Mit zahlreichen Festakten und dem Beginn eines Countdowns werden am heutigen Freitag (16.) in Brasilien die letzten 1.000 Tage bis zur Fussball-Weltmeisterschaft 2014 eingeläutet. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, den ehrgeizigen Zeitplan einhalten zu können, selbst wenn derzeit von einigen der insgesamt zwölf Austragungsstätten bislang nur eine Baugrube oder ein Betongerippe zu sehen ist.
„Es sind 12 Städte und 12 Standorte für die Weltmeisterschaft. Wer sich die Baustellen anschaut, sieht nur grosse Flächen von Ruinen oder Erde auf beiden Seiten. Kann man sich wirklich vorstellen, dass anstelle des Schutts hier in 1.000 Tagen hochmoderne Fussballstadien stehen?“ fragt dann auch nicht ganz ohne Berechtigung das Nachrichtenmagazin G1 seine Leser. Denn laut der jüngsten Bilanz des brasilianischen Sportministeriums sind derzeit auch nur zwei Baustellen ihrem Zeitplan voraus. Es gibt also noch viel zu tun.
Das Organisationskomitee der FIFA begleitet dabei jeden einzelnen Schritt in Brasilien, von den Ausschreibungen mit zur der notwendigen Infrastruktur für das weltgrößte Fussballfest. 21 Mitarbeiter überwachen dabei den Baufortschritt, ihnen stehen auf 4 Monitoren ingesamt 24 Livebilder aus allen Regionen des Landes zur Verfügung.
Dabei richtet sich das Augenmerk bereits auf den Konföderationenpokal 2013. Denn für die Mini-WM im Jahr vor der Weltmeisterschaft müssen bereits mindestens vier oder fünf Stadien fertiggestellt sein. Keine Chance auf eine Berücksichtigung haben dabei bislang zwei Arenen: in Natal im Bundesstaat Rio Grande do Norte wurde bislang noch nicht einmal das alte Stadion abgerissen um dort die Arena das Dunas zu errichten, in São Paulo haben erst vor kurzem die Arbeiten am Itaquerão begonnen.
Wenig anders sieht es in der Amazonasmetropole Manaus aus. Hier ist geplant, den Neubau erst wenige Tage vor dem Confed-Cup einweihen zu können. Vor gut einem Monat wurde mit der Tribünenkonstruktion begonnen. Dem Betrachter bietet sich aber weiterhin nur eine gigantische Baugrube mit einigen Betonsäulen.
Die restlichen neun Stadien sollen allerdings bereits Ende 2012 fertiggestellt sein oder in neuem FIFA-konformen Glanz erstrahlen. Dabei hatte die Arena in Curitiba im Süden des Landes noch den geringsten Aufwand zu betreiben, hier müssen nur einige Anpassungen bei den Tribünen vorgenommen werden. Der Ausbau der Zuschauerplätze wurde allerdings mehrfach verschoben und soll nun im Oktober beginnen. In Porto Alegre sind die Erd- und Fundamentarbeiten abgeschlossen, die Baumassnahmen ruhen jedoch derzeit. Der Fussballclub SC International als Eigentümer ist momentan auf der Suche nach einem Finanzpartner für den geplanten Umbau.
Auch in Salvador da Bahia steht mittlerweile ein Betongerüst, welches den Abschluss der ersten Bauphase symbolisiert. Die beteiligten Architekten sind zuversichtlich, den Zeitplan einhalten zu können. In Belo Horizonte in Minas Gerais hingegen ruhen die Baumaßnahmen. Zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten streiken die Arbeiter für bessere Arbeitsbedingungen. In Brasília verzögert sich der Bau ebenfalls, da nach einer missglückten Sprengung der Haupttribüne diese nun von Hand abgetragen werden muss. In Cuiabá kam es in der Vergangenheit ebenfalls zu Verzögerungen, die jedoch angeblich in diesem Monat wieder aufgeholt werden sollen.
Gut voran geht es nach Auskunft der Verantwortlichen in Fortaleza und Recife. Während in der Hauptstadt des Bundesstaates Ceará die ursprüngliche Struktur schon beseitigt wurde um nun den Umbau anzugehen, sei man bei dem geplanten Stadion in Pernambuco mit den Erdarbeiten bereits fertig und liege bei den Fundamenten vor dem Zeitplan.
Die Arbeiten im ehrwürdigen Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro wurden durch zwei Streiks der Arbeiter ebenfalls unterbrochen, allerdings hofft man weiterhin, den Zeitplan einhalten zu können. 25 Prozent der Baumaßnahmen seien abgeschlossen, die Übergabe soll im Dezember 2012 erfolgen. In der umgebauten Arena soll das Eröffnungsspiel des Konföderationenpokals 2013 stattfinden.
Doch selbst wenn der letzte Sitz verschraubt und die letzte Rasenplatte verlegt ist, stehen noch zahlreiche Tests an, um die WM-Tauglichkeit zu gewährleisten. Laut dem FIFA-Verantwortlichen Ricardo Trade sollen dann im Vorfeld der Turniere mindestens zwei Spiele abgehalten werden, um sowohl die Bedingungen innerhalb als auch außerhalb des jeweiligen Stadions zu überprüfen. Bis dato wird der auf großen Uhren visualisierte Countdown jedoch unerbittlich herunterzählen – ohne Rücksicht auf Verzögerungen durch Wetterkapriolen, Streiks oder durch unerwartete Mehrkosten entstandene Finanzierungsprobleme.
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