Rund 50 Mitglieder einer schwer bewaffneten Drogengang haben nach Polizeiangaben am Mittwochabend Ortszeit in Rio de Janeiro ein Elendsviertel gestürmt. Die Banditen lieferten sich anschliessend stundenlage Feuergefechte mit Polizei und alarmierten Sicherheitskräften. Der Vorfall ereignete sich am Morro do Adeus in der riesigen Favela Complexo do Alemão im Norden der Millionenmetropole.
Das Viertel war im vergangenen Jahr in einer beispiellosen Aktion von Spezialeinheiten und Militär gestürmt und besetzt worden. Hunderte Kriminelle flüchteten damals in die Nachbarbezirke, zahlreiche Drogendepots wurden ausgehoben. Monate später wurden die Sicherheitskräfte durch eine so genannte Befriedungseinheit der Polizei (UPP) ersetzt. Doch immer wieder kam es in letzter Zeit in der Region mit immensen sozialen Problemen zu Zwischenfällen zwischen Anwohnern und den Beamten. Erst vor zwei Tagen war die Situation nach Bürgerprotesten erneut eskaliert, die UPP ging mit Gummigeschosse und Pfefferspray gegen die Bewohner des Viertels vor.
Bislang ist unklar, ob bei den jüngsten Zusammenstössen Tote und Verletzte zu beklagen sind. Dutzende Menschen flüchteten während der massiven Schusswechsel und versteckten sich in Häusern und Lokalen. Zahlreiche Straßen wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt. Immer wieder waren Schüsse aus Pistolen und Schnellfeuergewehren sowie Explosionen von Handgranaten zu hören. Die Aktion der Banditen sollte vermutlich der Rückeroberung verlorener Gebiete und der Vertreibung der dort stationierten Polizeikräfte dienen. Am späten Abend beruhigte sich allerdings die Situation, nachdem die Spezialeinheit Bope mit insgesamt elf Panzerwagen in das hart umkämpfte Viertel eingedrungen war.
Allerdings war auch gegen Mitternacht Ortszeit noch unklar, ob sich die Kriminellen in höher gelegenen Zonen verschanzt und versteckt hatten oder bereits in ein Nachbarviertel geflüchtet waren. Die Polizei riet den Menschen in der Region, ihre Häuser bis auf weiteres nicht zu verlassen und führte am Eingang der Favela intensive Personenkontrollen durch. Anwohner sprachen in ersten Reaktionen von einer schlimmeren Situation als bei der damaligen Befriedung des Viertels. Auch sollen nach bislang unbestätigten Meldungen bei der Aktion zahlreiche Menschen verletzt worden sein.
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