Haiti: Missbraucht, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen

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Datum: 31. August 2011
Uhrzeit: 19:22 Uhr
Leserecho: 0 Kommentare
Autor: Redaktion
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► Mehr als 300.000 Frauen und Mädchen leben derzeit in Notunterkünften

Frauen und Mädchen haben nur eingeschränkt Zugang zu notwendigen medizinischen Leistungen, die in Haiti für die Eindämmung der Kinder- und Müttersterblichkeit zur Verfügung stehen, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht. Unter den gravierenden Lücken beim Zugang zur Gesundheitsversorgung leiden besonders die Frauen und Mädchen, die seit dem Erdbeben am 12. Januar 2010 obdachlos sind. Das Fehlen effektiver Monitoring-Instrumente bei der Umsetzung der Hilfsmaßnahmen und die unzureichende Weitergabe von Informationen verschärfen das Problem.

Der 78-seitige Bericht „Nobody Remembers Us: Failure to Protect Women’s and Girls’ Right to Health and Security in Post-Earthquake Haiti“ dokumentiert, dass trotz des inzwischen beispiellosen Angebots an kostenfreien medizinischen Leistungen in Haiti der Zugang zu reproduktiver Gesundheitsversorgung und Geburtshilfe nicht gesichert ist. Der Bericht schildert, wie Hunger die Frauen dazu treibt, ihren Körper zu verkaufen. Zudem verschärfen die prekären Lebensbedingungen in den Camps die Folgen sexueller Gewalt, weil es für die Frauen schwierig ist, nach einer Vergewaltigung medizinische Versorgung in Anspruch zu nehmen. Darüber hinaus thematisiert der Bericht die Bedürfnisse und Rechte von Frauen und Mädchen, insbesondere ihr Recht auf Gesundheit und Sicherheit, das bei den Wiederaufbaumaßnahmen nicht ausreichend berücksichtigt wurde. Die haitianischen Behörden und die Geberländer sollen konkrete Maßnahmen ergreifen, um diesen Frauen und Mädchen einen besseren Zugang zu medizinischen Leistungen zu ermöglichen und ihre Menschenrechte zu schützen.

„Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Erdbeben entbinden manche Frauen und Mädchen ganz alleine auf dem nackten Boden eines Zeltes oder verkaufen ihren Körper für Essen, ohne jeglichen Schutz vor ungewollter Schwangerschaft“, so Kenneth Roth, Executive Director von Human Rights Watch. „Dank der kostenfreien medizinischen Leistungen konnten zwar Erfolge erzielt werden, doch die Regierung und internationale Geber haben weder die entscheidenden Lücken beim Zugang zu diesen Leistungen noch die möglichen Ursachen für die Kinder- und Müttersterblichkeit beseitigt.“

Mehr als 300.000 Frauen und Mädchen leben derzeit in Notunterkünften. Human Rights Watch hat in 15 Camps über hundert Frauen und Mädchen im Alter von 14 bis 42 Jahren interviewt, die nach dem Erdbeben ein Kind zur Welt gebracht haben oder zum Zeitpunkt der Befragung schwanger waren.

Einige von ihnen berichteten, wie sie ihr Kind im Zelt, auf der Straße oder auf dem Weg zum Krankenhaus zur Welt brachten; eine Frau brachte ihr Kind an einer Straßenecke zur Welt, nachdem sie von einem Krankenhaus abgewiesen worden war, weil sie die Kosten für den Kaiserschnitt nicht bezahlen konnte. Vor dem Erdbeben lag die Müttersterblichkeit in Haiti bei 630 Todesfällen von 100.000 Lebendgeburten – die höchste Rate in der westlichen Hemisphäre. Wie hoch diese Zahl jetzt ist, ist nicht bekannt, und es gibt auch keine wirksamen Methoden, um die Kinder- und Müttersterblichkeit in den Camps zu ermitteln.

Eine Frau sagte gegenüber Human Rights Watch: „Ich habe gerade auf dem Boden entbunden … Ich hatte während der Entbindung keine Schmerzmittel.“

Schätzungen zufolge waren bei dem Erdbeben im Januar letzten Jahres 222.000 Menschen ums Leben gekommen, weitere 300.000 wurden verletzt, 1,3 bis 1,6 Millionen Menschen obdachlos. Rund 300.000 Häuser und ein Großteil der Infrastruktur des Landes wurden beschädigt oder zerstört, einschließlich 60 Prozent aller Krankenhäuser in den betroffenen Gebieten.

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