In Haiti ist die Zahl der Cholera-Toten auf 1.186 gestiegen. Nach den jüngsten Zahlen des nationalen Gesundheitsministerium kamen seit dem letzten Bulletin 73 neue Todesfälle (+6,8%) hinzu. Die Zahl der Erkrankten wird mit 19646 angegeben, 1004 mehr als am Vortag. Die heute veröffentlichte Statistik berücksichtigt jedoch lediglich die Fallzahlen bis zum Dienstag, den 16. November 2010.
Die Epidemie hat zudem eine weitere Provinz des Karibikstaates erreicht. Erstmalig wurden im Departement Sud Est sechs Fälle registriert, Todesopfer sind dort jedoch noch nicht zu beklagen. Am schlimmsten ist weiterhin die Provinz Artibonite mit 11.531 behandelten Kranken und 660 Todesfällen betroffen. Für die Hauptstadt Port-au-Prince weist die Statistik 1.291 Krankheitsfälle aus, 61 Menschen sind dort bereits der bakteriellen Infektion erlegen.
Sorgen bereitet trotz der im Vergleich zu den vergangenen Statistiken leicht abschwächenden Zahl von Neuerkrankungen die weiterhin hohe Sterblichkeitsrate. Vor allem im Departement Nord, wo aufgrund der jüngsten Unruhen nur unvollständige Zahlen vorliegen, liegt die Letalität bei 9,3 Prozent. Als noch extremer wird momentan die Rate im Departement Sud ausgewiesen, durch sechs Todesfälle bei 54 Erkrankungen ergibt sich ein statistischer Wert von 11,1 Prozent. Landesweit liegt die Sterblichkeit derzeit bei 3,5 Prozent und damit gut dreimal so hoch wie im weltweiten normalen Durchschnitt.
Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation rechnet für die kommenden Monate aufgrund des extrem resistenten Erregers mit bis zu 200.000 Neuerkrankungen und mehreren tausend Toten. Über 50 Nichtregierungsorganisationen unterstützen derzeit die Vorbeuge- und Eindämmungsmassnahmen in Haiti. Durch das verheerende Erdbeben vom Januar dieses Jahres herrschen in weiten Teilen des Landes katastrophale hygienische Bedingungen, Hunderttausende leben weiterhin in Zeltlagern und haben nur unzureichenden Zugang zu sauberen Trinkwasser.
Inwieweit jedoch die veröffentlichten Zahlen mit den tatsächlichen Erkrankungen korrelieren, ist weiterhin unklar. Viele Helfer bezweifeln inzwischen die Daten des Gesundheitsministeriums, zumal diese mittlerweile mit bis zu 3 Tagen Verspätung veröffentlicht werden. Zudem befürchten die Gesundheitsexperten, dass durch die zunehmenden Unruhen im Land die Verteilung wichtiger Medikamente und Hilfsgüter nicht mehr gewährleistet ist und somit die Zahl der Neuerkrankungen sowie die durch unzureichende medizinische Behandlung provozierten Todesfälle in den kommenden Tagen erneut explodieren könnten.
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