Mit angenehmem Klima und außerhalb der Regenzeit ist das letzte Quartal des Jahres ideal für Astrotourismus in Brasilien: Zahlreiche Orte mit geringer Lichtverschmutzung bieten beste Bedingungen für den Blick in den Nachthimmel. Brasiliens Nationalparks punkten mit exzellent dunklen Himmeln – tagsüber üppige Natur, nachts eindrucksvolle Sternenerlebnisse. Brasilien etabliert sich als eines der besten Ziele für Astrotourismus auf der Südhalbkugel, wo die Sterne andere Konstellationen bilden und das ikonische Südliche Kreuz zu sehen ist – auch auf der Nationalflagge. Unter Astrotourismus versteht man Exkursionen an naturnahe Orte mit wenig künstlichem Licht, um den Sternenhimmel bewusst zu erleben. Nach der Pandemie hat dieses Segment deutlich an Fahrt aufgenommen und ist zu einem globalen Trend geworden, mit wachsendem Angebot in vielen Naturregionen Brasiliens.
Eine aktuelle Studie bewertete das astrotouristische Potenzial von knapp 80 brasilianischen Nationalparks – anhand der Qualität des Nachthimmels, der Wahrscheinlichkeit klarer Nächte und des touristischen Infrastruktur-Niveaus. Entscheidend ist die Himmelsqualität: Je dunkler der Himmel, desto geringer der Einfluss künstlicher Beleuchtung – und desto besser die Sterne sichtbar sind. Veröffentlicht in der Revista Brasileira de Ecoturismo, hebt die Arbeit auch Gesundheits- und Wohlfühlvorteile des Astrotourismus hervor: Dem weltweiten Atlas der künstlichen Himmelsaufhellung zufolge zählt Brasilien zu den G20-Ländern mit den niedrigsten Werten an Lichtverschmutzung. Der Zugang zu Brasiliens Nationalparks wächst kontinuierlich; laut Bundesregierung erreichten die Besuche im vergangenen Jahr 12,5 Millionen. Acht Parks wurden als „exzellent“ für Astrotourismus eingestuft, weitere 25 als „optimal“.
Fünf Optionen für Astrotourismus in Brasilien
Lençóis Maranhenses
Zu den optimalen Standorten gehört der Parque Nacional dos Lençóis Maranhenses, wo sich Sternschnuppenströme, die Milchstraße, die Magellanschen Wolken, Nebel und Dutzende von Sternbildern mit bloßem Auge beobachten lassen – ganz ohne Instrumente. Durch die Lage knapp unterhalb des Äquators sind Konstellationen beider Hemisphären sichtbar. Geführte Touren starten bei Sonnenuntergang und vermitteln – umgeben von den weißen Dünen des zum UNESCO-Welterbe zählenden Parks – Wissenswertes über den Kosmos und das Erkennen berühmter Sterne. Das Dorf Atins gilt als rustikaler, charmanter Rückzugsort für Natur, Ruhe und Abenteuer – und überrascht nachts mit einem filmreifen Naturphänomen: biolumineszierendem Plankton, das das Meer in der Neumondphase in einen Spiegel aus Licht verwandelt.
Parque Estadual do Desengano
Etwa 170 Kilometer nordöstlich von Rio de Janeiro wurde der Park 2021 von der International Dark-Sky Association (IDA) als erster Dark Sky Park Brasiliens anerkannt – dank äußerst geringer Lichtverschmutzung. Hier lassen sich die Milchstraße klar erkennen und nächtliche Wanderungen unter dem Sternenzelt erleben. Umweltbildungsangebote ergänzen das Programm. Der gemeinsam mit Embratur entwickelte Rundweg „Entre Trilhas e Estrelas“ verbindet Öko-Wandern, Besuche historischer Fazendas und 18 offizielle Himmelsbeobachtungspunkte. In Santa Maria Madalena findet zudem das Festival das Estrelas statt.
Parque Nacional do Iguaçu
Im Süden Brasiliens lädt der Parque Nacional do Iguaçu zur Aktivität „Céu das Cataratas“ ein. Samstags brechen Kleingruppen von bis zu 20 Personen zu einem Aussichtspunkt mit privilegiertem Blick auf die Wasserfälle auf. Dort stehen Liegestühle, Decken und Kissen bereit – ideale Voraussetzungen für den Blick in den Himmel in einer ursprünglichen Umgebung. Die Erfahrung bezieht die Kosmologie der indigenen Völker mit ein, insbesondere die guaranische Weltsicht, in der die Milchstraße als „Weg des Tapirs“ gilt – der Pfad der Geister zur „Erde ohne Übel“. Das Südliche Kreuz spielt eine zentrale Rolle und wird als ñandutí (Spinnennetz) interpretiert, das über den Himmel zieht. Zu entdecken ist auch der Kosmische Nandu – eine der wichtigsten Dunkelkonstellationen, gezeichnet von den Staubwolken innerhalb der Milchstraße.
Chapada dos Veadeiros
Die Himmel über der Chapada dos Veadeiros – einer großen Hochebene nördlich von Brasília im brasilianischen Cerrado – gelten als ausgezeichnet für Astrotourismus und bieten spektakuläre Milchstraßenblicke. Die beste Zeit ist von Mai bis September in der Trockenzeit, besonders zu Neumondnächten. Hervorzuheben sind der Jardim de Maytrea – einer der besten Orte für Astrofotografie – und der Morro da Baleia. Das Observatorium Bellatrix ermöglicht mit einem leistungsstarken Teleskop den tiefen Blick in den regionalen Nachthimmel; erfahrene Astronominnen und Astronomen leiten die Beobachtung und erschließen die Geheimnisse des Firmaments.
Serra da Capivara
Im Südosten des Bundesstaats Piauí, in der semi-ariden Nordostregion, wurde das Gebiet 1979 zum Nationalpark erklärt und 1991 wegen seiner außergewöhnlichen Fülle an archäologischen Fundstätten und Felsmalereien von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt – mehr als 30.000 registrierte Figuren, viele über 25.000 Jahre alt. Über 400 Fundstellen sind für Besucher geöffnet, darunter die berühmte Toca do Boqueirão da Pedra Furada mit Spuren, die bis zu 59.000 Jahre vor heute datiert sind. Mit als „exzellent“ eingestuften Nachthimmeln bereitet der Park neue Astrotourismus-Erlebnisse vor, die dank des Klimas beeindruckende Nachtfotografie ermöglichen.
Embratur hat vergangenen Monat seine Beitrittserklärung zum Programm „Naturaleza con las Personas“ des Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade (ICMBio) unterzeichnet. Ziel des Programms ist es, die Besucherzahlen in Schutzgebieten zu erhöhen und dabei Umweltschutz mit Einkommensmöglichkeiten für lokale Gemeinschaften durch Tourismus zu verbinden. „Embratur hat den Auftrag, Brasilien der Welt zu präsentieren – und wenn etwas unser Bild positiv prägt, dann sind es unsere Schutzgebiete. Es gibt keinen Weg, Brasilien zu fördern, der nicht auch ein Weg der ökologischen oder klimatischen Verantwortung ist“, betont Marcelo Freixo. Brasilien verfügt über 75 Nationalparks im ganzen Land; die Verwaltung liegt beim ICMBio, einer dem Ministerium für Umwelt und Klimawandel unterstellten Behörde.
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