Misereor bewertet die heute in Belém veröffentlichte Abschlusserklärung der COP 30 als unzureichend. Die internationale Staatengemeinschaft hat es aus Sicht des Hilfswerks versäumt, zentrale Entscheidungen für mehr Klimagerechtigkeit zu treffen. Vor allem für Menschen im Globalen Süden bleiben dringend benötigte Finanzierungszusagen zur Klimaanpassung und ein verbindlicher Ausstiegspfad aus fossilen Energien aus. Dazu Anika Schroeder, Klima-Expertin bei Misereor: „Obwohl Brasilien mit Elan und kreativer Verhandlungsführung zu Beginn der Konferenz punktete, kann auch die beste Verhandlungsführung nur so gut sein wie die Ambition der jeweiligen Regierungen. Diese war jedoch sehr schwach. Die Staaten bezeichnen sich als handlungsunfähig angesichts knapper Kassen. Optionen wie die Besteuerung der Verursacher und der Abbau schädlicher Subventionen werden überhaupt nicht erwogen. Damit wird billigend in Kauf genommen, dass Hunderttausende Menschen ihre Heimat durch die Klimakrise ihre Lebensgrundlage verlieren werden.
Brücken hingegen hat auf dieser COP die Zivilgesellschaft gebaut — mit dem klaren Ziel vor Augen: Klimagerechtigkeit, die alle in die Verantwortung nimmt, konkrete Klimalösungen von unten aufzeigt und einfordert. Misereor hofft, dass sich diese starke Rolle der Zivilgesellschaft in Zukunft auch auf kommenden COPs durchsetzt.“
Madeleine Wörner, Energie-Expertin, ergänzt:
„Die Welt braucht einen fossilen Detox. Darauf konnten sich auf der 30. Weltklimakonferenz zumindest 80 Vertragsstaaten einschwören, auch wenn die Abschlusserklärung am Widerstand einer sehr kleinen Gruppe rohstoffbasierter Länder scheiterte. Im nächsten Jahr wollen allerdings etwa 20 besonders ambitionierte Staaten unter der Führung von Kolumbien und den Niederlanden bei einer Konferenz weitere Schritte zur fossilen Entzugskur vereinbaren. Gastgeber Brasilien hat zudem angekündigt, den fossilen Ausstieg auf den anstehenden G20-Gipfel zu tragen.Es ist positiv, dass das Bewusstsein für die fossile Abhängigkeit und den notwendigen Ausstieg wächst. Obwohl die COP 30-Beschlüsse keinen entschlossenen Schritt hin zu einem ‚fossilen Entzug‘ gemacht haben, hat die Konferenz doch dazu beigetragen, die Koalition der Willigen voranzutreiben. Es bleibt also nur zu hoffen, dass der Trend zum fossilen Detox Nachahmung findet und den kompletten multilateralen Raum erreichen kann.“