Meine Fahrerlaubnis in Tobago lief ab. Als Ausländer erhielt man automatisch eine dreimonatige Fahrerlaubnis. Danach musste der tobagonische Führerschein gemacht werden. Es mussten Theoriestunden absolviert werden und danach eine theoretische Prüfung abgelegt werden. Auf Tobago wurde schon etwas anders gefahren als sonst wo. Wollte man abbiegen, so betätigte man nicht den Blinker, sondern zeigte wie beim Fahrradfahren mit dem Arm die Richtung an. Verlangsamte man in der Kolonne sein Tempo, so war dies ebenso durch eine Handbewegung anzuzeigen. In dieser Art gab es noch einige Regeln mehr. Probleme stellten sie keine dar, da sowieso jeder Fahrer wegen der „Aircondition“ mit herunter gekurbelter Scheibe fuhr.
Nun stelle man sich aber mal vor, wenn ein dunkelhäutiger Fahrer bei Nacht mit dem Arm die Richtung anzeigt, wie gut dies zu erkennen ist.
Ich musste momentan jedoch genug andere Schwierigkeiten bewältigen, so dass ich einfach keine Lust hatte, mir den Stress mit dieser Führerscheinprüfung auch noch anzutun. Außerdem war die Fortbewegung überhaupt gar kein Problem. Man stellte sich einfach irgendwo an den Straßenrand und zeigte mit der Hand an, dass man mitgenommen werden wollte. Jeder Fahrer, der in seinem Auto noch Platz hatte, hielt an. Man bezahlte dafür einen geringen Betrag. Auch die Schulkinder, die oft ins nächste Dorf zur Schule mussten, legten so ihren Schulweg zurück.
Zu dieser Zeit war auch noch die Aufenthaltsgenehmigung meines Mannes abgelaufen, und er hatte sich auf der Immigration einzufinden, um im Pass einen neuen Stempel für die nächsten Monate zu erhalten. Bis jetzt war dies immer eine Routinesache gewesen. Doch nicht dieses mal. Die Beamten verweigerten ihm die Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung. „No extension“ hieß es. Keine Argumente und auch keine Bitten halfen. Die Behörden verlangten dass er nach Deutschland zurück fliegen sollte. Wenn er danach wiederkommen würde, bekäme er eine erneute Aufenthaltsgenehmigung. Jedoch konnte oder wollte ihm niemand sagen, wie lange er fort bleiben musste. Kam er zu früh zurück, konnte es ihm passieren, dass er sofort wieder mit demselben Flieger zurück geschickt wurde. Es war fatal! Zum einen verzögerte dies all unsere Pläne, zum anderen war es mit enormem Geldaufwand verbunden. Ein Ticket musste gekauft werden, außerdem hatte er einige Zeit in Deutschland zu verbringen. In dieser ganzen Zeit würde ich dann alleine mit der ganzen Arbeit, und schutzlos im Haus sein! Es war so ungerecht, unlogisch und grundlos!
Von Louis, einem anderen Deutschen, der Ähnliches bereits mehrmals erlebt hatte, erhielt Joe den Tipp, einfach für kurze Zeit auf eine andere Insel zu fliegen. Bei der Einreise würde man auch wieder einen Stempel für die Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Also buchte mein Mann einen Flug zur nahen Insel Grenada. Damit die Behörden in Tobago nicht aufmerksam wurden, fuhr er dafür extra mit der Fähre zuerst nach Trinidad und flog von dort aus nach Grenada. Er hoffte, dass er bei seiner Rückkehr in Trinidad weniger Probleme haben würde als am kleinen Flughafen in Tobago, wo Jeder Jeden zu kennen schien. Er hatte vor, ein paar Tage auf Grenada zu verbringen, um nach etwa einer Woche wieder zurück zu kommen.
Doch als die Woche um war, erhielt ich einen Anruf von meinem Mann, der bei seiner Ankunft in Trinidad von den Offizieren der Einwanderungsbehörde festgehalten worden war. Sie hatten bemerkt, dass seine Aufenthaltsgenehmigung bereits abgelaufen war. Joe berichtete mir am Telefon in kurzen Worten, dass die Behörden in Trinidad vorhatten, ihn in den nächsten Flieger nach Deutschland zu setzen. Er hatte dies bisher nur verhindern können, weil er nicht mehr genügend Geld für das Ticket bei sich hatte. Plötzlich nahm ihm einer der Offiziere den Hörer aus der Hand, und wollte mit mir sprechen. Er verlangte von mir, ich solle Geld für das Ticket nach Trinidad schicken. Ich gab vor, keine Vollmacht für unsere Konten zu besitzen, und somit auch kein Geld von der Bank holen zu können. Damit gaben sie sich glücklicherweise vorläufig zufrieden. Sie erteilten meinem Mann eine Aufenthaltsgenehmigung von ein paar Tagen, mit der Auflage, sich danach umgehend in Tobago bei der Immigration zu melden. Wir hatten dadurch einige Tage gewonnen, in denen wir uns etwas einfallen lassen mussten.
Erst mal war die akute Gefahr deportiert zu werden gebannt!
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