Streichelzoo Amazonas: Wenn Jäger zu Gejagten werden► Seite 2

Kaiman Amazonas

Datum: 01. September 2011
Uhrzeit: 18:27 Uhr
Leserecho: 1 Kommentar
Autor: Dietmar Lang
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► Perverses Marketing: Einfangen wilder Tiere als Highlight von Ausflugstouren

„Showtourismus“ nennt dies Günter Stysch, Inhaber des auf das Pantanal und die südliche Amazonasregion spezialisierten Reiseveranstalters Pantanal-/Amazonastours. Seinen Führern hat er diese Praktiken strengstens verboten, auch seine Gäste klärt er im Vorfeld darüber auf. „Wir wollen die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten, das ist kein Streichelzoo“ so Stysch. Allerdings sind auch ihm Fälle von anderen Agenturen zu Ohren gekommen, wo sowohl aus Konkurrenzdruck als auch auf Drängen der Urlauber Fotos und Videos mit eingefangenen Kaimanen und Anakondas ihren Weg ins Urlaubsalbum fanden.

Für Natalia Lima von der Umweltschutzbehörde Ibama in Manaus sind diese Aufnahmen wichtige Beweismittel. Denn die Gesetzeslage in Brasilien ist eindeutig. Das „Gesetz über Umweltverbrechen“ stellt unter anderem das „Jagen, Verfolgen und Anfassen wilder Tiere“ unter Strafe. Zudem könne sogar der Paragraph über Tierquälerei zur Anwendung kommen, erklärt Lima, wobei die Beweislage ohne ein entsprechendes Gutachten eines Veterinärs sehr schwer sei.

Bestraft werden die Straftaten mit Haft zwischen sechs und zwölf Monaten sowie Geldstrafe. Dabei müssen nicht nur die Führer einer solchen Tour sondern auch die Touristen mit einer entsprechenden Verurteilung rechnen, sollte ihnen eine aktive Beteiligung an den Verbrechen nachgewiesen werden. Der Agentur droht nach Angaben der brasilianischen Tourismusbehörde Embratur zudem der Entzug anderen notwendiger Lizenzen.

Mike war die Gesetzeslage allerdings nicht bekannt. Er vertraute ganz im Sinne der Versprechungen seines Tour-Anbieters auf die Legalität der Aktion. Und hat damit vielleicht noch nicht einmal ganz Unrecht. Denn anscheinend kann man damit sogar ungestraft Werbung machen. Im Vorraum des weltbekannten „Teatro Amazonas“ im Herzen der Millionenmetropole Manaus liegen unter anderem Programme eines Veranstalters aus, in dem ganz offen das „Fangen eines Kaimans“ angeboten wird. Andere drucken ohne Scheu Bilder mit den gefangenen Reptilien auf ihre Hochglanzprojekte, wieder andere stellen kurze Werbeclips davon auf die Videoplattform YouTube.

Dass etwas, für das so offen geworben wird, dann tatsächlich verboten sein soll, diese Vorstellung dürfte den Urlaubern auf der Suche nach ein wenig Abenteuer und Exotik im größten Waldgebiet der Erde sicherlich schwerfallen. Die Veranstalter selbst finden am Einfangen der Tiere auch auf Nachfrage nichts Schlimmes. Den Kaimanen und Schlangen passiere ja nichts, außerdem werden sie ja bereits nach wenigen Minuten wieder ausgesetzt. Viel verheerender seien die illegale Jagd und der Schmuggel von Fauna und Flora zu Sammlern ins Ausland, so die vorgebrachten Argumente.

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  1. 1
    Der Bettler

    Dieser saublöde Mike mit Anhang,sollten einfach in der Wildnis ausgesetzt werden,um zu begreifen,was sie mit solchen Touren der Flora und Fauna
    antun.Der gefangene Kaiman,kann so einen Stress haben,daß er verendet.
    Da hilft dann das freilassen auch nichts mehr.Haben den solche Touristen
    überhaupt keine Interessee mehr an der Schönheit der Natur und den Tieren,daß sie solche Aktionen brauchen,um den letzten Kick zu bekommen.Wenn keiner von den Deppen sowas bucht,wird auch das An-
    gebot verschwinden.Unsere Erde wird schon genug geschunden,um eure perversen Spielchen nicht auch noch mitzumachen.Bin sehr verärgert.

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