In La Paz, dem Regierungssitz Boliviens, haben wütende Vandalen venezolanische Flaggen verbrannt. Die gegen steigende Treibstoffpreise protestierenden Demonstranten zerstörten in der Stadt El Alto mehrere öffentliche Gebäude und zertrümmerten eine Statue der kubanischen Symbolfigur Ernesto „Che“ Guevara. Die Menge zog lauthals durch die Strassen und skandierte gegen Präsident Morales und Hugo Chavez.
Nach dem plötzlichen und unerwarteten Preisanstieg für Treibstoff und der damit verbunden Verteuerung aller Grundnahrungsmittel gab es am 30.12.2010 die zu erwartenden Proteste aus weiten Teilen der Bevölkerung. Offenbar durch Misswirtschaft und Verschwendung hat die Regierung Morales den Staatshaushalt dermaßen in den Keller gewirtschaftet, dass eine Steuererhöhung auf Benzin und Diesel unabwendbar ist. Eine Steigerung von 80% ist allerdings äußerst drastisch und somit ziehen in fast allen Bereichen die Preise an. Gerade Grundnahrungsmittel wie Brot, Zucker, Mehl oder Öl haben sich innerhalb eines Tages unverhältnismäßig verteuert.
Davon sind wie immer vor allem die armen Bevölkerungsschichten betroffen, die bei einem gefühlten Preisanstieg von eher hundert Prozent nicht mehr in der Lage sind, ihre Familien zu ernähren. Von der Problematik besonders betroffen sind die Indigenen Familien, welche angeblich besonders von der Regierung Morales unterstützt wurden und den absoluten Großteil der Wählerschaft darstellten. Dieses Vertrauen ist nun dahin und dementsprechend groß die Enttäuschung und Wut. Erwartungsgemäß entlud sich diese heute in fast allen Landesteilen durch Proteste. Vereinzelt wurden kleine Brände gelegt und Fensterscheiben von öffentlichen Gebäuden eingeworfen.
Die Polizei ging mit brutaler Gewalt gegen die Demonstranten vor. So lösten wenige geworfene Papierbündel vor der Plaza Murillo (Standort des Präsidentenpalastes) einen Tränengasangriff der Polizei aus. Zudem wurde wahllos in die Menge geprügelt, ohne Rücksicht auf alte Menschen, Frauen oder Kinder. Die Hauptstraße Prado wurde von motorisierten Polizisten unter massivem Einsatz von Tränengas geräumt. In Cochabamba wurde der Hauptplatz zwischenzeitlich von protestierenden Studenten besetzt, welche ebenfalls von der Polizei brutal mit Schlagstöcken und auch vereinzelten Schüssen vertrieben wurden. Zum Glück wurde (noch) niemand getötet, allerdings gab es Dutzende von Verletzten.
Diese Art der Reaktion passt zu einer diktatorisch denkenden Regierung, die keine anderen Meinungen neben sich duldet. Dieses sollte von den Verantwortlichen in demokratisch orientierten Ländern mit wachsender Besorgnis zur Kenntnis genommen werden. Viele Bolivianer fordern inzwischen den Rücktritt der Regierung.
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