Seit der Entdeckung durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492 hat Haiti wenig zu lachen gehabt. Haiti, die erste unabhängige Republik von Schwarzen und Mulatten, erlebte zahlreiche Kriege durch Spanier, Engländer und Franzosen, die das Land immer wieder erschütterten. Für ihre Unabhängigkeit von den Franzosen zahlte Haiti jahrelang einen hohen Preis (insgesamt 90 Millionen Gold Franc).
Wirtschaftlich konnte sich Haiti nie mehr erholen und zählt seitdem zu den ärmsten Ländern in der Welt. Das gewaltige Erdbeben vom 12. Januar 2009 katapultierte die sich langsam erholende Wirtschaft innerhalb Sekunden wieder für mehrere Jahrzehnte zurück.
Das verheerende Erdbeben kostete alleine in der Hauptstadt Port au Prince nach letzten offiziellen Mitteilungen der haitianischen Regierung mehr als 150.000 Menschen das Leben. Rund 200.000 Haitianer wurden verletzt, mehr als eine Million wurde obdachlos. Die tatsächlichen Zahlen werden jedoch um einiges höher sein und nie genau feststehen. Tausende Erdbebenopfer wurden bereits kurz nach dem Beben von ihren Angehörigen verbrannt oder in Massengräbern bestattet. Kein Mensch kümmerte sich dabei um eine Registrierung der Toten.
Die Gesamtbevölkerung Haitis belief sich vor dem Erdbeben auf rund 9 Millionen Einwohner. Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigen insgesamt drei Millionen Menschen Hilfe. Hunderttausende Haitianer werden in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren in temporären Häusern wohnen.
Der materielle Schaden ist enorm: Die Hälfte der Häuser und Gebäude wurden in den drei am stärksten betroffenen Städten Port-au-Prince, Jacmel und Leogane zerstört. Laut Jonathan Reckford, Leiter der American Association Habitat for Humanity, wird der Wiederaufbau des Landes mehr als ein Jahrzehnt dauern.
Der Bedarf ist gewaltig: Der Präsident der benachbarten Dominikanischen Republik, Leonel Fernández, bezifferte die Beihilfe die Haiti dabei benötigt auf mehr als 10 Milliarden US-Dollar.
Die haitianische Regierung begrüßte am Sonntag die Nothilfe der internationalen Gemeinschaft, betonte allerdings die Notwendigkeit, dass die Versprechen auch schnell in die Tat umgesetzt werden.
“Die Spenden und die internationale Zusage an Geldern für den Aufbau Haitis sind gewaltig. Wir bedanken uns bei der gesamten Welt. Allerdings rufen wir dazu auf, die zugesagten Gelder so rasch wie möglich frei zu geben. Es ist von großer Dringlichkeit, dass die zugesagten Versprechen nun schnellstens konkretisiert werden”, teilte die Regierung Haitis in einer Erklärung am heutigen Sonntag mit.
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