In Chile herrscht Trauer, Wut und Entsetzen nach dem verheerenden Brand in einer Haftanstalt in Santiago de Chile. 81 Häftlinge kamen bei dem Flammen-Inferno ums Leben, mindestens 21 wurden teilweise schwer verletzt. Bei fünf Personen wurde der Zustand am Mittwochnachmittag Ortszeit als kritisch eingestuft.
Gegen vier Uhr früh (8h MEZ) war im vierten Stock der Haftanstalt von San Miguel am Rand der chilenischen Hauptstadt ein Feuer ausgebrochen. Nach letzten Erkenntnissen war ein Streit zwischen Gefangenen Ursache des Infernos. Die meisten Häftlinge verbrannten qualvoll, einige erlagen noch im Gefängnis oder auf dem Weg ins Krankenhaus ihren Verletzungen. Sämtliche Todesopfer sind im Zellenblock 5 zu beklagen. Die Haftanstalt gilt als völlig überfüllt. Statt der vorgesehenen 700 Gefangenen sitzen hier rund 1.900 Kriminelle ihre Strafe ab.
Vor der Haftanstalt kam es den ganzen Tag über immer wieder zu Tumulten. Angehörige wollten zu ihren Familienmitgliedern vorgelassen werden, riefen immer wieder die Namen der Häftlinge. Ein massives Polizeiaufgebot musste die aufgebrachten Menschen am Erstürmen der Anlage hindern, teilweise wurden die Beamten mit Steinen beworfen. Erst mit großer Verzögerung wurden erste Namenslisten veröffentlicht, um die Mittagszeit erhöhte sich die Zahl der Toten irrtümlich von 81 auf 83. Erst Stunden später wurde der Fehler wieder korrigiert.
Auch die Identifizierung der Leichname gestaltet sich schwierig. Obwohl sämtliche sterblichen Überreste geborgen wurden, konnten bis zum Nachmittag erst 31 Körper eindeutig zugeordnet werden. Viele Häftlinge sind bei der Feuersbrunst in ihrem Zellentrakt bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Die Experten gehen davon aus, dass erst in rund 48 Stunden sämtliche Opfer der Katastrophe identifiziert und die Angehörigen informiert werden können.
Der chilenische Staatspräsident Sebatián Pinera hatte mit Bestürzung auf die Nachricht vom Brand reagiert. Das Staatsoberhaupt sagte seine sämtlichen Termine ab und eilte sofort an den Ort der Katastrophe. Auch besuchte er die Verletzten, darunter mehrere Vollzugsbeamte, im Krankenhaus. In einer ersten Stellungnahme bezeichnete den Brand als eine „schmerzvolle Tragödie“ und gab unumwunden zu, dass das Strafvollzugssystem in Chile „so nicht weitergehen“ könne. Das Problem bestünde allerdings seit vielen Jahren, es sei ein aus „der Vergangenheit vererbtes“ Thema. Erst am 15. Oktober hatte er beim Besuch einer anderen Haftanstalt einen 11-Punkte-Plan zur Verbesserung der Haftbedingungen angekündigt.
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