Das Wunder von San José in der Atacama-Wüste in Chile ist vollbracht: „Los 33“ – die seit 69 Tagen tief in einer Gold- und Kupfermine eingeschlossenen 33 Bergleute – sind alle glücklich gerettet worden. Als Letzter verließ am späten Mittwochabend (13.) Ortszeit Schichtführer Luis Urzúa Iribarren (54) unter dem Jubel der Anwesenden die Rettungskapsel „Phoenix 2“. Weniger als 22 Stunden war die vier Meter lange Konstruktion ununterbrochen im Einsatz, um die Kumpel durch einen nur 60 Zentimeter dickes Rohr die 624 Meter hinauf an die Oberfläche zu holen.
Den Anfang machte um genau 0:11 Uhr Ortszeit (5:11h MESZ) am frühen Mittwochmorgen der 31-jährige Florencio Ávalos. Empfangen wurde er wie alle nach ihm von nahen Angehörigen und dem chilenischen Staatspräsidenten Sebastian Piñera. Dieser beklatschte das erste Auftauchen der Rettungskapsel samt menschlicher Fracht ausgiebig, in der kurz darauf folgenden Pressekonferenz waren ihm die Emotionen deutlich anzusehen. „Wir haben alles menschenmögliche getan, aber wir wissen auch, dass das Leben der Bergleute in den Händen Gottes lag. Heute sind wir nach vielen Etappen am Ende dieser lange Geschichte angelangt“ so das Staatsoberhaupt sichtlich bewegt.
Piñera hielt Wort und verharrte weiter am Rettungsschacht, um jeden einzelnen Kumpel in der wiedergewonnenen Freiheit zu begrüssen. Bewegende Szenen gab es auch bei der Rettung des einzigen Ausländers unter den Verschütteten, dem Bolivianer Carlos Mamani. Der chilenische Präsident schwenkte völlig ungewohnt eine bolivianische Flagge und traf im Tagesverlauf auch mit Boliviens Staatspräsidenten Eva Morales am Krankenbett des Geretteten zusammen. Beide Länder liegen seit Jahrzehnten im Streit, die diplomatischen Beziehungen sind seit 48 Jahren unterbrochen. „Danke, im Namen des bolivianischen Volkes. Ich weiß nicht, wie wir das je zurückzahlen können“ so Morales ebenfalls deutlich emotional gerührt.
Als um 21:57 Uhr Ortszeit der letzte Kumpel wieder die Oberfläche erreichte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Die beständig währende Anspannung, ob die durch die zahlreichen Fahrten ziemlich malträtierte Kapsel den Anforderungen standhalten würde, fiel endlich von den Beteiligten ab. Auch Präsident Piñera nahm den Schichtführer, der wie ein Kapitän das sinkende Schiff als letztes verlassen hatte, herzlich in die Arme und gratulierte ihm. Anschliessend lobte er in einer ersten Stellungnahme die Rettungsteams für die hervorragende Arbeit. Am Ende sangen die Anwesenden noch am Schacht gemeinsam die Nationalhymne.
Die vier verbliebenen Helfer, die am Anfang in den Schacht herunterfuhren um die Bergleute auf die Rettung vorzubereiten, präsentierten ganz am Ende noch ein kleines Transparent mit der Aufschrift „Mission erfüllt, Chile!“ Sie werden nun in den kommenden Stunden ebenfalls wieder noch oben gebracht und mit Sicherheit genauso begeistert empfangen wie die 33 Kumpel vor ihnen.
69 Tage den Hoffens und Bangens sind nun nicht nur für die Angehörigen und Freunde der verschütteten Bergleute endlich vorbei. Im ganzen Land feierten die Menschen die wagemutige Rettung, Wildfremde waren sich auch in der Hauptstadt Santiago bei der Nachricht über die geglückte Rettung in die Arme gefallen, Autokorsos und kleine Gruppen mit der Nationalflagge des Landes „bewaffnet“ zogen durch zahlreiche Städte.
Weltweit hatten zudem Milliarden die Bergung live im Fernsehen oder Internet mitverfolgt, hunderte Fernsehstationen hatten ihr Programm umgestellt und strahlten zahlreiche Sondersendungen aus. Das Medienspektakel wird das Leben der Kumpel mit Sicherheit für immer verändern, schon jetzt wird offen darüber diskutiert, wie die Beinahekatastrophe sich auch finanziell auszahlen wird. Die Geschichte der „Los 33“ soll bereits in Kürze verfilmt werden, zudem werden hohe Beträge durch Interview-Gagen und Buchtantiemen erwartet.
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