Brasilien verzeichnete im Oktober 2025 insgesamt 358.553 Obdachlose, laut der jüngsten Erhebung des brasilianischen Observatoriums für öffentliche Politik mit Obdachlosen der Bundesuniversität von Minas Gerais (UFMG). Die Studie, die auf Daten aus dem Cadastro Único (CadÚnico) basiert, weist auf ein rasantes Wachstum dieses Phänomens hin, das von 116.000 Registrierungen im Jahr 2018 auf das aktuelle Niveau gestiegen ist und eine soziale Krise von nationalem Ausmaß verdeutlicht. Die Region Südosten bleibt das Hauptepicentrum dieser Realität und konzentriert etwa 60 % der Gesamtzahl des Landes. Der Bundesstaat São Paulo führt die Statistik mit 148.730 Menschen an, von denen fast 100.000 allein in der Hauptstadt São Paulo leben. Es folgen Rio de Janeiro und Minas Gerais mit etwas mehr als 33.000 bzw. 32.000 Einträgen.
Obwohl die absoluten Zahlen geringer sind, weisen auch die Bundesstaaten im Süden und Nordosten, wie Paraná, Bahia und Rio Grande do Sul, Statistiken von jeweils mehr als 15.000 Menschen auf, was die Ausbreitung der Vulnerabilität in allen Regionen bestätigt. Ein Punkt, der die Forscher alarmiert, ist die Situation in Roraima im Norden. Mit fast 10.000 Menschen, die auf der Straße leben, weist der Bundesstaat im Vergleich zu seiner Bevölkerungsgröße einen Anteil auf, der außerhalb des nationalen Durchschnitts liegt. In Boa Vista ist die Zahl der Registrierungen seit 2018 fast um das Zehnfache gestiegen, was einer höheren Wachstumsrate als in der Stadt São Paulo entspricht. Experten weisen darauf hin, dass diese Daten eine gravierende Diskrepanz zwischen der steigenden sozialen Nachfrage und der Reaktionsfähigkeit der lokalen Politik offenbaren.
Neben der numerischen Diagnose kritisiert das Observatório da UFMG die mangelnde Transparenz bei der Verwaltung der Informationen. Dem Bericht zufolge erschwert der begrenzte Zugang zu Daten die soziale Kontrolle und die Entwicklung integrierter Strategien zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Für die Forscher erfordert die Lösung des Problems, dass Informationen über diese Bevölkerungsgruppe als offene und öffentliche Daten behandelt werden, damit die Gesellschaft und die Behörden in koordinierter Weise gegen die Auswirkungen auf die Grundrechte und die Menschenwürde vorgehen können.
