Die Veröffentlichung von Informationen über Minderjährige durch ihre Erziehungsberechtigten wird weltweit immer häufiger. Die kriminelle Ausnutzung dieser Praxis hat jedoch diese Woche in Brasilien aufgrund von Anzeigen gegen den „Influencer” Hytalo dos Santos Aufmerksamkeit erregt, der seit Jahren Bilder von Kindern und Jugendlichen in sexuellen Situationen in seinen sozialen Netzwerken veröffentlicht, angeblich für Kinder, aber mit Millionen von erwachsenen männlichen Followern. Viele von ihnen sind Pädophile, die Bilder von normalen Kindern in einem Kontext sexueller Perversion teilen und damit Geld verdienen. Der folgende Artikel, der ursprünglich in „The Conversation“ in Spanien veröffentlicht wurde, macht auf dieses Problem aufmerksam und weist Eltern und Erzieher darauf hin, wie sie sich vor dieser globalen und unmittelbaren Gefahr schützen können.
Das sogenannte Sharenting, die Veröffentlichung von Informationen über Kinder durch ihre Betreuer – eine Praxis, die Bilder, Videos oder persönliche Daten des Kindes umfasst – wird immer häufiger. Obwohl sich der Begriff Sharenting auf die Handlungen von Eltern und nahestehenden Betreuern bezieht, betrifft er auch andere Personen in ihrem Umfeld, wie Lehrer, Tutoren und Gastgeber. Sie alle sind Bezugspersonen und Vorbilder für das Kind, das durch diese in den sozialen Netzwerken immer beliebter werdende Praxis sehr verletzlich werden kann.
Persönliche Informationen und digitale Fingerabdrücke
Eine mit Sharenting verbundene Gefahr ist die Weitergabe von Informationen, die die Identifizierung und Interaktion mit dem Kind erleichtern. Diese Daten, wie Vorlieben und Abneigungen oder Gewohnheiten, können von Dritten missbräuchlich verwendet werden. Darüber hinaus kann die Anhäufung von Informationen über die Identität und Vergangenheit einer Person, ihr digitaler Fußabdruck, ebenfalls eine Quelle vieler Probleme sein. Ein kompromittierendes Bild kann beispielsweise zu Mobbing führen oder Teil davon sein. Andererseits kann die Weitergabe von Gesundheitsdaten zukünftige Konsequenzen haben. Trotzdem werden Beiträge über Kinder in der Regel ohne deren Zustimmung geteilt, ein Phänomen, das in den letzten Jahren explosionsartig zugenommen hat. Diese Exposition gegenüber sozialen Medien kann laut einigen Fachleuten für psychische Gesundheit auch psychologische Folgen für Kinder haben.
Sharenting und Selbstbild
Die Bedeutung, die dem Image oder dem Erfolg bei der Erstellung von Inhalten über das Kind beigemessen wird, kann sich darauf auswirken, wie es sich selbst und seine Umgebung wahrnimmt. In solchen Fällen ist sich das Kind in der Regel bewusst, dass sein Bild geteilt und somit von anderen Menschen beurteilt wird, was sich besonders auf eine Person auswirken kann, deren Selbstbild und kritisches Denken noch im Aufbau begriffen sind. Wenn das Bild zuvor bearbeitet wurde, kann die Botschaft außerdem so verstanden werden: „So wie du bist, bist du nicht gut genug, um akzeptiert zu werden; dein Bild muss verändert werden, damit du geschätzt wirst”. Diese Lernerfahrungen, die beim Sharenting durch das Umfeld des Kindes gefördert werden, beeinflussen die Art und Weise, wie sich eine Person selbst sieht und mit anderen vergleicht.
