Nach den Protesten zehntausender Bolivianer in allen Provinzen befindet sich das indigene Staatsoberhaupt Evo Morales in der schlimmsten Krise seit seiner Amtsübernahme im Jahr 2006. Letzte Umfrageergebnisse bescheinigen ihm zudem einen dramatischen Popularitätsverlust bei der Bevölkerung des südamerikanischen Landes. Der ehemalige Anführer der Koka-Bauern hat die Unterstützung der indigenen Bevölkerung, die ihn einst zum Präsidenten machten, längst verloren.
Obwohl er sich nach der brutalen Prügelattacke gegen rund 1.500 Demonstranten entschuldigte, folgten tausende Demonstranten einem Aufruf des Gewerkschaftsdachverbands COB zum Generalstreik und lähmten die Hauptstadt La Paz und Cochabamba. Gewerkschaften, Umweltschützer, linke Politiker und einheimische Vereine, die ihn im Januar 2006 zur Macht verhalfen, trugen Spruchbänder mit Rücktrittsforderungen an den linken Präsidenten.
Obwohl Morales beteuerte, er habe den Polizeieinsatz nicht angeordnet und Aggressionen gegen die „indigenen Brüder“ weit von sich wies, glaubt ihm die Mehrheit seiner Untertanen nicht. Laut dem ehemaligen Vizepräsidenten Víctor Hugo Cárdenas Conde, indianischer Herkunft wie Morales, ist der wachsende Unmut unter der Bevölkerung „eine Ablehnung des Autoritarismus einer Regierung, die Gefangener der Interessen der Koka-Anbauer ist“.
„Laut der Verfassung von Bolivien müssen indigene Völker bei jedem Projekt, welches auf ihrem Land geplant ist, befragt werden. Die ist nachweislich nicht geschehen. Da nützt auch sämtliches Leugnen des Präsidenten nichts“, so Cárdenas. Der ehemalige Präsidenten-Sprecher Alex Contreras gab am Sonntag (25.) bekannt, dass der brutale Einsatz der Polizei, bei dem mindestens ein Kind getötet wurde, „eindeutig von höchster Ebene der Regierung angeordnet wurde“ und nach einem „exakten strategischen Plan“ durchgeführt wurde.
„Ohne höchsten Befehl rührt sich hier überhaupt nichts. Da hilft auch alles Leugnen von Morales nicht“, so Fernando Vargas, Anführer des Marsches der Indigenen. „Die Zeit für Dialoge mit dem Präsidenten ist nach bisher acht Versuchen endgültig abgelaufen ist“, fügte er hinzu.
Wo bleibt denn die Unterstützung von Blutsbruder Hugo Chávez? Kein Wort bisher, geschweige denn Taten!
Anscheinend geht beiden langsam die Luft aus, wenn auch auf unterschiedliche Weise.