Das Beben, dass Haiti am Dienstag heimsuchte, hat laut Wissenschaftlern ein Jahrhundert lang seine Kräfte gesammelt und dann die aufgestaute Kraft und Gewalt gegen ein bitterarmes Land entfesselt.
Wissenschaftler malten ein Tableau des Schreckens. Gegen Haiti hätten sich Naturkräfte, Ignoranz und bittere Armut verschworen.
Der Beben der Stärke 7,0 auf der nach oben offenen Richterskala trat sehr nahe an der Oberfläche in der Nähe der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince auf, so dass es fast keine natürlichen Puffer gab, um die mächtige Schockwelle zu mildern, teilte ein Experte mit.
„Es war ein sehr flaches Erdbeben, das in einer Tiefe von rund 10 km (6,2 Meilen) auftrat,“ erklärte Seismologe Yann Klinger vom Institut für Globale Physik (IPG) in Paris. „Wenn ein Beben in so einer Grössenordnung auftritt, ist die Schockwelle enorm, der Schaden sehr umfangreich“, so Klinger.
Laut US Geological Survey (USGS) ereignete sich das Beben am Dienstag exakt um 21.53 GMT etwa 15 km (9,4 Meilen) südwestlich von Port-au-Prince.
Gemäss Sandy Steacey, Direktor des Environmental Science Research Institute an der University of Ulster in Nordirland, ist die hohe Zahl der Todesopfer mit überwältigender Mehrheit auf die katastrophale Bauweise in Haiti zurückzuführen. „Es ist ein sehr, sehr armes Land ohne Bauvorschriften. Wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, dass Erdbeben dort sehr selten sind. Haiti ist ein Land, das nicht auf Erdbebensicherheit fokussiert ist.“
„Mit Blick auf die ersten Bilder der entstandenen Schäden sieht es so aus, als ob die Gebäude in einer Art Schicht-Bauweise (Block auf Block) errichtet wurden. In einem Erdbebengebiet brauchen wir jedoch Metallstäbe, die die Blöcke miteinander verbinden, so dass sie bei einer Erschütterung zusammen bleiben. In einem reichen Land mit guten seismischen Bauvorschriften, die auch durchgesetzt werden, würden ein Beben dieser Grössenordnung niemals einen solchen Schaden hinterlassen“, merkte Steacey an.
Auf die Frage, ob in Haiti eine weiteres große Erdbeben in Sicht sei, teilte Roger Searle, Professor für Geophysik an der Universität Durham im Nordosten Englands mit: „In den kommenden Jahren fast sicher.“
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