Trumps harter Kurswechsel gegenüber Lateinamerika weckt alte Ängste und neue Risiken

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Donald Trumps Verhältnis zu Lateinamerika ist geprägt von restriktiver Migrationspolitik, feindseligen Äußerungen und Drohungen, die die bilaterale Zusammenarbeit belastet haben (Foto: Donald J. Trump)
Datum: 12. August 2025
Uhrzeit: 20:22 Uhr
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Autor: Redaktion
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Unter dem grauen Himmel Washingtons betrat Präsident Donald Trump das Podium. Er machte die nächsten Schritte seiner Regierung deutlich: Die Vereinigten Staaten seien bereit, militärische Gewalt gegen lateinamerikanische Drogenkartelle einzusetzen. Für einige in der Region klangen diese Worte wie ein Echo aus der Vergangenheit – eines, das Erinnerungen an US-Kriegsschiffe vor der Küste, verdeckte Operationen und gestürzte Regierungen weckte. Für andere war es ein Signal, dass die Ära der vorsichtigen Diplomatie Washingtons einer weitaus aggressiveren Haltung gewichen war. Laut Bloomberg hat Trump das Pentagon angewiesen, operative Pläne zur Bekämpfung transnationaler Kartelle auszuarbeiten. Dies ist Teil eines umfassenderen Sicherheitskonzepts, das sein Team derzeit mit Mexiko ausarbeitet und das den Austausch von Geheimdienstinformationen, die gemeinsame Überwachung und die Koordination entlang der Grenze verbessern soll.

Der Vorschlag geht jedoch nicht so weit, US-Truppen auf mexikanischem Boden zuzulassen, was ein Zugeständnis an Mexikos vehementen Schutz seiner Souveränität ist. Präsidentin Claudia Sheinbaum und ihr Außenministerium haben keine Zeit verloren, um eine klare Grenze zu ziehen. „Mexiko würde die Beteiligung von US-Streitkräften auf unserem Territorium nicht akzeptieren“, erklärte das Ministerium unmissverständlich und betonte, dass die Zusammenarbeit auf „gegenseitigem Vertrauen, Gleichheit und Respekt“ beruhen müsse. Von Reportern gefragt, ob diese Grenze jemals überschritten werden könnte, gab Trump seine typische knappe Antwort: „Lateinamerika hat viele Kartelle. Dort fließen viele Drogen. Wir wollen also unser Land schützen.“ Stunden später schaltete sich der US-Botschafter in Mexiko ein, um die Wogen zu glätten, und versprach, bei der Bekämpfung der Drogenhändler „gemeinsam und nicht einseitig“ vorzugehen.

Brennpunkte auf der ganzen Hemisphäre

Der Wandel beschränkt sich nicht nur auf Mexiko. Bei seiner jüngsten Reise durch Mittelamerika forderte Außenminister Marco Rubio einen besseren Zugang des US-Militärs zum Panamakanal – ein Schritt, der die Regierungen der Region, die einer verstärkten amerikanischen Präsenz skeptisch gegenüberstehen, verunsichern dürfte. In Südamerika haben sich die Beziehungen zum linksgerichteten kolumbianischen Präsidenten Gustavo Petro verschlechtert. Washington erwägt Berichten zufolge eine formelle „Entzertifizierung“ der Drogenbekämpfung in Bogotá. Dieser diplomatische Schlag könnte Sanktionen nach sich ziehen. Venezuela ist unterdessen zu einem Kernstück der harten Linie geworden. Diese Woche verdoppelte Washington die Belohnung für Informationen, die zur Festnahme von Diktator Nicolás Maduro führen, auf 50 Millionen Dollar und bezeichnete ihn als „Drogenboss”. Caracas reagierte mit Trotz. Verteidigungsminister Vladimir Padrino López bestritt im staatlichen Fernsehen die Existenz krimineller Banden im Land und schwor, jede Bedrohung der Souveränität zu „neutralisieren”. Nicht alle Regierungen reagieren gereizt. In Ecuador bereitet die pro-amerikanische Regierung ein Referendum vor, das den Weg für ausländische Militärstützpunkte ebnen könnte – was weithin als erster Schritt zur Wiederbelebung einer amerikanischen Basis dort angesehen wird.

Risiken von Gegenreaktionen und Rückschlägen

Analysten warnen, dass schon allein die Erwähnung von Militärschlägen die anti-amerikanische Stimmung in der gesamten Region anheizen könnte. „Das wird autokratische Regime wie die in Venezuela oder Nicaragua stärken und die anti-amerikanische Stimmung in Mexiko, Guatemala und sogar in Kolumbien“, sagte Jorge Restrepo, Leiter des Forschungszentrums CERAC in Bogotá. Die Risiken sind nicht nur politischer Natur. James Bosworth, ein Berater für politische Risiken, sagte gegenüber Bloomberg, dass Kartelle heute innerhalb der Vereinigten Staaten „auf eine Weise zuschlagen können, von der Al-Qaida nur träumen kann“, was die Risiken einer militärischen Konfrontation erhöht. Während Kokain weiterhin ein Problem darstellt, konzentriert sich Trump auf Fentanyl – das größtenteils aus China stammt – das zu einem tödlichen Kernstück seiner Wahlkampfrhetorik für 2024 geworden ist. Dennoch könnten praktische Realitäten die Reichweite dieser Strategie einschränken. Geoff Ramsey vom Atlantic Council wies darauf hin, dass Ölversorgungsprobleme und Migrationsmanagement eine direkte Intervention der USA in Venezuela unwahrscheinlich machen. „Trump will Stärke zeigen, versteht aber letztlich, dass jede Art von Militäraktion in Venezuela den Interessen der USA völlig zuwiderlaufen würde“, so Ramsey. „Leider weiß Maduro, dass dies ein Bluff ist … und ich befürchte, dass dies [die Opposition] nur auf den Weg des Wunschdenkens führen wird.“

Mit alten Wunden in eine neue Ära

Für einen Großteil Lateinamerikas weckt schon der bloße Hinweis auf eine militärische Intervention der USA Erinnerungen an eine bewegte Geschichte – von der Rolle der CIA beim Putsch in Guatemala 1954 bis zur verdeckten Unterstützung des Militärputsches in Chile 1973. Auch wenn die heutigen Beziehungen komplexer sind und durch Handelsabkommen, Energiepipelines und Migrationsabkommen verflochten sind, bleibt die politische Sensibilität bestehen. Deshalb basiert die Zusammenarbeit Mexikos fest auf dem Versprechen, dass keine US-Soldaten die Grenze überschreiten werden. Das bevorstehende bilaterale Sicherheitsabkommen wird ein erster Test dafür sein, ob Trump seinen Appetit auf harte Macht mit genügend Diplomatie verbinden kann, um die Partnerschaft aufrechtzuerhalten.

Wenn die Regierung sich verrechnet, riskiert sie nicht nur diplomatische Brüche, sondern auch das Auseinanderbrechen der jahrzehntelangen Sicherheitszusammenarbeit, die seit dem Kalten Krieg mühsam aufgebaut wurde. Wenn sie Erfolg hat, könnte dies die Rolle der USA in der Hemisphäre neu definieren – nicht als vorsichtiger Partner, sondern als unerschrockener Vollstrecker. Vorerst wartet die Region ab. Und in den Hauptstädten Lateinamerikas, wo die Erinnerung an vergangene Interventionen nie verblasst, überlegen die Staats- und Regierungschefs, ob es sich um einen Bluff, eine Verhandlungstaktik oder den Anfang einer viel turbulenteren Geschichte handelt.

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