Im bolivianischen El Alto haben Randalierer ein Sozialzentrum der SOS-Kinderdörfer besetzt. Dagegen haben nun hunderte Familien demonstriert: Sie fordern die Behörden auf, einzuschreiten, damit das Sozialzentrum wieder seine Arbeit aufnehmen kann.
Das SOS-Sozialzentrum El Alto befindet sich in dem Armenviertel Bautista Saavedra und unterstützt dort Familien mit insgesamt 1.630 Kindern. Die Besetzung geht von Anführern der Gemeinde aus, die die Einrichtung zu ihrem neuen „Rathaus“ erklärten. Am 12. September drangen sie und randalierende Anhänger auf das Gelände vor und blockierten die Türen des Zentrums mit Ketten.
Die Polizei schritt nicht ein und schützte weder Kinder noch SOS-Mitarbeiter. Bei einem weiteren gewaltsamen Zwischenfall wurde das Leben eines Wachmanns bedroht, als Randalierer nachts versuchten in verschlossene Räumlichkeiten des Sozialzentrums einzubrechen. Der Versuch scheiterte, doch der Wachmann musste vor der Gewalt fliehen.
Das SOS-Sozialzentrum muss seit Tagen geschlossen bleiben. Verhandlungen mit den Besetzern blieben bislang erfolglos. Bürgermeister und Behörden erklären zwar, die Arbeit der SOS-Kinderdörfer grundsätzlich zu unterstützen, haben aber bislang keine konkreten Maßnahmen ergriffen.
Breiten Rückhalt finden die SOS-Kinderdörfer in der Bevölkerung von El Alto: In den vergangenen Tagen gingen hunderte Familien, Eltern wie Kinder, mehrmals auf die Straße, um gegen die gewaltsame Besetzung zu protestieren. Sie zogen vom SOS-Sozialzentrum über die Hauptstraßen von El Alto in die Innenstadt vor den Sitz der Kommunal-Präsidenten. An einem anderen Tag blockierten die Demonstranten die Schnellstraße nach La Paz für eine Stunde. „Die Demonstrationen zeigen, dass die Arbeit der SOS-Kinderdörfer breite Unterstützung in der Bevölkerung hat; wir hoffen daher, dass wir bald das Sozialzentrum wieder öffnen können“, so schätzt der Geschäftsführer der SOS-Kinderdörfer weltweit, Dr. Wilfried Vyslozil, die Lage ein.
Das SOS-Kinderdorf El Alto, das sich im Stadtteil Villa Asunción befindet, blieb von den Vorfällen bislang verschont. Dennoch wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt, um die rund 100 Kinder sowie die Mitarbeiter des Kinderdorfs zu schützen.
Zurzeit gibt es in Bolivien neun SOS-Kinderdörfer, drei SOS-Hermann-Gmeiner-Schulen, fünf SOS-Berufsbildungszentren sowie SOS-Sozialzentren an allen neun Standorten. Das SOS-Kinderdorf und das SOS-Sozialzentrum in El Alto wurden maßgeblich von Verona Pooth und ihren Partnern finanziert.
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