Chile: Wiederansiedlung des Toromiro auf der Osterinsel

toromiro

Dank einem Team von Experten gibt es heute wieder mehr als tausend Pflanzen auf der Osterinsel (Fotos: conaf)
Datum: 05. Februar 2016
Uhrzeit: 18:50 Uhr
Ressorts: Chile, Natur & Umwelt
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Der Toromiro (Sophora toromiro) ist eine seltene Pflanzenart aus der Gattung der Schnurbäume (Sophora) und galt zeitweise als ausgestorben. Archäobotanische Untersuchungen lassen den Schluss zu, dass die Pflanze ursprünglich im Unterholz in den Randbereichen der einst ausgedehnten Palmwälder auf der Osterinsel wuchs und ein Endemit auf der isoliert gelegenen Insel im Südostpazifik (Chile) war. Die einzige einheimische Baumart der „Isla de Pascua“ wurde von Einheimischen und dem berühmten norwegischen Forschungsreisenden Thor Heyerdahl Ende der 50er Anfang der 60er Jahre zum letzten Mal gesehen, seitdem galt diese Art als ausgestorben. Die Überraschung war groß, als ein Exemplar des Toromiro 1988 im Botanischen Garten von Bonn entdeckt wurde. Die Nachricht von dieser Entdeckung schlug hohe Wogen und es stellte sich später heraus, dass der seit Jahrzehnten aus der Wildnis der Osterinsel verschwundene Strauch auch noch in anderen Botanischen Gärten (Göteborg, Schweden; Viña del Mar, Chile und Melbourne, Australien) überlebt hat. Um die verschiedenen Erhaltungs-Aktivitäten zu koordinieren, wurde die Toromiro Management Group gegründet. 1995 wurden 160 Toromiros aus den Botanischen Gärten in Göteborg und Bonn auf die Osterinsel gebracht, wo sie von der Bevölkerung mit Begeisterung empfangen wurden. Einige überlebten und wachsen inzwischen wieder auf der Osterinsel.

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Der Toromiro ist ein repräsentatives Sinnbild für die einheimische Flora der Osterinsel und ist sehr wichtig für die Kultur der Rapa Nui (Pascuense). Das harte und feinporige, mit zunehmender Alterung tiefrot nachdunkelnde Holz wurde in der Osterinsel-Kultur vielfältig genutzt, als Baumaterial, zur Herstellung von häuslichen Gebrauchsartikeln und Waffen, aber überwiegend als Grundmaterial für rituelle Schnitzereien und Symbolfiguren. Seit dem späten neunzehnten Jahrhundert verursachte die Fressgier von Schafen schwere Schäden am Ökosystem dieser politisch zu Chile gehörenden Insel. Der letzte wildwachsende Toromiro wurde nach Angaben einheimischer Archäologen 1935 innerhalb des Kraters des erloschenen Rano Kao Vulkans gesehen.

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Dank einem Team von Experten gibt es heute wieder mehr als tausend Pflanzen auf der Osterinsel. „Die ersten Pflanzen wurden noch in der Quarantäne von einem Pilz infiziert und starben. Die Kultivierung auf der Insel ist nicht einfach. Wahrscheinlich wuchsen sie ursprünglich im Unterholz in den Randbereichen der einst ausgedehnten Palmwälder und hatten bereits in einem frühen Stadium der Entwicklung ausreichend Strahlenschutz. Bei der aktuellen Entwaldung müssen wir sehr vorsichtig sein“, betont Projektverantwortlicher Jaime Espejo.

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Archäologin Sonia Haoa weist darauf hin, dass sich das Keimen eines Toromiro als nicht schwierig erweist. „Das eigentliche Problem sind die Böden, sie sind nicht mehr wie früher“, so Haoa. Der Toromiro gedeiht am besten in einem kalkarmen, leicht sauren Boden. „Trotzdem habe ich zur Zeit wieder zwei Elternpflanzen und mehrere kleine Ableger, einige blühen bereits“. Nach ihren Worten ist die Zukunft der Toromiro auf der Osterinsel gesichert. Nach und nach wird sich die Gemeinschaft erholen. Die Wissenschaftler wollen in Zukunft sicherstellen, dass fast jeder der Bewohner der Insel einen Toromiro zu Hause pflegt und auf kleinen Gebieten der Insel gezielt mit der Aufforstung begonnen wird.

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