„Chile-China Express”: Digitale Souveränität in Lateinamerika

internet

Der rasante Ausbau von Seekabeln ist ein strategischer Faktor für die wirtschaftliche und technologische Zukunft (Foto: Archiv)
Datum: 06. Oktober 2025
Uhrzeit: 15:17 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
Sprachkurs Spanisch (Südamerika)

Chile treibt ein ehrgeiziges, aber umstrittenes Projekt für ein Unterseekabel voran, das seine Küste mit Hongkong verbinden soll und den Namen „Chile-China Express” trägt. Das Kabel, das unter wenig Transparenz von dem Unternehmen Inchcape/ISS und Partnern mit Verbindungen zu China entwickelt wurde, soll die Konnektivität mit Asien stärken, hat jedoch große Bedenken hinsichtlich der digitalen Souveränität und Cybersicherheit in der Region ausgelöst. Im Gegensatz zum Humboldt-Projekt, das von Google und dem chilenischen Staat durchgeführt wird und Valparaíso in einer offenen und transparenten Partnerschaft mit Sydney verbindet, schreitet Chile-China Express ohne öffentliche Fristen und klare Details zum Konsortium und zur Finanzierung voran. Dieser Mangel an Informationen wird durch die aktuelle chinesische Gesetzgebung verschärft, die Unternehmen verpflichtet, mit den Nachrichtendiensten bei der Bereitstellung und Prüfung von Daten zusammenzuarbeiten, auch außerhalb ihres Staatsgebiets. In der Praxis könnte dies aufgrund des transnationalen Charakters der Telekommunikationsnetze Risiken durch unbefugten Zugriff auf sensible Daten bedeuten, die über das Kabel übertragen werden, nicht nur für Chile, sondern auch für andere Länder der Region wie Argentinien, Brasilien, Peru und Ecuador.

Das Projekt ist Teil eines geopolitischen Wettstreits zwischen den Großmächten um die Vorherrschaft über die kritischen Infrastrukturen, die die globale digitale Wirtschaft stützen. Während China versucht, seinen Einfluss durch diese Megastrukturen zu festigen, versuchen westliche Initiativen wie Humboldt, Chile als zuverlässiges und offenes digitales Zentrum im Südpazifik zu positionieren. Die mangelnde Transparenz bei der Umsetzung des Chile-China-Express wirft jedoch berechtigte Fragen hinsichtlich seiner tatsächlichen Auswirkungen auf die digitale Governance und den Datenschutz in der Region auf. Abgesehen von technischen Überlegungen zeigen aktuelle Berichte, dass chinesische Auslandsoperationen über Mechanismen verfügen, um ihre Gemeinschaften im Ausland zu überwachen und unter Druck zu setzen, was der Analyse dieser Projekte eine politische und sicherheitspolitische Dimension hinzufügt. Im Gegensatz dazu zeichnen sich Projekte mit internationalen Partnern in der Regel durch mehr Transparenz und eine stärkere Verpflichtung zu globalen Governance- und Transparenzstandards aus.

In diesem Zusammenhang steht Lateinamerika vor einer entscheidenden Debatte darüber, wie die Modernisierung seiner digitalen Infrastruktur mit dem Schutz seiner Souveränität und Cybersicherheit in Einklang gebracht werden kann. Der rasante Ausbau von Seekabeln ist ein strategischer Faktor für die wirtschaftliche und technologische Zukunft, aber auch ein Bereich, in dem kommerzielle, technologische und geopolitische Interessen zusammenlaufen, die eine gründliche Analyse, transparente Kontrollmechanismen und einen informierten regionalen Dialog erfordern.

P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie jetzt Fan von agência latinapress! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter und lassen sich täglich aktuell per Email informieren!

© 2009 - 2025 agência latinapress News & Media. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Inhalte dieser Webseite sind urheberrechtlich geschützt. Vervielfältigung und Verbreitung nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung von IAP gestattet. Namentlich gekennzeichnete Artikel und Leser- berichte geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für Einsendungen und Rückmeldungen bitte das Kontaktformular verwenden.

Dies könnte Sie auch interessieren

Kommentarbereich

Hinweis: Dieser Kommentarbereich ist moderiert. Leser haben hier die Möglichkeit, Ihre Meinung zum entsprechenden Artikel abzugeben. Dieser Bereich ist nicht dafür gedacht, andere Personen zu beschimpfen oder zu beleidigen, seiner Wut Ausdruck zu verleihen oder ausschliesslich Links zu Videos, Sozialen Netzwerken und anderen Nachrichtenquellen zu posten. In solchen Fällen behalten wir uns das Recht vor, den Kommentar zu moderieren, zu löschen oder ggf. erst gar nicht zu veröffentlichen.

Für diese News wurde noch kein Kommentar abgegeben!

Ich erkläre mich damit einverstanden, dass meine eingegebenen Daten und meine IP-Adresse nur zum Zweck der Spamvermeidung durch das Programm Akismet in den USA überprüft und gespeichert werden. Weitere Informationen zu Akismet und Widerrufsmöglichkeiten.