Die Kommerzialisierung von Minderjährigen
Wenn Inhalte in sozialen Netzwerken Minderjährige betreffen, werden sie zudem weiter verbreitet. Dies veranlasst Betreuer manchmal dazu, Informationen zu teilen, um mehr Aufmerksamkeit sowie direkte oder indirekte Vorteile zu erlangen. Dies beinhaltet eine Kommerzialisierung des Bildes des Kindes. Darüber hinaus verstärkt sich die Wirkung, wenn die Informationen kompromittierende oder leidvolle Bilder enthalten. In diesem Fall wird nicht nur der digitale Fußabdruck vergrößert, sondern die Betreuungsperson kann sogar künstliche Situationen schaffen, um das Kind in unangenehmen Situationen festzuhalten (z. B. durch das Erstellen von Videos, in denen es gedemütigt wird). In einigen Fällen, wenn das Kind leidet, wird es, anstatt auf seine Notlage in einer Weise zu reagieren, die ihm hilft, seine Emotionen zu regulieren, gefilmt, was zu einer gefährlichen Lernerfahrung im Umgang mit Emotionen führt.
Misstrauen gegenüber der Bezugsperson
Die Dynamik, die sich um das Sharenting herum entwickelt, beeinflusst auch die Beziehung zwischen dem Kind und seinen Bezugspersonen. Die durch diese Praxis entstehenden Situationen können das Misstrauen ihnen gegenüber verstärken. In extremen Fällen können Kinder daran zweifeln, ob ein Ausflug ein Wunsch ist, gemeinsam Spaß zu haben, oder ein Bedürfnis, Likes zu generieren, oder sogar, ob ein Geschenk nur das Ergebnis einer Zusammenarbeit ist. Ebenso hinterfragt diese Praxis die Grenzen der eigenen Intimität und der Beziehung zur Bezugsperson: Wenn ich Ihnen als Kind von einer sehr persönlichen Erfahrung erzähle oder wenn ich Ihnen als Schüler einen Brief schreibe, der dann veröffentlicht wird, welchen Teil von mir kann ich Ihnen anvertrauen? Was sollte ich über mich selbst nicht mit anderen teilen?
Geteilte Verantwortung
Das Teilen kann dazu führen, dass Minderjährige extrem exponiert werden, indem sie monetarisiert werden, um Wirkung und Follower zu erzielen. Aber es muss nicht so weit gehen: Ein einziges Bild liefert Daten über Orte, Alter usw. Darüber hinaus kann das Foto selbst für böswillige Zwecke verwendet werden. Als Fachleute sollten wir daher empfehlen, die Daten von Kindern nicht in sozialen Netzwerken zu teilen. Als Familien sollten wir versuchen, keine Bilder von Kindern aus unserem Haushalt in sozialen Netzwerken hochzuladen, und wenn wir dies tun, dann immer bewusst, überlegt, einvernehmlich und verantwortungsvoll. Wir müssen auch auf die möglichen Risiken hinweisen, die mit dem Teilen von Bildern oder Videos von Kindern an Stränden oder in Schwimmbädern verbunden sind. Denken Sie daran, dass dies auch Profilbilder auf WhatsApp umfasst, einem Netzwerk, in dem wir Kontakte haben, mit denen wir vielleicht seit Jahren nicht mehr gesprochen haben, denen wir nicht vertrauen oder die uns völlig fremd sind. Daher ist es wichtig, die Einstellungen zu überprüfen oder keine Bilder mit Minderjährigen zu veröffentlichen.
Als Pädagogen sollten wir keine Fotos unserer Schüler in unseren Netzwerken veröffentlichen, weder persönlich noch in Bildungseinrichtungen. Selbst wenn wir die Erlaubnis der Eltern haben, sollten wir andere Wege finden, um unsere Aktivitäten privat zu übertragen, ohne die Schüler zu exponieren. Schließlich dient das Teilen von Schul- oder Unterrichtserfahrungen in sozialen Netzwerken, in denen das Kind identifiziert wird, keinem didaktischen oder pädagogischen Zweck. Schließlich dürfen wir als Nutzer sozialer Netzwerke keine Videos, Bilder oder Informationen über Minderjährige viral verbreiten, teilen, kommentieren oder liken. Das heißt: In allen Bereichen der Gesellschaft können wir auf die eine oder andere Weise dazu beitragen, unsere Kinder zu schützen.