Im Prinzip sah es wohl so aus, dass ein nicht näher bezeichneter Herr aus Venezuela der PDVSA für besagte Tranche Dieselöl einen Käufer finden sollte oder wollte. Man schrieb das Jahr 2003, also kurz nach den Wirren und Umstellungen bei dieser Firma. Aber es war auch so in Ländern wie Russland und den Golfstaaten nicht ungewöhnlich, dass Spots über Privatpersonen verhökert wurden, die sich daran eine goldene Nase verdienten. Die Lieferung sollte über 18 Monate à 1,5 Millionen Tonnen erfolgen, also pro Woche 1-2 Tankschiffe. Das war ein fetter Vertrag und absolut plausibel, alles im Rahmen der nachvollziehbaren Möglichkeiten des Lieferanten. Der Preis sollte 2$ unter der jeweiligen Brent Notierung liegen, war also attraktiv für jeden Käufer, der eine solche Menge gebrauchen konnte.
Bei einem damaligen Grosshandelspreis von rund 700$ pro Tonne ging es demnach um einen Wert von 1,05 Milliarden Dollar monatlich, insgesamt also um 18,9 Milliarden Dollar. – Der heutige Tankstellenpreis in Europa liegt bei fast dem Dreifachen. Da kann einem schwindelig werden! – Für die Agenten war 1$ pro Tonne vorgesehen, jeweils 50 Cent für die Verkäufer- und die Käuferseite. Dies bedeutete 27 Millionen Dollar, welche die diversen Vermittler beider Seiten unter sich aufteilen sollten. Hierfür gibt es klare Regeln, die man aber stets zu umgehen oder ausser Kraft zu setzen versucht. Da für viele der Beteiligten dies der grosse Schnapp ihres Lebens bedeutet. Weil sie keine professionellen, oder gar vom Verkäufer oder Käufer beauftragten Agenten sind, versuchen sie alles, um so viele Cent wie möglich von diesem Dollar pro Tonne abzukriegen. Oft scheitert dadurch das ganze Geschäft.
In diesem Falle war die Mischung der Agenten besonders brisant. Der Mann von der korrupten sozialistischen PDVSA hatte den Vertrag einem Russen aus der Ölbranche angeboten. Dieser wollte nach Westeuropa verkaufen, da in seinem Land die Provisionen in Rubel rollen, nicht in Dollar. So kam das Angebot denn über mehrere Russen und Ukrainer auch auf meinen Schreibtisch. Und ich hatte schnell einen Interessenten, einen großen europäischen Mineralölkonzern mit teilweise mafiösen Strukturen, der das Angebot prüfen wollte.
Wenige Tage darauf klingelte das Telefon und mein russischer Kollege erklärte mir, der Vertrag sei unterzeichnet und würde abgewickelt. Allerdings ohne uns. Er hatte einen Vertrauensmann – man könnte auch sagen, einen Spion – in der PDVSA Zentrale. Man sei in Moskau überzeugt, so sagte er mir, dass ich nicht der Betrüger sei, jedoch erwartete man von mir den Namen des Schuldigen auf der Käuferseite, da dessen „Bestrafung“, sowie die des Verkäufer Agenten, bereits beschlossenen Sache sei. Zwei Monate räumte man mir hierfür ein, danach würde man mich als den Schuldigen betrachten. Zwei Stunden benötigte ich. Der feine Herr aus Caracas und der Agent des Käufers hatten sich kurz geschlossen, um die 27 Millionen an Kommission ungeschmälert unter sich aufzuteilen. Der Dreckskerl am Telefon gab sich erst arrogant, kaltschnäuzig und stritt alles ab, bis er die Situation begriff. Da verwandelte sich seine Stimme in die eines Schweines auf dem Weg zur Schlachtbank. Dass einer von uns beiden würde sterben müssen, stand fest. Ich kannte die Handlungsweise der Sorte von Russen, die hier im Spiel war. Niemand, schon gar nicht eine Behörde, hätte sie stoppen können. Es ging nur noch um die Frage, er oder ich? Also griff ich zum Telefon und nannte seinen Namen. Für alles weitere bin ich nicht verantwortlich.
Zwei Wochen später berichteten sogar die deutschen Nachrichten über seine brutale Hinrichtung in der eigenen Kanzlei. Die Kommissionen von 27 Millionen wurden nicht gezahlt. Der Mann aus Caracas hat das alles nie erfahren, er war längst tot.
Martin,jetzt glaube ich zu verstehen,was Du uns sagen willst.Wer sich mit
den Russen oder auch Chinesen einläßt,und versucht die zu betrügen,ist
so gut wie tot.Habe ich das so richtig verstanden? Das heißt auch,daß
auch heute noch so einige Köpfe rollen werden,die die Russen betrügen
wollen.Da wird die ven.Regierung aber bald sehr klein sein,denn da hat
jeder von unten bis ganz oben Dreck am Stecken.Tia,wenn es der Krebs
nicht ist,die Amis nicht,die Opposition nicht,die eigene Bevölkerung nicht,
dann sind es halt die Russen,die undercover dem ein Ende setzen.
Mir soll es Recht sein!
Ich habe gar nicht so weit gedacht, sondern nur eine Episode aus meiner Vergangenheit erzählen wollen, die in Bezug zu Venezuela steht.
Ich kenne viele Russen privat, sehr liebe Leute. Die sind alle genauso entsetzt und verabscheuen diese Form der Gewalt ebenso, wie wir. Sobald aber grosse Geschäfte im Spiel sind, gilt in Russland ein sonderbarer Ehrenkodex, nachdem Falschspieler zu sterben haben. Das ging so weit, dass man den Vermittler eines Geschäftes umbrachte, das scheiterte, weil die U.S. Flotte den persischen Golf sperrte und das vollgeladene Tankschiff in den Ausgangshafen zurück musste, für mehrere Jahre. Das war einwandfrei Höhere Gewalt und von dem Mann beim besten Willen nicht zu beeinflussen. – War übrigens ein Deutscher. – Mit diesem Geschäftsgebaren machen sich die Russen keine Freunde.
Wie die Chinesen solche Fälle handhaben, weiss ich nicht. Hab da keine Berührungspunkte.
Also,mir ist es gerade kalt den Ruecken runtergelaufen !!
Das war das einzige,was du machen konntest!! Sonst waere dein Name in der Zeitung gestanden…….
Die Art der Bestrafung, wie das die Russen machen, ist eine der ältesten und erfolgreichsten, um Geschäfte ohne grossen Stress durchzuführen.
Ich kann mir wahrhaftigt vorstellen, dass die Geschichte in dieser Form stimmt.
Dass dieses Prozedere den Stress aus dem Geschäft genommen hätte, kann ich nicht bestätigen. Vielmehr brachte sie eine besondere Form des Stresses ein, die letztendlich die Ursache dafür ist, dass ich seit dem mit solchen Leuten jeden Kontakt ablehne.