrschen ideale Bedingungen für Bootsausflüge. Von Januar bis Juni hingegen sorgen Regenfälle für höhere Wasserstände und ein noch üppigeres Landschaftsbild.

Die Stadt Parnaíba ist der perfekte Ausgangspunkt für Erkundungen des Deltas. Als zweitgrößte Stadt des Bundesstaates Piauí – zwischen Maranhão und Ceará gelegen – verfügt sie über eine gut ausgebaute touristische Infrastruktur mit Hotels, pousadas (kleinen Gästehäusern) und Restaurants. Empfehlenswert ist die Buchung lokaler Guides, die über fundierte Kenntnisse der Region verfügen und für ein sicheres und bereicherndes Erlebnis sorgen.

Anreise

Per Flugzeug: Parnaíba wird zweimal pro Woche per Direktflug mit Fortaleza verbunden. Der internationale Flughafen von Fortaleza liegt etwa sechs Autostunden von Parnaíba entfernt.

Auf dem Landweg: Parnaíba befindet sich 354 Kilometer von Teresina, der Hauptstadt des Bundesstaates, und nur 19 Kilometer von Luís Correia entfernt – einer der vier Küstenstädte von Piauí.

Zugang zu den Lençóis Maranhenses: Von Parnaíba aus erreicht man den Nationalpark Lençóis Maranhenses in rund drei Stunden mit dem Auto (empfohlen wird ein Geländewagen/4×4) nach Barreirinhas. Eine abenteuerlichere Alternative ist die Fahrt mit dem traditionellen Flussboot (gaiola) von Porto das Barcas nach Tutóia – eine rund achtstündige Reise.

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