Carol Rea kam 1965 zum ersten Mal nach Nicaragua. Ein Jahr lang arbeitete sie als Lehrerin für die Kinder kanadischer Minenarbeiter in Siuna im Norden des Landes, wohin man damals nur auf dem Luftwege gelangte. Die Arbeitsbedingungen waren sehr gut, die Siedlung der Minenarbeiter verfügte über alle Annehmlichkeiten. Aber draußen sah Carol Armut, die ihr Tränen in die Augen trieb. „Ich habe viel geweint in den ersten Wochen“, erinnert sie sich. Es war eine prägende Erfahrung, die Carol nach über 35 Jahren zurück kehren ließ, erst mal ‚zum Fühlen‘, wie sie sagt (das war 2000 und 2001), bis sie zwei Jahre später zum Bleiben entschlossen war.
Carol hat viel geschafft, und es gibt noch immer viel zu tun. Vor allem ist sie bestrebt, ihren nicaraguanischen Mitarbeitern mehr Verantwortung zu übertragen. Der Bibliothekarin Ruth zum Beispiel, die einst ihre Spanisch-Lehrerin war und jetzt ihre rechte Hand ist. Im ‚Little Hilton‘ wacht sie über die Ausleihe und kümmert sich um die Kinder, die zum Lesen her kommen. Ruth hat Moped fahren gelernt, damit sie Carol beim Verteilen der Bücher unterstützen kann. Später soll sie diese Aufgabe selbständig übernehmen.
Carol hat inzwischen ein neues Projekt initiiert: die ersten ‚reading corners‘ in Häusern der comunidad, für Kinder, die einen weiten Weg in die Bibliothek zurück legen müssen oder noch immer Berührungsängste haben. Sie können jetzt einfach um die Ecke ins Haus einer Familie gehen, die sie kennen, und dort lesen. Carol hofft, viele Familien für diese Idee gewinnen zu können.
Samstags ist Lesezeit im Parque Central, vormittags zwischen zehn und zwölf und nachmittags von zwei bis vier. Carol und Luis breiten die Kissen auf dem Boden des kleinen Pavillons in der Mitte des Parks aus, während eine der Helferinnen die Bücher in einen großen Korb sortiert. Carols kleiner Hund Tobi hat sich irgendwo brav hin gesetzt, er weiß, dass es eine Weile dauern wird. Nachmittags sind meist mehr Kinder da, und die, die morgens schon kommen, tun das vor allem wegen Luis, weil der so gut die Bilder erklären kann, die er selbst in ein Buch gemalt hat. Es heißt „Alfredito regresa volando a su casa“ (Der kleine Alfredo fliegt nach Hause zurück) und handelt von Emigration und Identität. Luis kennt die Probleme, er hat selbst viele Jahre im Ausland gelebt, einige davon unfreiwillig. Nach über achtzehn Jahren ist er zurück gekehrt und will den Kindern mit seinen Büchern helfen, ihre kulturellen Wurzeln zu entdecken. Er ist überzeugt, dass er ihnen mit seinen Illustrationen die Annäherung erleichtern kann.
Für einen guatemaltekischen Verlag hat er ein Buch über die Geschichte der Mayas geschrieben; ‚Popol Vuj‘ war ein großer Erfolg. Das hat ihn ermutigt, ein ähnliches Projekt über die alten indianischen Völker Nicaraguas in Angriff zu nehmen, ein Buch für die Kinder seiner Heimat.
„Unser Land verfügt über ein enormes kulturelles Potential, wir müssen es nur nutzen,“ sagt Luis.
Einer seiner kleinen Freunde winkt ihn zu sich aufs Kissen. Daneben sitzt ein Mädchen im rosa Seidenkleidchen. Sie könne schon lesen, behauptet sie stolz. Der Junge strahlt aus großen schwarzen Augen: „Ich kann es noch nicht, aber ich werde es bald lernen.“
Liebe Gabriele, es war wieder mal eine so schöne Geschichte,und ich
wünsche allen die für das Projekt stehen viel Erfolg.
Angi Venezuela
Danke, Angi. Ich freue mich immer über solche Kommentare.
Ja, es ist ein wundervolles Projekt.
Lebst Du in Deutschland?
Ich möchte spanisch-sprachige Bücher für die Bibliothek sammeln und freue mich über jeden, der etwas beitragen kann.
Gabi
Hallo Gabi, ich lebe 9-10 Monate im Jahr in Venezuela auf der Isla Margar.
Die restliche Zeit verbringe ich zu Hause um nötige Operationen,und
Gesundheitscheck zu absolvieren.Bin Rentnerin und handhabe das seit
ca,10 Jahren so.Euer Projekt ist ja mehr auf Kinderbücher ausgelegt,so
wie ich das verstanden habe.Da wir hier momentan große Schwierigkeiten
mit der Regierung und Präsidenten haben(mutiert immer mehr zur Diktatur)
dürfen wir Ausländer nicht auffallen.Gabi schreibe mir kurz,wie ich euren
Projekt dienlich sein könnte.
Grüße Angi
Liebe Gabriel, herzlichen Dank für die senhr notwendige Arbeit,
die Sie für unsere Nachkommen regelmäßig organisieren und
erfüllen.
Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg auf jedem Weg und Pfad.
Dannenberg (Elbe), Deutschland
Den 21. 10 2012