Jahrzehnte der Vernachlässigung, Korruption und Kriminalität haben El Salvadors Gefängnisse zu einem Hort der Kriminalität gemacht. Angesichts chronischer Überbelegung ist von Rehabilitation keine Rede mehr, im Gegenteil die Gefängnisse wurde zur Kaderschmiede für Verbrechen.
Nach Regierungsangaben werden etwa 80% aller Erpressungen von den Gefängnissen aus mit geschmuggelten Mobiltelefonen koordniert. Familienmitglieder und korrumpierte Gefängniswärter versorgen die Häftlinge mit Handys und Aufladegeräten. Im März 2009 plante der wegen Mord zu 30 Jahren Haft verurteilte Darwin Ticas die Entführung von 11 Personen in San Miguel.
Die vom Gefängnis aus geplanten Verbrechen tragen beträchtlich zur wachsenden Kriminalität bei, welche El Salvadors Gesellschaft zu zerreißen droht. Selbst in Hochsicherheitsgefängnissen werden immer wieder verbotene Gegenstände konfisziert. Allein im August wurden 14.000 Gegenstände gefunden, darunter über 1.300 Handys und eben so viele Computerchips sowie mehr als 400 Akkus.
Ohne Kooperation des Wachpersonals ist dies nicht zu erklären, daher wurden in den letzten Monaten über 90 Wärter entlassen. Präsident Funes ordnete sogar militärische Patrouillen in der Umgebung der Gefängnisse an, um den Schmuggel von Handys zu unterbinden.
Außerdem rächen sich jetzt Jahrzehnte der Unterfinanzierung des Strafvollzugs. El Salvadors Gefängnisse sind auf eine Kapazität von 8.100 Insassen ausgelegt. Derzeit sind jedoch 24.000 Häftlinge auf engstem Raum eingesperrt – eine Überbelegung um 300%. Die Folge davon sind katastrophale hygienische Bedingungen, schlechte Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser sowie die Unmöglichkeit von Rehabilitationsprogrammen. So beklagt Menschenrechtsombudsmann Oscar Luna den schlechten Einfluss von Schwerverbrechern auf Jugendliche unter derart beengten Bedingungen.
Ähnliche Zustände herrschen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur ips auch in anderen Ländern Lateinamerikas, wie Mexiko und Brasilien. Nach Angaben der Oberstaatsanwaltschaft in Mexiko werden dort 60% der Gefängnisse und Rehabilitationszentren für Jugendliche von der Drogenmafia kontrolliert. Dieser Einfluss führt in Mexiko auch zu Morden in den Gefängnissen.
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