Lateinamerika gilt dem breiten europäischen Publikum als ein Kontinent, dessen Kunst und Literatur im Wesentlichen vom magischen Realismus bestimmt werden. Die thematische Ausrichtung der Ausstellung VIBRACIÓN in der Bundeskunsthalle ist indes eine andere, indem sie die vielfältige Entwicklung der abstrakten Kunst des 20. Jahrhunderts in Lateinamerika – einem hierzulande vernachlässigten Wirkungsraum der klassischen Moderne – in ein neues Licht rückt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Sammlung der Cisneros Fontanals Art Foundation, Miami, die bei ihrer Präsentation in den USA Aufsehen erregte und jetzt erstmals in Europa gezeigt wird.
Mit über 200 Werken der Malerei, Skulptur, Fotografie und Zeichnung werden die wichtigsten Positionen der ungegenständlichen Kunst in Lateinamerika vorgestellt – einer Kunst, die die narrativen Erzählmuster der präkolumbischen, indigenen Kulturen hinter sich lässt und die Entstehung einer international ausgerichteten, städtisch orientierten Moderne fördert.
Sie entwickelte sich im intensiven Dialog mit den europäischen Kunstströmungen, beginnend mit der russischen Avantgarde und der konkreten Kunst der 1920er Jahre bis zur Op-Art und der kinetischen Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Künstler wie Joaquín Torres-García, Lygia Clark, Lucio Fontana, Julio Le Parc, Hílio Oiticica, Carmen Herrera und Jesús Rafael Soto u. a. gehören zu ihren bekanntesten Vertretern.
Eine bedeutende Rolle im kulturellen Austausch zwischen den Kontinenten spielten europäische Künstler, die zur Zeit des Nationalsozialismus nach Lateinamerika auswanderten. Mit repräsentativen Werkgruppen werden drei jüdische Emigrantinnen vorgestellt, die es allen Widrigkeiten zum Trotz vermocht haben, in der neuen Heimat einen eigenen künstlerischen Weg einzuschlagen: die Fotografin Grete Stern, die Bildhauerin Gertrude Goldschmidt (Gego) und die Malerin Mira Schendel.
VIBRACIÓN. Moderne Kunst aus Lateinamerika
The Ella Fontanals-Cisneros Collection
17. September 2010 bis 30. Januar 2011
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